Deadline - Toedliche Wahrheit
gerade war. Wenn sie nicht da war, dann ging es mir wohl besser.
In der Küche tippten Mahir und Alaric fieberhaft vor sich hin, während Becks gerade die für heute anscheinend letzte Waffe wieder zusammensetzte. Maggie saß mit einem drahtlosen Headset an ihrem Laptop und plapperte in einer wilden Mischung aus Englisch und Spanisch. Sie klang jetzt ruhiger. Das war wohl auch gut so, denn die Person, mit der sie redete, schien kein bisschen ruhig zu sein.
Ich deutete mit dem Damen auf sie, während ich zur Kaffeemaschine ging. In Georges Abwesenheit konnte ich mir ein oder zwei Tassen vernünftiges Koffein reinkippen, bevor ich mich wieder mit koffeiniertem Zuckerwasser begnügen musste. »Wer ist dran?«
»Ihre Familie«, sagte Becks aufblickend. »Sie reden schon seit einer halben Stunde.« Die unterschwellige Botschaft, dass ich eine halbe Stunde allein im Wohnzimmer gesessen hatte, war alles andere als subtil. Aber seltsamerweise war mir das egal.
»Gute Arbeit mit dem Verstärker.« Mahir hörte beim Sprechen nicht auf zu tippen. Er hatte den Kopf vorgebeugt, schien sich entweder zu konzentrieren oder zu beten. »Ich glaube, Mr Garcia stand kurz davor, eine bewaffnete Rettungsmission anzuordnen, als Maggie endlich durchgekommen ist und ihrer Familie mitteilen konnte, dass sie unversehrt und in Sicherheit ist.«
»Ich hätte nichts gegen eine kleine bewaffnete Rettungsmission.« Ich nahm einen großen Schluck Kaffee und spürte der Hitze in meiner Kehle nach. »Solange unsere Retter bereit sind, als Privatarmee bei uns zu bleiben. Meinst du, sie würden als Privatarmee bei uns bleiben?«
»Nein«, antwortete Alaric ausdruckslos.
Mahir hob den Kopf und warf Alaric einen besorgten Blick zu. Dann drehte er sich zu mir um und sagte: »Die meisten Internetjournalisten sind aus den betroffenen Gebieten ausgewiesen worden, und diejenigen, die versuchen, Bilder zu machen oder live zu bloggen, werden beschuldigt, ohne Lizenz Journalismus zu betreiben.«
»Wie bitte?« Ich richtete mich auf. »Das ist nicht rechtmäßig.«
»Um ein Blogger zu werden, muss man nur einen Blog anlegen, und eigentlich ist nicht mal das nötig, wenn man damit zufrieden ist, einfach nur auf anderer Leute Blogs Kommentare zu hinterlassen. Aber für eine Journalistenlizenz muss man Schießprüfungen bestehen, eine Akkreditierung erlangen und eine Genehmigung zum Aufenthalt in Gefahrenzonen einholen. Ansonsten kann eine Geldbuße verhängt oder Anklage erhoben werden.«
»Tja, das wissen wir auch, Mahir. Jeder weiß das. Was hat das mit … «
»Die betreffenden Personen befanden sich in offiziellen Gefahrenzonen und haben Handlungen unternommen, für die man als Journalist eine Lizenz braucht.« Mahir schüttelte den Kopf. Das Licht spiegelte sich in seinen Brillengläsern. »Sie befinden sich bis zur Anklageerhebung in Gewahrsam.«
Ich starrte ihn mit offenem Mund an. »Moment mal … das heißt … sie sagen also, dass man automatisch ein Journalist ist, wenn man sich als Blogger in einer Gefahrenzone aufhält?«
»Schwupps«, sagte Becks leise.
»Das ist doch absurd!«
»Absurd und sehr, sehr schlau, weil dadurch die Anzahl nicht offiziell genehmigter Berichte aus den betroffenen Gebieten deutlich reduziert wird.« Mahirs Blick huschte zu Alaric, nur für einen kurzen Moment, aber lange genug, damit es mir auffiel. »Reduzierung bedeutet glücklicherweise nicht Eliminierung. Ein bisschen was dringt trotzdem noch nach außen.«
»Ein bisschen was dringt immer nach außen«, sagte ich und stellte meinen Becher ab. Ich hatte keinen Durst mehr. »Alaric? Alles in Ordnung, Kumpel?«
»Die Mauer wird seit heute Morgen auf den neuesten Stand gebracht«, sagte er. Tränen rannen ihm über das Gesicht, als er sich zu mir umdrehte. Er wischte sie nicht weg. Vielleicht wusste er, dass sie nicht versiegen würden, nur weil er sich die Wangen trocknete. »Meine kleine Schwester hat unsere Eltern und unseren Bruder gepostet. Dorian hat unsere Eltern erschossen, und Alisa hat Dorian erschossen, als es bei ihm losgegangen ist. Ich wusste, dass es eine gute Idee war, ihr Schießstunden zum Geburtstag zu schenken, obwohl Mutter wollte, dass sie Tanzunterricht nimmt.«
Ich verzog das Gesicht. »Scheiße, Alaric, es tut … «
»Hat es dir geholfen, als ich gesagt habe, dass Georges Tod mir leidtut?«
Alle hatten gesagt, dass es ihnen leidtäte, als George gestorben war, sogar die Masons. Und nicht eine einzige Entschuldigung hatte es auch nur
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