Deadline - Toedliche Wahrheit
zu sagen … und dann hielt ich stirnrunzelnd inne.
George sagte in die Stille hinein: Er hat Kellys Spur verloren, sobald das Gebäude in die Luft geflogen ist und ihre Ausweise vernichtet wurden – die Ausweise, die er ihr verschafft hat. Er hat ihren Tod nie infrage gestellt. Er muss es gewusst haben. Shaun …
»Ich weiß«, flüsterte ich. Und mit einem Mal wusste ich es tatsächlich, unwiderlegbar und ohne jeden Zweifel: Dr. Wynne hatte die Vernichtung von Oakland angeordnet. Dr. Wynne hatte Dave getötet.
»Was wissen Sie, mein Junge?«, fragte er.
»Nichts.« Ich schluckte meinen Widerwillen hinunter und zwang mich, eine neutrale Miene zu wahren. »Ist Kelly die letzte Überlebende aus Ihrem Forschungsteam?«
Dr. Wynne zögerte einen Moment, bevor er nickte. »Ja. Deshalb wusste ich, dass ich sie hier rausbringen musste. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass ihr etwas zustoßen würde, wenn sie bleiben würde.«
»Also haben Sie sie zu uns geschickt?« Er musste gewusst haben, dass ihre Ankunft uns dazu veranlassen würde, geschlossen aus dem Feld zurückzukehren. Er hatte sie nicht mit falschem Datenmaterial zu uns schicken können – das hätte sie gemerkt; sie war zu lange Teil des Forschungsteams gewesen, als dass er ihr einfach so etwas hätte unterschieben können – , und die echten Ergebnisse waren mehr als genug gewesen, um uns stundenlang an Ort und Stelle zu halten. Als Kelly eingetroffen war, waren wir alle zu Hause gewesen. Selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre, hätte ich alle angerufen und zurückbeordert. Er hatte nach ihrem Eintreffen bei uns einfach ein paar Stunden gewartet und dann die Hunde von der Leine gelassen, in dem Wissen, dass wir alle an einem Fleck waren.
»Ich wusste, dass ich Ihnen vertrauen kann.«
»Huch! Na so was!« Ich hob erneut die Pistole und zielte auf ihn. Mahir und Kelly schauten mich mit erschrockenem Blinzeln an. »Wissen Sie, ich hätte sie nämlich nach Kanada geschickt. Oder vielleicht in eines der nicht sanktionierten Laboratorien, wo man etwas mit ihrem Forschungskram hätte anfangen können. Wir haben uns zwar wirklich über die Story gefreut, die wir nicht veröffentlichen konnten, aber Ihre illegalen Ressourcen haben Sie bei uns nicht besonders gut investiert.«
»Ich verstehe nicht, worauf Sie hinauswollen, Shaun«, sagte Dr. Wynne und blickte auf. Seine Augen weiteten sich, als er die erhobene Waffe sah. »Was soll das? Wir sind hier alle Freunde.«
»Da bin ich mir langsam nicht mehr so sicher.« Becks trat neben mich und hob ebenfalls schussbereit ihre Pistole. »Warum haben Sie sie zu uns geschickt? Was zum Teufel macht uns so besonders?«
»Ihr wart eine Gefahr«, sagte Kelly und warf einen weiteren Blick auf die Tafel, um sich dann Dr. Wynne zuzuwenden. »Das war es, nicht wahr? Sie haben mich zu ihnen geschickt, weil sie eine Gefahr waren.«
Dr. Wynne antwortete nicht.
Ich nickte Kelly erfreut zu. »Ich schätze, das heißt ja. Also, wer hat Ihnen alles versaut, Dr. Wynne? Hat jemand sich in der Uhrzeit vertan?«
Dr. Wynne runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht, was Sie meinen.«
»Wir haben den Doc sorgfältig nach Peilsendern abgesucht, aber nachdem wir die Ausweise, die Sie ihr gegeben haben, vernichtet hatten, gab es keine mehr«, sagte ich. »Wenn es noch welche gegeben hätte, dann hätten wir es wohl kaum da rausgeschafft. Irgendjemandem war es so wichtig, uns umzubringen, dass er die Hälfte der Innenstadt von Oakland dafür in die Luft gejagt hat … «
»Ich glaube, da übertreiben Sie ein bisschen, mein Junge«, sagte Dr. Wynne.
»… aber danach haben diese Leute uns aus den Augen verloren, nicht wahr?« Während ich sprach, hielt ich die Pistole weiter auf Dr. Wynne gerichtet und beobachtete sein Gesicht. »Warum interessiert es Sie, wo wir unsere Forschungsergebnisse herhaben, Dr. Wynne? Sollte es nicht genügen, dass wir sie haben? Wenn wir an sie herankommen konnten, dann kann es auch jeder andere.«
»Nein, Shaun, nicht jeder.« Dr. Wynne schüttelte den Kopf und lächelte leicht, als Mahir ihm das Lesegerät wegnahm. »Man braucht ziemlich spezialisierte Quellen. Leute mit Insiderwissen.« Kelly wurde blass. »Leute, die nicht durch Gesetze gebunden sind.«
Mahir kniff die Augen zusammen, und seine Miene gewann mit einem Mal etwas Bedrohliches. »Sir, wollen Sie damit sagen, dass Sie an uns ausprobiert haben, wie gut sich Informationen verbreiten lassen?«
»Ich habe damit gerechnet, dass ihr abhaut.«
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