Deadline - Toedliche Wahrheit
sagte ich und hielt die Hand hoch. »Schlüssel?«
»Du fährst?«, fragte Maggie, als sie sie mir aus der Rückhand zuwarf.
»Dann kommen wir zumindest lebend an.«
Maggies Lachen wurde von dem von George beantwortet, sodass ein seltsamer Halleffekt entstand, den nur ich hören konnte. George hatte es schon immer verabscheut , mich fahren zu lassen. Sie meinte, dass ich jedes Mal, wenn ich, ohne abzubremsen, eine Kurve nahm, versuchen würde, uns beide vorzeitig ins Grab zu bringen. Heutzutage fahre ich notwendigerweise für uns beide, und meistens ist ihr das scheißegal, aber die Ironie entging uns beiden trotzdem nicht.
Selbst als sie am Leben gewesen war, hätte George zugegeben, dass ich ein besserer Fahrer war als Maggie. Ich habe beispielsweise noch nie nur so zum Spaß einen Wagen ins Schlittern gebracht, und ich betrachte einen Regentag nicht als günstige Gelegenheit für ein bisschen Aquaplaning. Ich bin vielleicht verrückt, aber Maggie ist wohl eher selbstmordgefährdet.
Kelly stieg hinten ein. Maggie und ich saßen vorne. Maggie gab eine Adresse ins GPS ein, und ich ließ den Motor an. Langsam fuhr ich die Auffahrt hinunter, hielt bei der Kontrollstelle – eine kleine, fast beiläufige Erinnerung an die Gefahren außerhalb des Grundstücks – und bog auf eine der gewundenen zweispurigen Straßen ein, die in einer Kleinstadt wie Weed als Hauptstraßen durchgehen. Es gab kaum Schlaglöcher. Das war so ziemlich die einzige Vorsichtsmaßnahme, welche die Stadtverwaltung für den Fall eines Ausbruchs getroffen hatte. In Städten wie Oakland oder Portland gibt es stehende Truppen, Blutkontrollstellen und jede Menge Zäune. In Städten wie Weed gibt es verschlossene Türen, Fenster aus Sicherheitsglas und viel Luft zum Atmen. Ich hatte noch nie zuvor viel Zeit in einer gesicherten ländlichen Gegend verbracht. Irgendwie war ich immer davon ausgegangen, dass Menschen, die sich für einen solchen Lebensstil entscheiden, wahnsinnig sein müssten. Zu meiner Überraschung stellte ich jedoch fest, dass es mir hier gefiel.
Wenn das alles vorbei ist, dann sorge ich dafür, dass du dich auf einer Farm zur Ruhe setzen kannst, mit viel Auslauf, sodass du draußen mit den anderen Kindern spielen kannst , sagte George trocken.
Es gelang mir, statt einem Lachen nur ein leises Husten herauszulassen, und ich wandte den Kopf zur Seite, ehe Maggie und der Doc mein Lächeln sehen konnten. So gut, wie die Dinge derzeit liefen, gab ich mir Mühe, ihnen mein Verhältnis zu George nicht unter die Nase zu reiben. Es ist eine Sache zu wissen, dass der Boss spinnt. Damit zurechtzukommen ist eine ganz andere.
»Wie weit ist es bis zum Flughafen?«, fragte Kelly und beugte sich zwischen den Sitzen vor, um die Straße zu sehen. Ihr gefärbtes Haar wuchs langsam raus, ein zerzauster roter Pony hing ihr in die Stirn. Dadurch sah sie mehr wie sie selbst aus, und das erleichterte mir den Umgang mit ihr, insbesondere, da sie nach wie vor Buffys Kleider trug. Ein Gespenst war mehr als genug für mich.
»Knapp zwanzig Kilometer«, antwortete Maggie. Sie griff nach der Radiofernbedienung. Dank Buffys Bastelei und Georges grenzenloser Bereitschaft, für Informationen Geld auszugeben, verfügte unser Sendewagen über einen technisch ausgefeilten Empfänger, mit dem man Polizeifunk und sogar einige Militärfrequenzen reinbekam. Maggies hingegen empfing sechshundert Satellitenradiosender. Bevor ich das erste Mal mit ihr mitgefahren war, hatte ich nicht gewusst, dass es beispielsweise genug keltischen Teenybopper-Surfrock für einen Podcast gab, ganz zu schweigen von einem ganzen Radiosender. Man lernt nie aus.
Maggie entschied sich für einen Sender mit lärmendem Grunge-Pop aus der alten Zeit. Sie drehte die Boxen auf, legte die Fernbedienung beiseite und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. »So ist es besser.«
»Besser als was?«, fragte Kelly.
»Besser als ohne Musik.« Maggie drehte sich zu mir herum und bohrte mir fest den Zeigefinger zwischen die Rippen. »Und jetzt raus damit! Hattest du eine Ahnung, dass er herkommen würde?«
»Ich hatte wirklich keine Ahnung, Maggie, das schwöre ich.« An einem Stoppschild wurde ich langsamer, ohne ganz anzuhalten, um dann aufs Gas zu treten und eine schmale, von Bäumen gesäumte Straße entlangzufahren, das Tempo höchstens ein bisschen zu hoch. Solange ich nicht noch schneller fuhr und uns alle umbrachte, machte ich meine Sache wahrscheinlich ziemlich gut. »Er hat ein paar
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