Deadline - Toedliche Wahrheit
Weiter nichts.«
»Tja, ich bin am Verhungern«, sagte Mahir, ließ sein Handtuch fallen und nahm sich seine Jacke vom Bett. Kelly und Becks folgten ihm dichtauf. Ich ging als Letzter und schloss die Tür zum Motelzimmer hinter mir.
George sagte kein Wort, während wir zum Wagen gingen. Aber ich war mir ziemlich sicher, dass sie irgendwo in meinem Hinterkopf lächelte.
Es war mir eine Freude und eine Ehre, in diesen letzten Wochen für euch zu bloggen. Danke für eure klugen Fragen und eure Kommentare in den Foren, durch die ich eine Menge darüber gelernt habe, was bei dieser Form der Berichterstattung funktioniert – und was nicht! Ich verspreche, diese Lektionen und diese Erfahrung bei zukünftigen Projekten zu berücksichtigen.
Und wo ich gerade so rührselig bin … ich möchte euch allen dafür danken, dass diese Welt euch nach wie vor so viel bedeutet. Eine zweite bekommen wir nämlich nicht, und alles darin sollte uns am Herzen liegen, auch wenn es nicht unmittelbar mit unserem Leben zu tun hat. Euch hier haben wir es zu verdanken, wenn eines Tages, nachdem diese Krankheit besiegt ist, sich die Familien wieder in Freizeitparks amüsieren können, wenn die Menschen wieder so lachen und leben und lieben werden, wie sie es immer getan haben. Danke, dass ihr mir einen Teil von euch gegeben habt!
Danke!
Aus Lagerkollerträume , dem Gastblog von Barbara Tinney, 23. Juni 2041.
20
Ich bin mir nicht sicher, ob jemand von uns in jener Nacht ein Auge zugetan hat. Solange wir unterwegs waren, wahrten wir Internet-Funkstille: keine Uploads, keine Beiträge in den Foren, nichts, was man zurückverfolgen konnte oder womit man unsere Anwesenheit hier hätte nachweisen können. Das schloss auch Telefonanrufe ein, da die GPS -Chips unserer Telefone sich aktivieren würden, wenn wir sie einschalteten. Seit wir Weed verlassen hatten, waren wir sehr vorsichtig gewesen – hoffentlich vorsichtig genug.
Es waren die Bluttests, die mir Sorgen machten. Man kann in Amerika nicht ohne mindestens einen Bluttest am Tag leben, und normalerweise – meistens – brauchte es mehr. Wir hatten an Kontrollstellen und in Lebensmittelgeschäften im ganzen Land Blutproben abgegeben, und wenn der Seuchenschutz irgendwie Zugang zu den Ergebnissen hatte, dann waren wir am Arsch.
Oh, die Seuchenschutzbehörde schwört natürlich, dass sie saubere Ergebnisse nicht zurückverfolgt, sondern nur diejenigen, bei denen der Test eine aktive Infektion anzeigt, aber niemand weiß das mit Sicherheit. Rechtlich gesehen dürfen sie saubere Ergebnisse überhaupt nicht zurückverfolgen. Wenn es nicht auf eine Virenvermehrung hinweist, dann muss der Test anonym bleiben. Man darf ihn nicht für eine Fahndung oder für medizinische Profile einsetzen – es gibt da ein praktisches kleines Gerichtsurteil zu dem Thema. Natürlich hätten die Versicherungsgesellschaften nur zu gerne einen Vorwand, das Blut von jedem einzelnen Menschen in diesem Land auf bestehende Krankheiten hin zu analysieren. Die Ironie dabei ist, dass die Versicherungen eigentlich über die nötigen Mittel verfügen, um die Verwendung beliebiger Bluttestergebnisse durchzudrücken, aber im Vergleich zur Pharmaindustrie sind sie doch Hungerleider, und die Pharmaindustrie will nicht ihren Kundenstamm verlieren, weil die Leute sich keinen Versicherungsschutz mehr leisten können. Auch das haben wir Garcia Pharmazeutika zu verdanken.
Wir verließen das Motel morgens um vier Uhr dreißig. Der Himmel war noch pechschwarz und die Straßen verlassen. Wir hatten vor, etwa fünfzehn Minuten vor den Putzkräften bei der Seuchenschutzbehörde einzutreffen, den Wagen auf dem Parkplatz für die Personalfahrzeuge abzustellen und durch eine Seitentür reinzugehen, solange das Gelände noch weitgehend verlassen war. Es war ein riskanter Plan, aber auch nicht schlechter als unsere anderen Ideen und besser als so manche davon. Maggies Transporter sah hinreichend neutral aus, damit man ihn nicht weiter beachten würde, und nicht so übertrieben unauffällig wie beispielsweise ein weißer Wagen mit verdunkelten Scheiben es gewesen wäre. Solche Fahrzeuge ziehen genau deshalb die Aufmerksamkeit auf sich, weil sie unauffällig wirken sollen.
Während der ersten Fahrtstunde waren Kelly und ich als Einzige im Auto wach. Sie saß neben mir auf dem Beifahrersitz – was ebenfalls riskant war, da ihr Tod in der Gegend von Memphis tagelang Presse gemacht hatte. »Ärztin stirbt heldenhaft im Dienst« ist die Sorte
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