Deadline - Toedliche Wahrheit
Schlagzeile, die sich hält. Newsies mögen solche Nachrichtenstorys: Wenn sonst nicht viel läuft, können sie immer wieder auf sie zurückkommen, um auch das letzte bisschen aus ihr herauszupressen. Andererseits war es Kelly, die mir den Weg durch die Wohngebiete und die Abkürzungen zeigen konnte, die man nur kannte, wenn man aus der Gegend war. Das, was sie zu einer möglichen Gefahr machte, machte sie zugleich zu einer wichtigen Ressource.
Aber war das nicht schon die ganze Zeit so gewesen?
Die Sonne zog gerade eine feurige Linie über den Horizont, als wir den Rand von Memphis erreichten. Ich schaltete das Radio ein und drehte es auf, sobald es einen Sender gefunden hatte. Old Republic schallte durch den Wagen. »Ein Klassiker!«, rief ich Kelly zu. Ich musste schreien, sonst hätte sie mich bei der lauten Musik nicht verstanden. »Großartig! Ich hasse diesen Scheiß!«
Nach dem lauten Fluchen von hinten zu urteilen hassten Becks und Mahir ihn sogar noch mehr. »Mach die Kacke aus!«, rief Becks und verpasste mir einen festen Klaps auf den Hinterkopf.
Grinsend drehte ich das Radio leiser. »Guten Morgen, mein Sonnenschein.« Kelly lächelte hinter vorgehaltener Hand. Das war gut. Je entspannter wir alle an diese Sache herangingen, desto besser standen unsere Chancen, lebend wieder herauszukommen. »Gut geschlafen?«
»Ich sollte dir eine Kugel in deinen verdammten Kopf jagen, dich am Straßenrand liegen lassen und zum Motel zurückfahren, um nicht weitere sechs Stunden in diesem Wagen zu verbringen«, sagte Mahir.
»Das ist ein Ja. Wasser ist in der Kühlbox. Wer braucht eine Koffeintablette?«
Alle brauchten Koffeintabletten. Kelly teilte sie aus, drei für jeden. Ich spülte meine mit Cola hinunter, Mahir und Kelly ihre mit Wasser, und Becks schluckte sie trocken. Ich sagte nichts. Manche Leute hören laut Rockmusik aus der alten Zeit, manche Leute ziehen sich Laborkittel an, und manche versuchen zu beweisen, dass sie die Härtesten sind. Wenn Becks sich so besser fühlte, hatte ich kein Problem damit.
Wie Kelly versprochen hatte, kamen wir ohne Schwierigkeiten auf den Parkplatz fürs Wartungspersonal. Nur ein einziger Bluttest wurde benötigt, um durch das Tor zu kommen, und der wurde von einem unbemannten Wachhäuschen durchgeführt. »Ich kann nicht behaupten, dass ich von den hiesigen Sicherheitsvorkehrungen besonders beeindruckt bin«, sagte ich. »In Portland reinzukommen war sehr viel schwerer.«
»Die Anlage in Portland hatte auch geöffnet, als du da warst«, erwiderte Kelly. »Vertrau mir! Ab hier wird es immer schlimmer.«
Aus irgendeinem Grund war mir nicht danach zu widersprechen.
Ich hielt so dicht beim Gebäude, wie ich es wagte, indem ich den Wagen auf einen Platz fuhr, der größtenteils hinter einem großen stählernen Generatorgehäuse verborgen war. Becks war aus dem Auto, bevor ich auch nur den Motor ausgeschaltet hatte. Sie drehte sich langsam um ihre eigene Achse, die Pistole nach unten von sich weg haltend, sodass sie sie gegebenenfalls nicht erst ziehen musste. Mahir folgte ihr nach draußen, wirkte aber weniger aggressiv, als er neben dem Wagen Position bezog. Ich warf Kelly einen Blick zu.
»Bist du bereit?«
»Nein«, antwortete sie und stieg aus.
Ich seufzte. »Bin ich bereit?«
Nein , sagte George. Aber jetzt ist es zu spät, um umzukehren .
»Das ist wohl nur fair.« Ich öffnete den Aschenbecher und ließ den Autoschlüssel hineinfallen. Wenn ich es nicht aus dem Gebäude schaffte, würden die anderen sich so nicht damit herumschlagen müssen, den Wagen kurzzuschließen, bevor sie abhauen konnten. »Jetzt kriegst du was zu sehen.«
Ich machte die Tür auf und stieg aus.
Wir boten auf unserem Weg über den Parkplatz sicher einen seltsamen Anblick. Kelly ging ausnahmsweise voran, und ihr weißer Laborkittel leuchtete wie ein Banner im schwachen Licht des frühen Morgens. Becks folgte dich hinter ihr und gab ihr Deckung. Sie trug eine Hose mit Tarnmuster, Laufschuhe und eine olivfarbene Jacke mit eingenähtem kugelsicherem Gewebe. Sogar ihr Haar hatte sie zu einem festen Knoten hochgebunden, der vor laufender Kamera lausig ausgesehen hätte, die Wahrscheinlichkeit, dass es ihr in die Augen fiel, aber deutlich verringerte. Mahir ging praktisch direkt neben Becks. Ohne seine weißen Turnschuhe hätte er wie ein Professor ausgesehen, der gerade aus Oxford zu Besuch war. Ich bildete mit meinen üblichen metallverstärkten Jeans, meinem Baumwollhemd und meiner
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