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Deadline - Toedliche Wahrheit

Deadline - Toedliche Wahrheit

Titel: Deadline - Toedliche Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mira Grant
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der zwei und zwei zusammengezählt hatte. Alaric machte hastig zwei Schritte rückwärts, wobei er fast über einen Sitzsack stolperte, den jemand mitten im Zimmer liegen gelassen hatte. Becks blieb, wo sie war, und nahm die Hände hinter den Rücken. Sie trug jederzeit eine Schusswaffe in einem Halfter am Rücken, wo sie nicht so auffiel. Aus Feldversuchen wusste ich, dass sie sie innerhalb von weniger als einer Sekunde ziehen und anlegen konnte.
    Du musst die Situation unter Kontrolle bringen, sonst wird das hässlich. George klang besorgt. Das beunruhigte mich, wenn auch nicht so sehr wie der Umstand, dass eine möglicherweise infizierte Ärztin vom Seuchenschutz sich in unserer Wohnung befand. Wenn der Charakter meiner inneren George sich ausdifferenzierte, bedeutete das dann, dass ich verrückter wurde? Und falls ja, störte mich das?
    »Was soll ich deiner Meinung nach machen?«, fragte ich sie und dachte angesichts der drängenderen Probleme nicht mehr an meine Regel, nicht vor Fremden mit George zu sprechen.
    Du hast Becks und Dave ausgebildet. Das bedeutet, dass sie erst schießen und dann fragen werden. Wenn das Ganze gestern passiert wäre, wäre Alaric dir vielleicht eine Hilfe gewesen, aber im Moment ist er zu sehr durch den Wind von seinem Feldeinsatz, um klar zu denken. Du musst sie auf den Teppich holen.
    Großartig. Es reichte nicht, dass meine Schwester tot war und in meinem Kopf weiterlebte. Jetzt gab sie mir auch noch Anweisungen. »Es hört nie auf«, brummte ich und schaute zu Kelly. »Wenn du gestorben bist, möchtest du uns vielleicht erklären, wie es kommt, dass du hier rumstehst und nicht versuchst, uns aufzufressen?« Ich hielt einen Moment inne und fügte dann hinzu: »Genau genommen war das keine Bitte.«
    »Wenn man genau hinhört, heißt es in der Nachrichtenmeldung nicht, dass ich gestorben sei, sondern nur, dass man meine Leiche gefunden hat«, sagte sie in einem bedachtsamen Tonfall, den ich aus viel zu vielen Pressekonferenzen kannte. Es ist der Tonfall, den die Leute benutzen, wenn sie überhaupt nichts sagen.
    Die Stille, die in den nächsten paar Sekunden den Raum erfüllte, ließ sich fast mit Händen greifen, als wir vier versuchten, den Sinn ihrer Worte zu erfassen. Dave sagte als Erster etwas. »Also wirst du als tot geführt, weil bei dir die Virenvermehrung eingesetzt hat?«
    »Nein«, sagte Kelly nachdrücklich. »Ich bin nicht infiziert. Ich bin bereit, mich so vielen Bluttests zu unterziehen, wie ihr wollt, um es zu beweisen.«
    Genau genommen log sie: Wir sind alle infiziert. Jeder, der oder die nach dem Erwachen geboren wurde, hat sich schon im Mutterleib infiziert, da Kellis-Amberlee nicht die geringsten Schwierigkeiten damit hat, die Plazenta-Barriere zu überwinden. Nur schläft das Virus in den meisten von uns friedlich, anstatt unsere Körper zu übernehmen und uns in Wesen aus einem Gruselkabinett zu verwandeln. Danach halten die Bluttests Ausschau. Nicht nach der Infektion, sondern nach einer plötzlichen Vermehrung. Was eine weitere Frage aufwarf: Ein solcher Ausbruch ereignet sich innerhalb von Minuten und nicht von Stunden. Wenn Kelly in Memphis dem aktiven Virus ausgesetzt worden war, wie hätte sie dann bis nach Oakland kommen sollen, ohne auf dem Weg hierher zum Zombie zu werden?
    »Warum hält man dich dann für tot?« Becks klang stinksauer, als dächte sie darüber nach, Kelly einfach nur abzuknallen, um der verwirrenden Situation ein Ende zu bereiten. Ich warf ihr einen warnenden Blick zu. Sie erwiderte ihn finster.
    George hatte recht. Ich musste die Lage unter Kontrolle bringen, bevor sie hässlich wurde.
    »Becks … «, sagte ich beruhigend.
    »Ist schon in Ordnung, Shaun. Ich wusste, dass ich einige Fragen zu beantworten haben würde.« Mit einem Blick zu Becks fuhr sie ruhig fort: »Man hält mich für tot, weil die Leiche, die man gefunden hat, von mir stammt.«
    Die Hölle brach los. Sie hätte wohl kaum etwas sagen können, was derart schnell ein vergleichbares Chaos unter meinen Mitarbeitern hätte anrichten können. Selbst »Schaut mal, ein Zombie!« hätte wahrscheinlich bloß allgemeines Interesse hervorgerufen; wir hätten uns nach etwas umgesehen, womit man ihn anstupsen konnte. Nur weil wir sie als Freund, nicht als Feind betrachteten, kriegte sie keine Kugel in den Kopf, kaum dass die Worte aus ihrem Mund waren. So, wie die Dinge lagen, hatte sie ihren Satz kaum beendet, als Dave auch schon auf den Beinen war, die Waffe gezogen und

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