Deadline - Toedliche Wahrheit
Manöver: Auf diese Art kam sie weiteren Fragen zuvor – und wir hatten eine Menge Fragen. Angefangen mit »Wie zum Henker sollen wir hier bitte wieder rauskommen?«.
»Zu spät, um es sich anders zu überlegen«, murmelte Becks und unterzog sich ebenfalls ihrem Bluttest. Mahir und ich zuckten mit den Schultern und taten es ihr nach. Becks hatte recht: Es war zu spät.
Die Testergebnisse waren sauber – was nicht überraschend war, denn schließlich waren wir gerade erst eingetroffen – , und die Tür schwang auf und gab den Blick auf einen langen weißen Korridor frei, der sehr viel mehr nach dem aussah, was man bei der Seuchenschutzbehörde erwartete. Die Lichter waren nur etwa zur Hälfte eingeschaltet, sodass die Ecken voller Schatten waren. An der nächstgelegenen Tür hing ein Schild mit der Aufschrift Vorsicht – Seuchengefahr .
»Hier fühlt man sich gleich wie Zuhause«, bemerkte ich und folgte Mahir auf den Korridor. Ich ging wieder als Letzter, und hinter mir schloss sich die Tür und schnappte mit einem hydraulischen Zischen zu, das mich unangenehm an Portland erinnerte. Die Haare auf meinen Armen und in meinem Nacken stellten sich auf, als mir klar wurde, dass wir nun wirklich eingeschlossen waren.
»Zum Labor geht es hier entlang«, sagte Kelly, während sie sich nach links wandte und dabei ein Selbstvertrauen an den Tag legte, das ich noch nie zuvor bei ihr beobachtet hatte. Hier war sie in ihrem Element. Nur die besten und klügsten Medizinstudenten brachten es zu einer Laufbahn beim Seuchenschutz. Sie hatte sicher jahrelang auf das Privileg hingearbeitet, diese Hallen als ihren Arbeitsplatz bezeichnen zu dürfen.
Das macht sie wahrscheinlich echt fertig , sagte George leise.
Weil ich nicht laut sprechen wollte, nickte ich nur. George und ich haben von klein auf gelernt, niemals auf das zu vertrauen, was andere uns sagten. Wir wussten seit jeher, dass es Dinge gab, die nicht ausgesprochen wurden, wenn die Kamera lief. Für Kelly musste sich der Verrat der Seuchenschutzbehörde wie das Ende der Welt anfühlen. Sie tat mir unglaublich leid … und gleichzeitig war es mir insgeheim eine Genugtuung, dass sie innerlich zweifellos Höllenqualen litt. Der Seuchenschutz war ihr Leben, und er war mit verantwortlich für den Tod meiner Schwester. Ich konnte Mitgefühl mit Kelly empfinden. Aber ich konnte ihr nicht verzeihen, dass sie so naiv gewesen war und um ihrer Karriere willen an all die Dinge geglaubt hatte.
Immerhin hatte sie bezüglich des Zeitplans der Putzkräfte richtig gelegen. Wir folgten zwei Korridoren und erreichten schließlich Dr. Wynnes Labor. Auf dem Weg begegneten wir nicht einer Menschenseele, und ich sah auch keine Kameras, obwohl ich Ausschau hielt. Die Überwachungssysteme waren ausgesprochen unauffällig. Das machte mir ein wenig Sorgen. In Portland waren die Kameras sehr viel leichter zu erkennen gewesen, und meiner Erfahrung nach haben Leute, die sich praktisch unsichtbare Überwachungssysteme installieren, ernsthaft etwas zu verbergen.
»Hier«, flüsterte Kelly und blieb an einer Tür ohne Aufschrift und mit einer Bluttesteinheit daneben stehen. Sie wollte gerade die Hand heben, doch dann zögerte sie, und ein unsicherer Ausdruck trat auf ihr Gesicht. »Wir müssen einer nach dem anderen durchgehen«, sagte sie langsam.
Ich verzog das Gesicht, und Becks schaute finster drein. Wenn wir einzeln reingingen, bedeutete das, dass entweder einer von uns vor Kelly durch die Tür musste – und damit unvertrautes und nicht einsehbares Gelände betrat – , oder wir schickten sie alleine hindurch, was zur Folge haben konnte, dass wir voneinander getrennt würden. Ich wollte nicht, dass wir auf unterschiedlichen Seiten einer Tür standen, wenn die Spezialkräfte der Seuchenschutzbehörde angerannt kamen, um uns alle niederzuschießen.
Aber ich hatte keine Wahl. Wir waren Kellys Forschungsergebnissen rund um die Welt gefolgt, und wir waren ihr selbst in den Rachen der Seuchenschutzbehörde von Memphis gefolgt. Wenn wir die Sache jetzt abbliesen, dann waren viele Leute für nichts und wieder nichts gestorben. »Geh vor, Doc«, sagte ich. Sie warf mir einen überraschten Blick zu. »Wir bleiben dicht hinter dir. Keine Bange! Wir gehen nirgendwohin.«
Kelly nickte und legte die Hand auf das Testfeld. Kurz darauf leuchtete das Licht über der Tür grün auf, und sie trat hindurch und verschwand.
»Ich hoffe du weißt, was du tust«, sagte Becks und trat vor, um sich ebenfalls dem
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