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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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Ernst?«
    »Lieber übertrieben gut vorbereitet als total am Arsch.«
    »Stimmt natürlich.« Ich trat einen Schritt zurück. »Du passt auf den Doc auf, bis Mahir aus der Dusche kommt. Sobald ich fertig bin, können wir uns neu formieren und uns was zu beißen holen.«
    »Gut«, sagte Becks lächelnd. »Ich bin am Verhungern.«
    »Ja«, erwiderte ich etwas lahm. Als ich ihr Lächeln sah, verspürte ich einen kleinen Stich des Bedauerns. Wir hätten niemals wirklich ein Liebespaar sein können, ganz egal, wie sehr sie es gewollt oder wie sehr ich mich bemüht hätte. Ich war schlicht und einfach nicht dafür verdrahtet. Aber manchmal, wenn sie mich auf diese Art anlächelte, wünschte ich mir, dass die Dinge anders gelegen hätten.
    Mir fiel auf, dass ich sie anstarrte. »Bis später, Doc«, sagte ich und ging.
    Meine Dusche war eine Übung in Sachen Minimalismus. Ich verbrachte nicht mehr Zeit als vom Gesetz vorgeschrieben unterm Desinfektionsmittelstrom und der anschließenden dampfend heißen Wasserdusche. Wenn jemand in den Hotelunterlagen nachsah, würde er oder sie feststellen, dass unsere beiden Zimmer an vier Personen vermietet worden waren und dass alle vier sich einer ordentlichen Dekontaminierung unterzogen hatten, bevor sie das Gelände aus welchem Grund auch immer wieder verlassen hatten. Es handelt sich um die Sorte Kleinigkeiten, die die Leute immer vergessen, und das macht sie zu der Sorte Kleinigkeiten, die man auf keinen Fall vergessen sollte. Man sollte wann immer möglich die Regeln einhalten. Das macht es viel überraschender, wenn man sie bricht.
    Das Desinfektionsmittel war total billiges Zeug. Es brannte in den Augen, und selbst nachdem ich mich mit Zitruslotion abgerieben hatte – etwas, das man vor dem Erwachen für Schwimmer entwickelt hatte, weil sie damals die Einzigen waren, die regelmäßig Chlorwasser an ihre Haut ließen –, juckte meine Haut noch davon. »Na, das wird sicher eine tolle Nacht heute«, brummte ich, während ich mir ein sauberes Paar Kakihosen anzog.
    Besser als die morgige , erwiderte George.
    »Ja, das ist wohl wahr.« Ich zögerte. Heute schien mein Abend für zwischenmenschliche Aussprachen zu sein, vielleicht, weil ich mir nicht sicher war, ob ich morgen noch am Leben sein würde. »George … «
    Ja?
    Ich schluckte. »Wie lange wird das noch so bleiben? Ich meine, wie lange werde ich noch dein Spukhaus sein, oder wie lange wirst du noch meine eingebildete Freundin sein, oder wie auch immer man so was heutzutage nennt? Für immer?«
    Als George antwortete, klang ihr Tonfall bedächtig. Fragst du, weil du Angst davor hast, mich zu verlieren, oder weil du hoffst, dass ich eines Tages verschwinden werde?
    »Ja. Nein. Ich meine … ich meine, ich weiß es nicht, George, und im Moment brauche ich dich so was von, aber manchmal frage ich mich, ob mein ganzes restliches Leben so sein wird wie jetzt.«
    Ich glaube, ich bleibe so lange, wie du mich hier festhältst, Shaun. Ich glaube, eines Tages wirst du einen Berg sehen und sagen: »Da sollte ich raufsteigen«, oder du wirst beim Anblick eines hübschen Mädchens die gleichen Worte denken, und ich glaube, wenn das passiert, werde ich verschwinden. Mit einem kleinen Lachen fügte sie hinzu: Aber was weiß ich schon? Ich bin bloß das tote Mädchen in deinem Kopf.
    »Du weißt alles, George. Schon immer.« Ich legte die Hand flach an den beschlagenen Spiegel. Wenn ich ein bisschen die Augen zusammenkniff und nicht so genau hinschaute, konnte ich mir einreden, dass sie es war, die meinen Blick erwiderte und nicht mein eigenes verschwommenes Spiegelbild. »Du fehlst mir.«
    Ich weiß. Aber das wird mich nicht für immer hier halten.
    Die anderen warteten im Mädchenzimmer auf mich. Mahir trocknete sich gerade die Haare ab, und Kelly trug wieder ihre Straßenkleider. Das Seuchenschutzkostüm war für morgen, wenn wir die Tore stürmen oder bei dem Versuch ums Leben kommen würden. Ihre Perücke war weg, und stattdessen hatte sie sich ein Baseballcap tief ins Gesicht gezogen, um es vor gelangweilten Bloggern zu verbergen, die Fotos für ihre Bildschirmtapete schossen. Becks hatte ihr Gewehr beiseitegelegt. Sie lehnte mit ausdrucksloser, distanzierter Miene neben der Tür an der Wand.
    »He«, sagte ich und trat ein. »Wer hat Lust auf eine Pizza?«
    »Warum hast du so lange gebraucht?«, fragte Becks.
    Lächelnd zuckte ich mit den Schultern. »Ich musste mich noch bei mir aussprechen, bevor ich hier rüberkommen konnte.

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