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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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das Problem ist?«, fragte Becks und äußerte damit den einen Gedanken, den ich verzweifelt zu unterdrücken versuchte. »Vielleicht ist deshalb niemand auf der Straße – und die Männer tragen deshalb alle Masken. Vielleicht ist das Virus nun letztendlich doch auf dem Atemweg übertragbar.«
    »Es ist schon längst auf dem Atemweg übertragbar«, antwortete ich. Das stimmte – Kellis-Amberlee verbreitet sich über Tröpfcheninfektion – , aber darum ging es nicht. Becks sprach nicht von der passiven, kooperativen Variante von Kellis-Amberlee, derjenigen, die uns vor Erkältungen und Krebs schützt. Sie meinte die aktive Variante, die einen zum umherschlurfenden Zombie macht, der selbst die eigene Familie auffressen würde, um das Virus, das seinen Körper antreibt, mit Nahrung zu versorgen.
    »Ich schätze, wir werden es gleich erfahren, nicht wahr?«, sagte Mahir. Wie auf ein Stichwort blieben die Lichter nach und nach bei Grün stehen, zuerst bei Becks, dann bei Mahir. Meine blinkten noch ein paar Sekunden, gerade lange genug, dass es mir ein bisschen die Kehle zuschnürte. Doch dann wurden auch sie endgültig grün, und die Luftschleuse öffnete sich zischend.
    »Danke für Ihre Kooperation«, sagte das Haus.
    Ich hielt der Decke den Mittelfinger hin.
    Mahir und Becks schoben sich an mir vorbei, während ich noch das Haus beschimpfte. Sie traten aus der Luftschleuse ins Wohnzimmer, wo Maggie und Alaric warteten. Becks rannte auf Alaric zu, um ihn zu umarmen, während Mahir beiseitetrat, die Arme vor der Brust verschränkte und verunsichert dreinschaute. Auch ich verließ die Luftschleuse und blickte mich wachsam um.
    Von innen war deutlich zu erkennen, dass die Jalousien nicht bloß heruntergelassen, sondern verschlossen und mit durchsichtigen Plastikplatten verstärkt waren. Der Boden war nahezu bedeckt von winzigen Bulldoggen. Um welche Notlage es sich auch handelte, auch für das Rudel galt die Ausgangssperre.
    Maggie trat ruhig auf mich zu, gab mir eine feste Ohrfeige und schlang dann, während ich sie noch verwirrt anstarrte, die Arme um mich. »Wir dachten, du wärst tot«, sagte sie mit zusammengebissenen Zähnen. »Du hast nicht angerufen, du hast einfach nicht angerufen, und wir dachten, du wärst tot . Du Arschloch . Beim nächsten Mal findest du gefälligst eine Möglichkeit, uns eine Nachricht zukommen zu lassen.«
    »Wie wär’s, wenn es kein nächstes Mal gibt? Geht das auch?«
    Maggie war angezogen, ich dagegen hatte praktisch nichts an, weshalb mir ihre Umarmung noch unangenehmer war, als es ohnehin schon der Fall gewesen wäre. Ich entzog mich ihr und schaute mich erneut um. »Ich habe euch zwar gesagt, dass ihr die Fenster zumachen sollt, aber so weit musstet ihr es auch nicht treiben.«
    »Moment mal … was?« Alaric löste sich von Becks. Er sah völlig verwirrt aus. »Was meinst du damit? Nachdem du uns gesagt hast, dass wir die Fenster zumachen sollten … weißt du nicht, was da draußen los ist?«
    Maggie musterte einen Moment lang mein Gesicht, während ihr eine entsetzliche Erkenntnis kam. »Oh mein Gott«, flüsterte sie. »Ihr wisst es wirklich nicht. Ihr habt keine Ahnung, nicht wahr?«
    »Wovon haben wir keine Ahnung?« Ich schüttelte den Kopf. »Seit Kansas haben wir niemanden gesehen, aber wir dachten, dass die Leute nur wegen des Sturms drinnen bleiben … «
    »Nicht nur wegen des Sturms.« Alaric durchquerte mit abgehackten Bewegungen das Zimmer, griff nach der Fernbedienung und machte den Fernseher an. Er drückte eine Dauerwerbesendung weg und schaltete auf CNN .
    Der Bildschirm zeigte eine überflutete Straße mit dem hilfreichen Schriftzug »Miami – Liveaufnahmen« darunter. Ein Nachrichtensprecher erklärte mit leiser, angstvoller Stimme etwas über Todesopfer und über die Suche nach Überlebenden. Ich hörte ihn gar nicht richtig. Das Bild schlug mich völlig in seinen Bann, weil mein Gehirn sich weigerte, zu akzeptieren, was meine Augen ihm mitteilten.
    Wie immer war es George, die die Situation zuerst erfasste, und als sie begriff, begriff auch ich. Oh mein Gott … , sagte sie entsetzt.
    Ich konnte ihr nicht widersprechen.
    Die Straße war voller Trümmer und leerer Autos. Braun-weißes Wasser strudelte über verstopften Gullys. Die Abflüsse hätten gereinigt werden müssen, bevor die Überschwemmung derartige Ausmaße hatte annehmen können, und offenbar hatte man das auch versucht; das war deutlich an den zahlreichen Menschen in orangefarbenen Jacken zu

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