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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Bürgermeister Farnum dem General beschied, seine Männer seien im Badehaus stets willkommen. Was eine kleine Lektion in guten Manieren war, denn die berittenen Soldaten stanken schlimmer als ganz Chinatown. Manchmal wünschte sie sich, die ganze Stadt wäre so wie Bürgermeister Farnum.
    Zwei Stunden später kam ihr Ehemann in ihr Schlafzimmer, noch bevor sie ihr Partykleid ausgezogen hatte, und sagte: »Die Witwe von Wild Bill Hickok ist eingetroffen und wohnt im
Grand Union.
« Aus Jacks Mund hörte sich so etwas immer an, als würde hinter der Bühne ein Souffleur sprechen.
    Sie hielt das für einen willkommenen Anlass zu einem weiteren Empfang. »Jede Frau, die mit Mr. Hickok verheiratet war, besitzt gesellschaftliche Umgangsformen«, sagte sie. »Dessen bin ich mir absolut sicher.«
    »Was immer du möchtest, meine Liebe«, sagte er.
    Sie setzte sich an ihren Schreibtisch, um eine Gästeliste aufzustellen. Sie beschloss, den Empfang bei sich zu Hause zu geben. Das Theater war zu groß, und sie wollte, dass das Ganze in einer freundlichen, warmen Atmosphäre stattfand. Sie entschied sich für Sonntagnach-mittag, Kaffee, Gebäck und Süßrahmbutter. »Was denkst du, Jack, sollten wir Alkohol reichen?«
    »Wenn du es so möchtest, meine Liebe.«
    »Nein, ich denke nicht«, meinte sie. »Es ist vielleicht ein wenig zu früh, so kurz nach dem Mord.« Sie setzte ihre Liste auf, beginnend mit Bürgermeister Farnum, Sheriff Seth Bullock und Solomon Star. Dann fügte sie alle Geschäftsleute der Stadt hinzu, mit Ausnahme von Barbesitzern, Inhabern der Freudenhäuser, Juden und Farbigen. Dann noch die unterhaltsamsten Junggesellen, die sie in Deadwood kannte, und schließlich Charley Utter.
    Sie hielt Charley Utter nicht für unterhaltsam – auch wenn sie sich gut daran erinnerte, wie sein Glied sich bei ihrer Berührung aufgerichtet hatte, als sie nebeneinander im Theater saßen, und dann wieder in ihrem Wohnzimmer, bevor sein schwachsinniger Freund durch ihr Fenster gestürzt war. Sie konnte mit Schwachköpfen nichts anfangen, auch nicht mit denen, die sie unterstützten, aber darüber sah sie jetzt einmal hinweg. Charley war Bills bester Freund, und sie wollte, dass die Witwe sich wie unter Freunden fühlte.
    »Vielleicht könnten wir etwas Wein reichen. Das könnte die Veranstaltung etwas auflockern, ohne respektlos zu wirken.«
    Jack betrachtete sich im Ankleidespiegel und zog seinen Schnauzbart hoch, um die Zähne zu sehen. Sie bemerkte, dass er auf Zehenspitzen stand. Vor dem Spiegel stellte er sich immer auf die Zehenspitzen.
    »Was immer du möchtest«, sagte er.
    Nachdem er ihr Zimmer verlassen hatte, zählte sie die Namen auf der Liste. Es waren dreiunddreißig. Sie stellte sich vor, wie sie zusammen mit der Witwe von Bill Hickok dreiunddreißig Männer unterhielt.
    Sie zog sich um, legte ein Tuch um ihre Schultern – es war September, und am Nachmittag konnte es unerwartet frisch werden – und verließ das Haus.
    »Vielleicht könntest du Mrs. Hickok ins Theater einladen«, sagte er, als sie durch die Tür ging.
    Sie gab ihm einen Kuss auf die Stirn. »Jack«, sagte sie, »die Frau hat eben erst ihren Mann verloren …«
    Elizabeth Langrishe fand Agnes Lake Hickok an einem Fenstertisch im Speisesaal des
Grand Union Hotel
, von wo aus sie auf die Straße hinausblickte, während sie Spargel mit Ei aß. Ihr erster Gedanke war, dass die Frau zu alt war. Sie hatte angenommen, dass Bills Ehefrau schön und jung und hilflos sein würde. Mrs. Langrishe hatte sich bereits darauf gefreut, ihr den Rat einer reifen Frau anbieten zu können.
    Aber die Dame am Fenster war mindestens dreißig – Mrs. Langrishes Alter – und auch nicht hübsch im eigentlichen Sinne. Allerdings strahlte sie Selbstbewusstsein aus. Ja, das war Bills Frau. Mrs. Langrishe beobachtete sie einen Moment lang und korrigierte einige ihrer Gedanken über Bill Hickok.
    Agnes Lake sah unerwartet auf und begegnete ihrem Blick. Bills Frau hatte Augen wie Bill – als gäbe es nichts Lustiges auf dieser Welt–, und Mrs. Langrishe schoss der Gedanke durch den Kopf, dass diese Frau sie erschießen könnte.
    Sie durchquerte den Raum, hörte ihre eigenen Schritte auf dem Boden und war sich bewusst, was eine andere Frau gleichen Alters und mit gleicher Erfahrung von ihrer Aufmachung halten mochte. Sie blieb neben dem Tisch stehen, doch Mrs. Hickok sah mit ausdruckslosen Augen völlig gleichgültig zu ihr auf.
    »Mrs. Hickok?« Agnes Lake nickte. Elizabeth

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