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Deadlock

Deadlock

Titel: Deadlock Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Paretsky
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verschlossene Tür zu den Wohnräumen. Es war nach sechs - die Zeit des Sonnenuntergangs. Nur noch wenig Licht fiel hier herein, und deshalb kostete es mich viel Zeit, bis ich mit meinen Dietrichen die Tür aufbekam. Ein Haken an der Wand griff in eine Öse an der Tür und hielt sie offen.
    Eines hatte ich vergessen: meine Taschenlampe. Ich suchte nach dem Lichtschalter und ertastete schließlich eine Kette, die von einer Deckenlampe hing. Als das Licht anging, sah ich, dass ich in einer kleinen Diele mit grünem Teppichboden stand. Rechter Hand befand sich ein Schlafzimmer mit Doppelbett, Spiegelwänden und Teakholzmöbeln. Im Schiebetürenschrank entdeckte ich ein beachtliches Sortiment an Herren- und Damenkleidung. Wem gehörten wohl die Damenkleider? Paige wie Mrs Grafalk waren schlank und etwa gleich groß; sie hätten beiden gepasst. Vom Schlafzimmer aus gelangte man in ein winziges Bad. Über Waschbecken und Wanne glänzten goldene Armaturen. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass der Kampf zwischen Grafalk und Phillips hier stattgefunden hatte.
    Auf der Backbordseite entdeckte ich zwei einfache Schlafzimmer, die jeweils vier Personen Platz boten, und daneben, in Bugrichtung, das Esszimmer. Hier war ein alter Mahagonitisch fest im Fußboden verankert, und in einem hübschen Regal stand ein komplettes Wedgewood-Service. Ganz vorn im Bug ging es schließlich in eine Kombüse mit Gasherd. An Steuerbord lag zwischen der Kombüse und dem Luxusschlafzimmer ein Aufenthaltsraum, in dem man bei rauem Wetter lesen, Bridge spielen oder etwas trinken konnte. Als ich neugierig ein kleines Schränkchen aufklappte, standen da eine Auswahl Karaffen und eine Batterie Flaschen.
    Falls Phillips den Schlag nicht auf Deck abbekommen hatte, musste es entweder im Aufenthaltsraum oder im Esszimmer geschehen sein. Der Aufenthaltsraum erschien mir wahrscheinlicher. Ich nahm ihn mir zuerst vor. Er war gemütlich eingerichtet: mit einem lederbezogenen Kartentisch, einem Schreibtisch, mehreren Stühlen, einer Couch und einem kleinen elektrischen Kamin.
    Den Fußboden bedeckte ein dicker grüngemusterter Teppich. Ich ließ meine Blicke durch den Raum wandern - und da fiel mir auf, dass vor dem Kamin der Flor des Teppichs zusammengedrückt war. Höchst verdächtig! Ich inspizierte den Fleck durch mein Vergrößerungsglas, entdeckte dabei aber nur ein weiteres blondes Haar, jedoch kein Blut. Der scharfe Geruch eines Reinigungsmittels stieg mir in die Nase; außerdem fühlte sich der Teppich an dieser Stelle feucht an. Drei Tage waren seit Phillips' Tod bereits vergangen ...
    Ich richtete mich auf, mein Rücken schmerzte. Wie konnte ich die Polizei dazu bewegen, die Jacht offiziell zu durchsuchen? Mit ihrer Ausrüstung würden sie selbst geringste Blutspuren auf dem Teppich nachweisen können. Am besten sollte ich ihnen wohl einige Teppichproben zur Untersuchung zukommen lassen; falls sie Blutspuren feststellten, müsste das ihr Interesse wecken. Kurzentschlossen schnitt ich ein paar Fasern ab und wollte sie gerade in die Plastikhülle stecken, als über mir ein dumpfes Geräusch zu hören war. Ich blieb still sitzen und spitzte die Ohren. Die unteren Räume waren so gut isoliert, dass von draußen kaum ein Laut hereindrang. Doch dann wiederholte sich das Geräusch: Zwei Personen waren also an Bord gekommen. Ich steckte schnell die Hülle weg und schlich, das Messer fest umklammert, in die Diele, um das Licht auszumachen. Gedämpfte Männerstimmen drangen an mein Ohr, über mir lief jemand nach vorn, und im Heck wurde der Motor angeworfen. Die Jacht, die bis jetzt leicht in der Strömung geschaukelt hatte, begann zu vibrieren und sich langsam nach rückwärts zu bewegen.
    Ich sah mich nach einem Versteck um - vergebens. Weder der Kartentisch noch die Couch boten Schutz. An dem Bullauge an Steuerbord glitt ein Zerstörer vorbei. Dann sah ich die graue Betonmasse eines Wellenbrechers und schließlich das grüne Licht der Seezeichen, die die Fahrrinne markierten. Wir befanden uns draußen auf dem See. Gleich darauf hörte ich das Flappen von Leinwand - man hatte die Segel gesetzt. Ich vernahm Stimmengemurmel und schließlich Schritte auf der teppichbelegten Treppe.
    »Sie wollen doch hoffentlich nicht mit mir Verstecken spielen, Miss Warshawski. Ich kenne das Boot wesentlich besser als Sie.« Es war Grafalk. Mein Herz klopfte wie rasend, und mir wurde flau im Magen. Ich brachte keinen Ton heraus.
    »Ich weiß, dass Sie hier sind. Wir haben Ihren

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