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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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gemein zu nennen!« Ich brach ab und versuchte, mich zu beherrschen. »Erzählen Sie mir, was passierte, als Sie segeln gingen. Am Samstag, bevor Champ ermordet wurde.« Sie zuckte zusammen. »So etwas dürfen Sie nicht sagen, Vic. Es war ein Unfall. Niels hat es mir bestätigt, und die Polizei glaubt es auch.« »Schon gut. Wer war bei dem Segeltörn dabei? Mattingly, nicht wahr? Und Phillips und natürlich Grafalk. Weshalb wurde Champ eingeladen?« »Mattingly war nicht dabei. Ich sagte doch schon, dass ich ihn nicht kenne. Sie werfen mir vor, gefühllos zu sein - das ist einfach nicht wahr. Als ich Niels berichtete, dass Champ die Sache mit den Rechnungen aufgedeckt hatte, wollte er ihn von Clayton sofort aus dem Weg räumen lassen, aber ich konnte ihn davon abbringen.« Sie sah mich stolz an. »Bei dem Ausflug wollten sie Champ überreden, den Mund zu halten, und das schien zunächst auch zu klappen. Aber am Montag gab es zwischen Champ und Clayton einen Riesenkrach, sodass Niels sich gezwungen sah zu handeln, bevor Champ Argus informierte. Doch dann - dann ist er verunglückt. Und damit war der Fall erledigt. Ich war so erleichtert, denn ich hatte Angst, dass Niels ihm etwas Schreckliches antun könnte.«
    Vor Entsetzen und Zorn war ich sprachlos. Endlich brachte ich mit erstickter Stimme heraus: »Sie haben also versucht, Champ zu bestechen, doch das lag nicht auf seiner Linie - aber ein Miststück wie Sie kapiert das natürlich nicht ... Und was war mit der >LucellaLucella< konnte keine Fracht aufnehmen, weil jemand die Frachträume geflutet hatte. Bevor er Argus anrief, wollte sich Champ mit dem Kapitän darüber unterhalten ... Ach, geschenkt! Kommen wir lieber auf Clayton zu sprechen: Waren Sie dabei, als Niels am Sonntagmorgen Clayton den Schädel eingeschlagen hat?«
    Sie blickte mich vorwurfsvoll an. »Was für einen Ton erlauben Sie sich überhaupt! Ich verstehe zwar, dass Sie meine Beziehung zu Niels nicht billigen, aber immerhin ist er mein Liebhaber.«
    Ich verfiel in hysterisches Gelächter. »Nicht billigen! Du lieber Himmel, Paige, von mir aus könnten Sie genauso gut auf einem anderen Stern leben! Ihr Verhältnis mit Grafalk geht mich nichts an. Mich berührt nur das, was Sie beide meinem Vetter angetan haben - deshalb ist Ihre Beziehung so niederträchtig.« Paige sah auf die Uhr. »Hm, ja. Ich sehe das anders. Ich bin nun einmal Niels gegenüber sehr verpflichtet. Übrigens erwarte ich ihn in wenigen Minuten. Falls Sie ihm nicht begegnen wollen, schlage ich vor, dass Sie gehen.« Ich stand auf. »Noch ein Letztes, liebste Paige. Sollten Sie am Tag nach der Beerdigung in Champs Wohnung nach der Rechnungskopie gesucht haben - ich habe sie gefunden. Und der Brief, den mein Vetter Ihnen angeblich nach Toronto ins Royal York Hotel geschickt hat, war ein Abschiedsbrief. Er wollte sich von Ihnen trennen. Sie haben den Brief in einen alten Umschlag gesteckt als Beweis dafür, dass Sie sich Liebesbriefe schrieben. Sie wussten, dass ich nur die Anrede lesen würde.« Ich musste gegen ein Schluchzen ankämpfen. Wenn ich noch länger blieb, war es um meine Selbstbeherrschung geschehen. Paige verfolgte mich mit dunklen, bösen Augen, als ich über den Perserteppich zur Tür ging. Diesmal hatte sie ihre bewundernswerte Gelassenheit verloren. Mund- und Augenpartie bewiesen das; sie wirkte um Jahre gealtert.

26
    Versumpft
    Halb tot vor Müdigkeit kam ich unten an. Meine Beine verweigerten den Dienst; in dem überdachten Entree musste ich mich hinsetzen. Mein Verstand arbeitete nur noch auf halben Touren. Jeannines Mann hatte Champ vor die Schiffsschraube der »Bertha Krupnik« gestoßen. Mit diesem Eingeständnis hatte der Tag begonnen; und er endete mit dem Eingeständnis ihrer Schwester, dass sie mit meinem Vetter liiert gewesen war. In Grafalks Auftrag.
    Was hatte Champ eigentlich davon, wenn ich Grafalks Mittäterschaft bei seiner Ermordung, vielleicht sogar bei der Sabotage auf der »Lucella« beweisen konnte? Rache gewährt nur in seltenen Fällen Befriedigung - andererseits wusste ich genau, dass ich nicht aus reinem Edelmut oder einem selbstlosen Gerechtigkeitsgefühl handelte.
    Ich erhob mich mühsam und sah mich nach einem Taxi um. Aus den Schatten auf der Straßenseite gegenüber trat eine Gestalt auf mich zu. »Zufrieden?«, erkundigte sich Ferrant.
    »Sie haben hier auf

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