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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Auf so etwas konnte man sich nicht vorbereiten. Ich wusste einfach nur, dass es verdammt noch mal zu spät war, um einen Rückzieher zu machen. Es war schon seit Georges Tod zu spät.
    Vielleicht war es sogar schon vorher zu spät gewesen, und wir hatten es nur nicht erkannt. Ich weiß es nicht.
    Als Alaric und Becks eintrafen, war Mahir immer noch nicht die Treppe runtergekommen. Das Sicherheitssystem kündigte ihr Kommen an, lange bevor das vertraute Motorenbrummen des Wagens zu vernehmen war. Maggie hatte genug Zeit, die Reste des Pfannkuchenessens zu beseitigen und den Tisch neu zu decken. »Shaun, geh unseren Gast wecken«, sagte sie, während sie die Gabeln hervorkramte. Ich blinzelte ihr zu, und sie grinste. »Ich nehme an, dass er irgendjemanden schlagen wird, wenn man ihn erschreckt, und wenn es eine Frau trifft, hat er hinterher sicher ein schlechtes Gewissen.«
    Dagegen ließ sich nichts sagen, und so schnaufte ich zustimmend, trank meine Cola aus und schlurfte die Treppe zu dem Zimmer hoch, das bis vor ein paar Stunden noch meines gewesen war. Die Tür war geschlossen, und von drinnen war kein Mucks zu hören. Ich hob die Hand und zögerte einen Moment, bevor ich klopfte.
    »Er sah so erschöpft aus«, sagte ich.
    Wir sind alle erschöpft , antwortete George. Früher oder später muss er eine Erklärung abgeben.
    Sobald er den Rest erklärte, würde die letzte Chance, die Zukunft aufzuschieben, dahin sein. Sobald er seine Tasche aufmachte und das Datenmaterial, das er mir bisher noch nicht gezeigt hatte, herauszog, würde es vorbei sein. Dann ließ sich nichts von alledem mehr rückgängig machen, weil das nie funktioniert, wenn man es mit der Wahrheit zu tun hat. »Kann es nicht noch warten?« Mein flehender Tonfall überraschte uns beide, aber mich wohl mehr als sie. George hat mich immer besser gekannt als ich mich selbst. Ebenso, wie ich sie besser gekannt habe.
    Du hast schon lange genug gewartet , sagte sie leise.
    Sie hatte recht, und deshalb klopfte ich an die Tür des Gästezimmers. »He, Mahir! Alaric und Becks sind mit dem Abendessen da.«
    Es kam keine Antwort.
    Ich klopfte erneut, diesmal lauter. »Mahir! Schlafen können wir, wenn wir tot sind!« Ein Teil von mir erinnerte sich unwillkürlich daran, wie hoffnungslos er ausgesehen hatte, an die dicken Ringe unter seinen Augen. Wenn wir schlafen können, sobald wir tot sind …
    Hör auf! Du machst dich bloß verrückt, und das hilft niemanden. Klopf noch mal!
    Ich klopfte nicht; ich hämmerte an die Tür. » Mahir! «
    Die Tür ging auf. Mahir war noch angezogen, seine Kleider waren kein bisschen zerknautschter als zuvor – sie hatten den Punkt, an dem ein kleines Nickerchen noch etwas ändern konnte, längst überschritten – , und sein Haar stand ihm wild vom Kopf ab, sodass er wie ein Weltuntergangsprophet aussah. »Ist es schon Morgen?«, fragte er. Seine Stimme war vor Müdigkeit so belegt, dass ich ihn kaum verstand. »Ich könnte jemanden umbringen für ein Tässchen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, was du damit meinst, aber unten gibt’s Kaffee und Tee. Und Abendessen. Maggie hat Becks und Alaric auf dem Rückweg von wer weiß was sie da draußen getrieben haben beim Curry-Haus vorbeigeschickt.« Wahrscheinlich hätte ich mich mehr darum kümmern sollen, was mein Team so trieb, wenn es nicht gerade an der Sache mit der möglichen weltweiten Verschwörung dran war, aber um ehrlich zu sein hatte ich dafür weder die Zeit noch die Kraft. Ich vertraute darauf, dass sie sich schon nicht umbringen lassen würden, wenn ich gerade nicht hinschaute. Das war alles, was ich ihnen noch zu bieten hatte, und es musste genügen.
    »Alles klar.« Mahir fuhr sich mit der Hand durchs Haar, was auch nicht gerade half. »Kann ich mir hier irgendwo das Gesicht waschen und mir ein paar Stimulanzpflaster aufkleben, bevor ich runterkommen und mich menschlicher Gesellschaft stellen muss?«
    »Das Bad ist am anderen Ende des Flurs.«
    »Wundervoll.« Er bedachte mich mit einem erschöpften, abwesenden Lächeln und ging Richtung Badezimmer. Ich legte ihm eine Hand an den Ellbogen. Er blieb stehen und schaute mich blinzelnd an. »Ja?«
    »Ich bin froh, dass du hier bist, auch wenn es heißt, dass die Kacke jetzt endgültig am Dampfen ist«, sagte ich und umarmte ihn.
    George und ich waren nicht dazu erzogen worden, unsere Zuneigung körperlich zu zeigen. So ist das, wenn man Eltern hat, für die man nur ein Quotenbringer ist. Mahir wusste das. Es entstand eine

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