Deadline - Toedliche Wahrheit
viele Personen sich im Fahrzeug befinden?« Ich ließ das Fenster herunterfahren und warf Maggie in Erwartung einer Antwort einen Blick zu. Metallene Teleskoparme kamen aus den Büschen an den Rändern der Auffahrt, entfalteten sich und gaben den Blick auf kleine Testeinheiten frei, an deren Seiten spiegelnde Metallplatten befestigt waren. Die winzigen Blenden, hinter denen die Nadeln hervorkommen würden, glitzerten in der Sonne.
»Das Sicherheitssystem arbeitet mit biometrischen Hitzesensoren und ist mit einem einfachen Sonar ausgestattet«, erklärte Maggie mit der Art auswendig gelernter Genauigkeit, die vermuten ließ, dass sie zwar die Bedienungsanleitung gelesen hatte, aber nicht wirklich verstand, wie ihr Sicherheitssystem funktionierte. Aber immerhin, sie hatte die Anleitung gelesen. Manche Leute vertrauen ihre Sicherheit Maschinen an, ohne auch nur das zu tun. »Es weiß immer, wie viele Personen getestet werden müssen. Wir sind hier einmal mit einem Bus hochgefahren, als wir einen Gruppenausflug nach Disneyland gemacht haben, und das Tor hat sich erst geöffnet, nachdem alle 38 Insassen ein sauberes Testergebnis abgeliefert hatten.«
»Es hat alle 38 überprüft?«, fragte ich mit einem leisen Pfiff nach. »Beeindruckend.« Und auch erschreckend, weil ich darauf gewettet hätte, das die Entwickler nicht über all die denkbaren Schlupflöcher bei diesem System nachgedacht hatten. Maggies Sicherheitssystem forderte uns nacheinander auf, uns lange genug aus dem Fenster zu lehnen, damit eine Blutprobe genommen werden konnte, aber es zwang uns nicht dazu, auszusteigen und durch eine Luftschleuse zu treten, während der Test im Gange war. Es war absolut möglich, dass jemand ein sauberes Testergebnis ablieferte und das Virus erst anschließend aktiv wurde, während der Rest der Gruppe noch überprüft wurde. Der Netzhautscan am nächsten Tor würde den Betreffenden – wahrscheinlich – erwischen, aber bis dahin hätte sich die Zahl der potenziell Infizierten von einem auf alle Angehörigen der Gruppe erhöht.
Maggie lächelte arglos, ganz offensichtlich entging ihr meine Skepsis. Wahrscheinlich war das auch besser so. »Es ist das Beste, was es für den privaten Markt gibt.« Sie streckte ihre Hand beim Sprechen zum Fenster raus und drückte sie auf das Testfeld an der Beifahrerseite.
»Es ist nicht auf dem privaten Markt«, sagte Kelly. Ich drehte mich zu ihr um, während ich eine Hand auf mein eigenes Testfeld legte. Sie zuckte mit den Schultern, streckte die Hand aus dem Fenster und erklärte: »Diese Technologie sollte für die nächsten zwei Jahre eigentlich nur für Regierungsbehörden verfügbar sein.«
»Ups«, sagte Maggie. Sie warf Kelly ein Lächeln zu und zog die Hand zurück in den Wagen, als das grüne Licht an der Testeinheit aufleuchtete. »Da hat Dad wohl ein paar Beziehungen spielen lassen.«
Mal wieder , fügte George trocken hinzu. Ich verkniff mir ein Lachen.
»Er hat hervorragende Arbeit geleistet«, sagte Mahir. Das Licht an seiner Testeinheit leuchtete grün auf. Er zog seine Hand zurück, ließ sich in den Sitz zurücksinken und schloss die Augen wieder. »Herr im Himmel, dieses Land ist riesig! Weckt mich, wenn es Kaffee gibt!«
»In einer Minute musst du die Augen für den Netzhautscan aufmachen«, warnte ihn Maggie vor.
Mahir stöhnte.
Ich warf ihm durch den Rückspiegel einen Blick zu und bemerkte die Fältchen, die der Stress um seine Augen herum hinterlassen hatte. Die waren letztes Jahr noch nicht da gewesen. Georges Tod hatte ihm beinahe ebenso sehr zugesetzt wie mir – und das hätte ich mir bei so ziemlich niemand anderem vorstellen können. Mahir war ihr Beta-Blogger gewesen, ihr Kollege und ihr bester Freund, und manchmal hatte ich das Gefühl gehabt, dass er gerne noch mehr für sie geworden wäre, wenn sie nicht auf verschiedenen Kontinenten gelebt hätten. Ich hatte wenigstens den fortwährenden Trost meiner Geisteskrankheit. Er hatte nur das Schweigen und dank mir nun auch noch die schlechten Neuigkeiten, die ihn aus England fortgetrieben hatten.
»Ich hoffe, das war es wert«, brummte ich und ließ den Motor wieder an.
Die Netzhautscanner waren darauf programmiert, immer nur zwei Personen auf einmal zu überprüfen. Es dauerte fast fünf Minuten, bis wir durch das vierte Tor waren. Mahir und ich gingen zuerst – ich, weil die Sicherheitsbestimmungen vorschrieben, den Fahrer so schnell wie möglich zu testen, und er, weil ich befürchtete, dass er
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