Deadlock
zu viel Lärm.«
»Wie ist er dann reingekommen?«
»Mein Gott, Roger, Sie sollten sich schämen! Sie stammen doch von einer Insel!« Er runzelte die Stirn. »Doch nicht mit dem Boot? Machen Sie keine Witze!« Er überlegte. »Möglich wär's. Aber können Sie's auch beweisen?« »Keine Ahnung. Es sind hauptsächlich Indizienbeweise, denen man vielleicht wenig Glauben schenken wird. Fangen wir doch mal bei Ihnen an: Kaufen Sie mir ab, dass Grafalk ein Kapitalverbrecher ist?« »Ich weiß nicht.« Er lächelte unsicher. »Heute Nachmittag haben wir zwar in seinen Unterlagen einige Diskrepanzen entdeckt, aber - einen Menschen umzubringen und durch eine Frachtluke zu schieben, das ist schon noch was anderes ... Was ist denn mit Bledsoe?«
Ich schüttelte den Kopf. »Bledsoe hielt sich noch oben an der Schleuse auf, und sein Flugzeug war hier in Chicago. Und nicht nur das: Irgendjemand hat sein Flugzeug dorthin geschickt - das sollte ihn in einem anderen Mordfall verdächtig machen.«
Was die Kellner wohl tun würden, wenn ich mich einfach auf den Plüschkissen zusammenrollte und ein Nickerchen machte? Ich gähnte. »Sehen Sie, wenn ich nicht einmal Sie überzeugen kann, obwohl Sie die Beweislast in finanzieller Hinsicht anerkennen, dann wird es mir nie gelingen, bei der Polizei einen Haussuchungsbefehl zu erwirken. Bevor sie die Jacht eines reichen Mannes unter die Lupe nehmen, müssen sie von seiner Schuld überzeugt sein.« Ich lehnte mich zurück und schloss die Augen. »Er kommt damit nicht durch«, murmelte ich vor mich hin. Aber es sah ganz so aus, als hätte ich Unrecht. Selbst die Zerstörung der »Lucella« konnte man ihm nicht nachweisen, weil kein Mensch wusste, woher die Sprengladung stammte. Wenn ich doch bloß Beweise hätte - einen Zeugen, der Grafalk und Phillips am Sonntagmorgen in der Nähe seines Bootes gesehen hatte, oder wenigstens Blutflecke auf seiner Jacht... Langsam öffnete ich die Augen und richtete meinen Blick auf Ferrant. »Ich brauche Beweise. Er kann doch nicht immer die besseren Karten haben, bloß weil er ein halber Rockefeller ist!«
Nach dieser dramatischen Bemerkung erhob ich mich und ging so hoheitsvoll wie möglich zur Tür. Der Oberkellner bedachte mich mit einem verächtlichen Blick. In seinen Augen hatten Frauen nicht nur keinen Sinn für gute alte Weine, sie schütteten sie auch noch unmäßig in sich hinein.
»Danke, der Herr«, sagte ich, als er mir die Tür aufhielt. »Ihre frauenfeindliche Haltung befriedigt Sie sicher mehr als ein lumpiges Trinkgeld. Gute Nacht!« In der Hotelhalle ging ich auf ein Telefon zu, wobei ich vorsichtshalber einen weiten Bogen um die griechischen Säulen machte. Ich wollte bei der Marineschule der Großen Seen anrufen. Mit der Dame in der Vermittlung gab es ein längeres Palaver, bis sie verstand, was ich wollte, und mir eine Nummer gab. Ich ließ das Telefon mehr als zwanzig Mal erfolglos läuten. Die Standuhr in der Nähe des Eingangs zeigte beinahe Mitternacht. Plötzlich stand Ferrant mit meiner Handtasche neben mir; ich hatte sie am Tisch vergessen. »Wer schützt unser Land um Mitternacht?«, wollte ich von ihm wissen, als er sie mir überreichte. »Wie wollen sie erfahren, ob nicht die Russen im Anmarsch sind, wenn kein Mensch mehr den Telefondienst versieht!«
Ferrant nahm mich am Arm. »Hören Sie, Vic, Sie sollten mit der Beweissicherung bis morgen warten.«
»Dann kommt er wieder ungestraft davon«, protestierte ich eigensinnig. »Taxi, bitte!«, rief ich dem Portier zu. »Wohin wollen Sie?«, fragte Ferrant.
»Zu meinem Wagen, und dann zu Grafalks Jacht. Ich werde mir die Beweise schon beschaffen.«
Der Portier blickte misstrauisch zu uns herüber.
»Wird's bald?«, fuhr ich ihn an. Achselzuckend ging er mit seinem Pfeifchen nach draußen.
Ferrant folgte mir in die kühle Nacht hinaus. Er versuchte sich bei mir einzuhängen, aber ich schob ihn weg. Als das Taxi eintraf, wies ich den Fahrer an, mich zu meinem Wagen zu bringen. »Okay - wo steht er?«
»In der Garage«, murmelte ich, bevor ich einschlief.
27
In der Höhle des Löwen
Ich erwachte mit einem gewaltigen Kater. Helles Sonnenlicht strömte durchs Fenster und blendete mich. Wirklich komisch - ich schlafe doch sonst mit zugezogenen Vorhängen! Unter größter Anstrengung richtete ich mich auf, mein Kopf tat weh, und mir war übel. Allmählich merkte ich, dass ich in einem fremden Zimmer auf der Couch lag; auf der Glasplatte eines niedrigen Tischchens neben mir
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