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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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du einen Plan? , fragte George.
    »Ich schaue eher, was sich ergibt«, antwortete ich, schnappte mir eine Cola und kehrte ins Wohnzimmer zurück.
    Als ich dort ankam, hatte sich Kelly auf dem Sofa niedergelassen. Alaric saß auf dem Sitzsack, über den er zuvor gestolpert war, und Dave befand sich wieder an seinem Arbeitsplatz und beobachtete mit einem Auge die Datenströme, während er mit dem anderen das Zimmer im Blick behielt. Nur Becks stand noch und beäugte Kelly, als rechnete sie jede Sekunde mit einem Ausbruch.
    »Sind wir nicht ein lustiger Haufen?« Ich nahm einen Klappstuhl von der Wand und stellte ihn vor die Tür zum Flur. Jeder, der hier raus- oder reinwollte, musste an mir vorbei, und das war nicht gerade eine leichte Aufgabe. Vielleicht unterhaltsam; aber nicht leicht.
    »Ich bin lustiger, wenn gerade keine Leiche auf dem Sofa liegt«, sagte Becks, ehe sie an ihren Computer zurückkehrte und sich langsam setzte.
    »Das geht den meisten Leuten so.« Ich wandte mich Kelly zu. »Womit wir wieder bei der Märchenstunde wären. Also, Doc? Was genau ist hier los?«
    Kelly seufzte. Es war ein leiser, erschöpfter Laut, der sehr viel Informationen in sehr kurzer Zeit vermittelte. Diese Frau war bis an ihre Grenzen getrieben worden und hatte auf ungeahnte Kraftreserven zurückgreifen müssen. Und selbst die gingen nun wohl zur Neige. Vielleicht war das Wort »Leiche« passender, als es klang. Ich spannte mich innerlich an und wartete auf das dicke Ende.
    »Dr. Wynne lässt grüßen.«
    Da war es: das dicke Ende.
    Dr. Joseph Wynne war Kellys Vorgesetzter in der Seuchenschutzbehörde Memphis. Außerdem war er derjenige, der rangegangen war, als George an dem Abend, an dem Buffy gestorben war, beim Seuchenschutz angerufen und um Hilfe gebeten hatte. Wir hatten gewusst, dass man uns eine Falle gestellt hatte – so etwas ist schwer zu übersehen, wenn einem die Leute auf die Reifen schießen und so – , aber wir hatten bis zu unserem Gespräch mit dem Seuchenschutz nicht begriffen, wie sehr wir am Arsch waren. Jemand anders hatte bereits vor George dort angerufen und erzählt, dass bei uns allen Kellis-Amberlee ausgebrochen sei, nicht nur bei Buffy. Da wir uns zu diesem Zeitpunkt draußen innerhalb einer bestätigten Ausbruchszone aufhielten, hätte Dr. Wynne jedes Recht gehabt, unsere sofortige Hinrichtung anzuordnen. Doch das tat er nicht. Und das bedeutete, dass ich ihm auf seltsame Art etwas schuldig war.
    »Tut er das?«, fragte ich so neutral wie möglich.
    »Ich habe Datenmaterial von ihm dabei, das du dir ansehen sollst.« Sie hob ihre Aktentasche vom Boden neben dem Sofa auf, öffnete sie, kramte einen Moment darin herum und brachte dann ein schmuckloses weißes Plastikrechteck zum Vorschein. Ich hob eine Braue. Die Andeutung eines Lächelns huschte über Kellys Gesicht, als sie mir die Karte hinhielt. »Wie, dachtest du etwa, dass es mir ganz ohne Hilfe gelungen sei, mir einen Klonkörper wachsen zu lassen und meinen eigenen Tod vorzutäuschen?«
    »Wohl nicht«, antwortete ich. »Alaric, spiel das ab!« Alaric sprang auf, riss Kelly die Karte aus der Hand und rannte so schnell an seinen Computer zurück, dass ich beinahe erwartet hätte, Bremsspuren auf dem Boden zu sehen. Mit einem belustigten Schnauben wandte ich mich wieder Kelly zu. »Jetzt ist es aber wirklich Zeit für die Märchenstunde, Doc.«
    »Ja, allerdings«, stimmte sie mir zu. Sie holte einen Stapel brauner Briefumschläge aus ihrer Aktentasche, stand auf, ging durchs Zimmer und gab jedem von uns einen davon, ehe sie zum Sofa zurückkehrte und sich mit erleichterter Miene darauf niederließ. Ich kannte diesen Blick. Es war der Blick von Leuten, die ihre Bürgerpflicht getan haben, indem sie den Zombieausbruch bei den lokalen Nachrichtenmedien gemeldet haben, und die sich nun zurücklehnen und uns alles Weitere überlassen. Der Gesichtsausdruck von jemandem, der tief in seinem Innern weiß, dass er seine Schuldigkeit getan hat.
    Allerdings bekommt man dabei selten Zettel ausgeteilt. Ich spähte in den Umschlag. Aufgrund meiner natürlichen Paranoia musste ich mich erst einmal vergewissern, dass er nicht voller Mausefallen oder lustigem weißem Pulver war, ehe ich hineingriff. Papier. Ein paar zusammengeheftete Protokolle, ein paar lose Notizzettel und einige Blätter mit statistischen Daten. Das meiste von dem, was ich da vor mir hatte, verstand ich nicht, was keine große Überraschung war. Ich war nie ein Zahlentyp.
    Ich blickte auf.

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