Deadline - Toedliche Wahrheit
Tweedjacke das Schlusslicht. Nicht unbedingt eine Gruppe von Leuten, wie sie normalerweise noch vor Sonnenaufgang bei der Seuchenschutzbehörde Memphis reinmarschiert.
Die erste Tür war mit einem richtigen mechanischen Schloss versehen, die Sorte, für die man einen Schlüssel braucht. »Kein Bluttest, um reinzukommen?«, fragte Becks ungläubig.
»Hier noch nicht«, antwortete Kelly und kramte in ihrer Handtasche herum. »Wenn das Virus bei dir aktiv wird, dann haben wir dich lieber hier zwischen den Parkplätzen und den Laboren. So kann man dich ganz nach Belieben einfangen oder töten, und du kannst die Belegschaft nicht auffressen.« Sie holte einen Schlüssel hervor.
»Praktisch«, sagte Mahir.
Kelly schloss die Tür auf, und wir betraten das Gebäude. Jetzt ging Becks vor, während ich hinten blieb. Die beiden von uns, die praktisch nicht gefechtstauglich waren, gingen so lange wie möglich zwischen den anderen beiden. Einen Scharfschützen würde unsere Formation nicht behindern, aber vielleicht gab sie uns die Gelegenheit zu reagieren, bevor beide getroffen waren.
Zivilisten in eine Gefechtszone bringen , sagte George. Was Mutter wohl dazu sagen würde?
»Dass ich alles aufnehmen soll«, brummte ich, während ich weiter Kelly folgte.
Die erste Tür führte auf einen schmalen Gang, der sich nach etwa fünf Metern zu einem breiten Betonkorridor hin öffnete, welcher aussah, als hätte man ihn von einem Atombunker aus der alten Zeit hierher verpflanzt. Turbinen brummten in der Ferne. Es gab keine Fenster und kein natürliches Licht. Stattdessen leuchteten über unseren Köpfen, geschützt von einem Maschendrahtgitter, riesige Neonröhren. Kelly ging weiter, sodass wir anderen, sogar Becks, uns beeilen mussten, um Schritt zu halten.
»Was ist das?«, frage Mahir, der sich misstrauisch umblickte.
»Eine Isolationszone. Wenn wir die Anlage abriegeln, wird dieser Bereich luftdicht versiegelt, und das Unterdrucksystem springt an. Er kann von der Kontrollzentrale aus mit Formalin geflutet werden, oder auch manuell aus den Wachhäuschen entlang der Außenwände. Im Falle eines Ausbruchs öffnen sich die Türen zum Hauptgebäude, und das Sicherheitssystem versucht, die Infizierten hier herein zu lotsen, wo sie aufbewahrt werden, bis wir wissen, wie wir weiter verfahren.«
»Habt ihr schon mal von der Möglichkeit gehört, die verdammten Dinger einfach abzuknallen?«, fragte Becks.
»Irgendwo müssen wir unsere Testobjekte herbekommen.« Kellys Worte klangen nüchtern. Für sie war das nur ein ganz normaler Aspekt der Arbeit bei der Seuchenschutzbehörde. »Jeder, der hier eingestellt wird, muss unterschreiben, dass er seine Leiche der Wissenschaft hinterlässt. Sobald man eine Virenvermehrung erleidet, wird man Eigentum der Behörde.«
»Ist ja kein bisschen gruselig.« Ich ließ den Blick an den Wänden entlangwandern. »Ich sehe keine Kameras.« Was ich allerdings sah, war eine Reihe von Schießscharten in den Wänden. Wahrscheinlich lag dahinter ein weiterer luftdichter Korridor, in dem man die Scharfschützen einsperren konnte, bis sie ihre Arbeit erledigt hatten und einen sauberen Bluttest vorweisen konnten. Das hier war ein Lagerraum. Und zugleich war es eine Todesfalle, das durften wir nicht vergessen. »Gibt es hier auch so praktische Fluchttunnel?«
»Unterirdisch. Man kommt auf der anderen Seite des Grundstücks heraus.« Kelly blieb vor einer Tür mit Nummerntastatur und Netzhautscanner stehen. Während sie auf die Tasten drückte, kommentierte sie ihr Tun, wahrscheinlich, damit wir ihr nicht vor lauter Nervosität eine Kugel in den Kopf jagten. »Ich gebe den Sicherheitscode für Gäste in den Computer ein und dazu den Sicherheitscode von Dr. Wynnes Labor, und ich teile ihm mit, dass ich drei Begleiter dabeihabe. Auf dieser Sicherheitsebene wird nicht zwischen den verschiedenen Zugängen unterschieden. Diese Sicherheitslücke ist uns bekannt, aber wir schließen sie nicht, für den Fall, dass wir Leute durch die Hintertür hereinholen müssen.«
»Um der Presse aus dem Weg zu gehen?«, fragte Mahir sanft.
Errötend tippte Kelly noch einige Sekunden auf der Tastatur herum, bevor sie schließlich die Hand zurückzog. Ein Panel öffnete sich in der Wand und gab den Blick auf vier Bluttesteinheiten frei. »Wir müssen alle ein sauberes Testergebnis abliefern, bevor wir weiterkönnen.« Sie legte die Hand auf das erste Testfeld und leitete gleichzeitig den Netzhautscan ein. Es war ein gutes
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