Deadline - Toedliche Wahrheit
das kleinste bisschen besser gemacht. »Nein. Es hat mir nicht geholfen.«
»Dann sag es nicht!« Er drehte sich wieder zu seinem Computer um. »Die Foren explodieren geradezu. Wir sind eine der wenigen Seiten, auf denen tatsächlich Leute auf Nachfragen antworten.«
»Das liegt daran, dass wir nichts wissen.«
»Das stimmt nicht ganz«, sagte Mahir. »Wir wissen, dass der Ausbruch begonnen hat, als der Tropensturm Fiona das Festland erreicht hat – und dass er sich mit dem Sturm verbreitet hat. Nur mit dem Sturm.«
»Moment mal, wie bitte?«
»Alle Initialfälle passen zum Kurs des Sturms.«
Ich starrte ihn an. Seine Worte ergaben keinen Sinn. Natürlich war es im Prinzip möglich, dass ein Ausbruch durch einen Sturm ausgelöst wurde. Das ist zwar schrecklich, aber Stürme richten nun mal Verwüstung an, sie führen zu Verletzten, und es kann zu einem Haufen wechselseitiger Kontamination kommen. Es gibt auch dokumentierte Fälle, bei denen Leute bei einem Sturm verletzt wurden und ihr infiziertes Blut vom Wind zu einem anderen getragen wurde, bevor die Leute wussten, wie ihnen geschah. Aber ein solcher Ausbruch wäre auf ein gewisses Gebiet begrenzt gewesen und bei all seinen Schrecken nicht derart außergewöhnlich, er hätte nicht eine Verwüstung angerichtet, wie wir sie in den Nachrichten sahen.
Wenn aber die aktive Form des Virus neuerdings auf dem Atemweg übertragbar war, dann musste man damit rechnen, dass sie durch den Sturm verbreitet wurde. Allerdings würde sie sich auch ohne den Sturm weiterverbreiten. Dann war Florida nur der Anfang, jeder Eindämmungsversuch wäre zum Scheitern verurteilt. »Moment mal«, sagte ich, während sich das Entsetzen langsam in meine Eingeweide fraß. Mir war nicht klar gewesen, dass ich überhaupt noch fähig war, derartige Angst zu empfinden. Irgendwie freute es mich nicht besonders, das festzustellen. »Alaric, deine Schwester. Du meintest, dass sie etwas an die Mauer geschrieben hat. Geht es ihr gut?«
»Sie ist halb wahnsinnig vor Angst, und sie sitzt allein auf dem Dachboden in der Familienwohnung, aber körperlich geht es ihr gut.« Alaric schaute herausfordernd zu mir auf und fügte hinzu: »Sie chattet über den Firmenserver mit mir.«
»Gut. Leg eine eigene Benutzeridentität für sie an. Wenn sie mit dir zusammen einen Bericht darüber verfassen will, was dort drin vorgeht, darf sie das von mir aus, aber du hast das letzte Wort. Vielleicht verschafft ihr das ja etwas Ablenkung, bis sie evakuiert wird. Kannst du sie etwas für mich fragen?«
Alaric musterte mich misstrauisch. »Was soll ich fragen?«
»Frag sie, ob irgendjemand von ihnen seit Beginn des Sturms draußen war!« Der Gedanke, der in meinem Hinterkopf Gestalt annahm, war nicht gerade angenehm. Aber ich wollte ihn auch nicht einfach ignorieren.
Alaric runzelte die Stirn. »Ich glaube nicht … «
»Bitte!«
Er zögerte, doch dann wandte er sich wieder seinem Computer zu und fing an zu tippen. Mahir und Becks blickten auf und schauten ihm zu. Maggie redete im Hintergrund noch ein paar Minuten, bevor sie sich schließlich verabschiedete und neben mich trat. »Was ist los?«
Ich deutete auf Alaric, der noch immer tippte. »Alaric stellt seiner Schwester eine Frage von mir.«
»Der in Florida?« Sie bedachte mich mit einem kritischen Blick. »Das kommt mir ein bisschen … «
»Ich weiß, wie es dir vorkommt. Aber es ist wichtig.«
»Also«, sagte Alaric. »Alisa sagt, dass Dad als Erster … er ist als Erster krank geworden, und er ist kurz nach Beginn des Sturms rausgegangen, um die Recyclingtonnen reinzuholen, damit sie nicht weggeweht werden.«
»Hat sie gesagt, ob sonst noch jemand vor seiner Erkrankung draußen gewesen ist?«
»Nein. Ich meine, niemand sonst ist rausgegangen. Mutter hat versucht, Dad zu helfen – niemandem war klar, was vorging. Kellis-Amberlee kriegt man ja nicht einfach so. Dann hat er sie gebissen. Dorian hat versucht, die beiden voneinander zu trennen, und da hat Dad ihn auch gebissen.«
»Also ist nur dein Vater rausgegangen, und nur dein Vater ist ohne erkennbaren Ansteckungsgrund krank geworden?«
Alarics Miene verfinsterte sich. » Ja . Hab ich doch gesagt.«
Becks und Mahir starrten mich noch immer verständnislos an. Es war Maggie – die Tochter von Pharmamillionären, Fan schlechter Horrorfilme, das Mädchen, das unter Medizinern aufgewachsen war –, die als erste die Augen aufriss und mich mit einem Entsetzen anstarrte, das meinen eigenen
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