Dead Souls: Horror (German Edition)
um seinen Kopf. Er schlug nach ihnen, dann kratzte er sich am Hals. Es kam ihm vor, als berührte ihn der Mann jetzt mit seinen gespensterhaften, blutverklebten Fingern. Dein Blut gehört mir, Conroy! , hatte der Irre gerufen, sein grässliches, mit ausgehöhltem Auge versehenes Abbild durchzuckte Johnnys geistiges Auge wie ein Blitz.
Bald sah Johnny ein, dass er einen Weg finden musste, hier zu verschwinden, aus dem Speicher, dann für immer von seinem Grundstück. Er wollte keinen Teil davon – auch nicht das Geld, das damit einherging. Was ihn anging, konnten es der Bürgermeister und seine Geschäftsleute gratis haben.
Er bewegte sich.
Das Holz unter ihm gab leicht nach.
Neugierig ging er in die Knie. Er starrte wenige Sekunden auf den Fußboden. Dann räumte er mit seinen Handflächen eine dicke Schicht gelbes Heu beiseite.
Bryan …, flüsterte eine plötzliche, geisterhafte Stimme.
Er hustete, als ihm der Staub ins Gesicht flog. »Hallo«, rief er und kam sich augenblicklich dumm und gestört vor. Die Stimme … sie war aus seinem eigenen Kopf gekommen, nichts weiter als sein traumatisierter Verstand, der grauenvolle Spiele mit ihm spielte. Er schauderte. Tränen der Angst und Unsicherheit stiegen ihm in die Augen, und er fragte sich sehr besorgt, ob es sich so anfühlte, wenn man seinen Verstand verlor. Hey, vielleicht ist in der Irrenanstalt das Bett des Wahnsinnigen noch frei?
Dann erblickte er in dem Holz etwas, das seiner schicksalsschweren Situation Hoffnung brachte. Er wischte so viel Staub wie möglich beiseite. Danach fuhr er mit den Fingern an einer staubverkrusteten Kerbe entlang. Er erreichte einen rechten Winkel, drehte um und bewegte seine Finger weiter an der Kerbe entlang, während er sich wirklich einen Pfriem oder einen Schraubenzieher wünschte, um den Staub herauszukratzen. Die Kerbe senkte sich zu einem weiteren rechten Winkel, und in weniger als einer Minute kam er zu der Erkenntnis, dass die Leiter nicht der einzige Zugang zu dem Speicher gewesen war.
Dem Herrn sei Dank!
Eine Falltür.
Es gab keinen Griff, aber er konnte seine Fingerspitzen in die Kerbe quetschen, sobald er den Großteil der Staubpartikel ausgegraben hatte.
Die Stimme ertönte erneut. Diesmal lauter, auch mit einem anderen kräftigen Flüstern verbunden: Unsere sterbenden Seelen …
»Nein …«, sagte Johnny laut und versuchte, die schaurigen Stimmen aus seinem Kopf zu bekommen. Das spielt sich alles in meinem Kopf ab, das ist mein traumatisierter Verstand . Schweiß strömte an seinem Gesicht herunter. Er zerrte an der Tür. Zuerst bewegte sie sich nicht, aber er zog weiter, bis seine Finger bluteten und sich seine Hände schmerzhaft verkrampften.
Der dicke Staub fiel nach unten in die Dunkelheit.
Er steckte seine Finger in die Kerbe und zog weiterhin an dem harten Holz. Die Tür quietschte, öffnete sich einen Spalt – weit genug, um seine Fingerspitzen darunterzuklemmen.
Schreiend zog er die schwere Tür hoch.
Genau in diesem Moment verdunkelte sich das Licht, das durch das Loch in der Scheune hereinschien, den Eindruck erweckend, als verdeckte eine sepiafarbene Wolke die Nachmittagssonne. Ein Schwall heißer, stinkender Luft stieg von unten herauf, als er die Tür packte und sie weit aufriss; sie knallte laut gegen die Wand und blieb offen. Johnny duckte sich und kreischte, als ein Chor flüsternder Stimmen aus dem Strudel der Dunkelheit aufstieg, die wie Tiere in einem Käfig gefangen waren. Unsere Seelen sind frei! , riefen sie, dabei wiederholten sie sich gegenseitig, sie berührten Johnny, drangen wie winzige Stromschläge in seinen Körper ein. Sie schwammen in seinem Blut und kosteten von seiner Seele und dann zerrten sie ihn mit körperlicher Kraft über die Falltür in die Dunkelheit hinunter. Als die Stufen unter seinem Gewicht zersplitterten, biss er gegen den schockierenden Schmerz die Zähne zusammen. Mit einem dumpfen Schlag krachte er auf den steinharten Boden.
Und dort blieb er, gelähmt, die wechselnde Dunkelheit erkundend, durchdringende Stimmen in seinem Körper erduldend, die mit wurzellosen Händen nach ihm griffen. Er versuchte, seine Arme zu bewegen, seine Beine, seinen Hals, aber Taubheit hatte ihn fest im Griff. Nur über seine aufgerissenen Augen hatte er die Kontrolle, er schaute sich um und erblickte irgendwie in der umliegenden Dunkelheit geisterhafte mit Blut übergossene Holzkreuze, an die man die Körper von vier Personen gekreuzigt hatte; ihr flehender Blick
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