Deadline - Toedliche Wahrheit
Pause, die gerade so lang war, wie er brauchte, um nach Luft zu schnappen, und dann erwiderte er meine Umarmung. Seine Schultern sackten ein wenig herab, als ein Teil seiner Last von ihm abfiel. Ich wusste noch nicht, woran er so schwer zu tragen hatte, aber zweifellos würde ich es bald erfahren.
»Danke«, sagte er. Als er mich losließ, wirkte sein Lächeln etwas kraftvoller. Ich wandte mich in Richtung Treppe, während er ins Bad ging und die Tür hinter sich zumachte.
Unten roch es nach heißem Curry, Knoblauchbrot und der süßen, klebrigen Leere von weißem Reis. Maggie packte auf der Anrichte prall gefüllte Papiertüten aus dem Curry-Haus aus, während Alaric, Becks und Kelly am Tisch saßen und versuchten, ihr nicht in die Quere zu kommen. Die Bulldoggen waren weg und die Verbindungstür zum Vorraum geschlossen, was vermuten ließ, dass man sie dorthin verbannt hatte.
Sieh an, die ganze Truppe ist versammelt , sagte George leise.
»Ja«, murmelte ich und hielt in der Tür inne, um sie zu betrachten. Becks lachte hinter vorgehaltener Hand, wahrscheinlich über einen von Alarics Sprüchen. Maggie wippte auf ihren Zehenspitzen, als tanzte sie zu einer Melodie, die nur sie hören konnte. Selbst Kelly war entspannt. Sie saß auf ihrem Stuhl und schaute den anderen mit einem leisen, verwunderten Lächeln auf den Lippen zu. Das war mein Team. Es war vielleicht nicht das Team, das ich mir selbst zusammengestellt hätte – von ihnen allen war Becks die Einzige, der ich im Feld vertraute, und zugleich war sie diejenige, mit der zu reden mir nach wie vor am schwersten fiel. Alaric war nie auch nur für den Feldeinsatz zertifiziert worden, da er noch in seinen Prüfungsvorbereitungen gesteckt hatte, als der ganze Ärger losgegangen war, und Maggie hatte als Fiktive nie eine Prüfung ablegen müssen.
Schritte hinter mir verrieten mir, dass Mahir sich näherte. Ich drehte mich zu ihm um und fragte: »He, du darfst doch ins Feld, oder?«
Mahir schaute mich stirnrunzelnd an. Er hatte sich das Haar mit Gel zurückgestrichen und die deutlicheren Anzeichen von Erschöpfung beseitigt. Die Sache mit den Stimulanzpflastern war kein Scherz gewesen. Den Preis dafür würde er später bezahlen. Andererseits würden wir alle später für eine Menge Dinge bezahlen, vorausgesetzt, dass wir lange genug lebten.
»In England und in der Europäischen Union ja, in den Vereinigten Staaten nicht. Allerdings darf ich mit meiner England-Lizenz bis zu neunzig Tage als Journalist auf Besuch hier unterwegs sein. Wieso?«
»War nur neugierig.« Ich trat beiseite und machte eine ausholende Geste Richtung Küchentisch. »Meine Damen und Herren, Mahir Gowda!«
»Hey Boss!«, rief Alaric entzückt. Als Newsie arbeitete er direkt unter Mahir, und er verließ sich ganz auf ihn, wenn es darum ging, mir Vernunft beizubringen. Vermutlich rechnete er damit, dass das mit uns beiden unter einem Dach nun unkomplizierter würde. Damit lag er wohl auch nicht ganz falsch.
Becks war etwas dezenter. Sie stand auf, ging zu Mahir, legte ihm die Arme um die Schultern und drückte ihn fest an sich. Er erwiderte ihre Umarmung ebenso fest. »Ich bin so froh, dass du hier bist«, sagte sie.
Ich fühlte mich unbehaglich, wie ein Voyeur, weshalb ich den Blick abwandte und dabei zufällig zu Kelly schaute. Sie beobachtete die Szene mit beinahe wehmütigem Gesichtsausdruck, wie ein Kind, das man nicht zu einer Party eingeladen hatte.
Sie hat ihr ganzes Leben aufgegeben, um herzukommen und uns zu erzählen, was sie weiß, und sie kann nie wieder zurück. Die Leute in diesem Zimmer sind alles, was ihr geblieben ist. Und sie wird niemals in der gleichen Weise dazugehören wie Mahir.
»Stimmt«, brummte ich. Lauter, an ein Publikum gewandt, das außerhalb meines Kopfes existierte, fuhr ich fort: »Hier riecht es toll, Maggie. Bitte sag mir, dass das unser Abendessen ist und nicht irgendein sadistisches neues Raumparfüm.« Ich schob mich an Mahir und Becks vorbei, die sich immer noch in den Armen hielten, und trat an die Anrichte.
Maggie warf mir ein Lächeln zu. »Ach, das ist das Abendessen! Alle Behälter sind beschriftet, und ich habe darauf geachtet, diesmal extraviel Alo Gobi zu bestellen, damit du nicht alles allein aufessen kannst.«
»Du unterschätzt meine Fähigkeiten beim Verzehr von Blumenkohlcurry deutlich.« Ich griff nach einem Teller.
Das war das Signal für alle, sich Teller, Besteck und was immer sie von den verschiedenen Gerichten zu Abend
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