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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Morphium in die Venen jagte, während sie draußen in seinem Camp saß und behauptete, Bills Witwe zu sein.
    Als Erstes beschloss Charley, Agnes Lake vom Camp fernzuhalten. Das Zweite war, Jane betrunken zu halten. Nicht besinnungslos betrunken – er wollte nicht, dass sie wild herumballerte und so die Aufmerksamkeit auf sich zog –, aber doch so nahe an der Besinnungslosigkeit, dass sie teilnahmslos wurde, und das so lange, bis Agnes Lake die Black Hills wieder verließ.
    Er legte den Umschlag auf den Tisch neben seinem Bett und holte ein sauberes Hemd und frische Socken aus der Kommode. Er mochte diese Kommode, sie repräsentierte eine Art von Ordentlichkeit, die man sehen konnte, einfach, indem man eine Schublade herauszog. In den Wochen seit Bills Tod hatte Charleys Ordnungsliebe ein wenig gelitten, sodass er jedem Ärger ausgesetzt war, der in seine Richtung geweht wurde. Es war beunruhigend, sich seinen Ärger nicht selbst aussuchen zu können, und Charleys Instinkte ließen ihn nach und nach wieder seine natürlichen Schutzvorkehrungen treffen. Er schloss die Schublade, platzierte den Umschlag exakt in der Mitte des Tischs und machte sich auf den Weg ins Badehaus. Es gab ein Bad am Ende des Flurs, doch Charley war die Gesellschaft des Flaschenfreunds gewohnt und badete sowieso nicht gern allein.
    Der Schwachkopf machte gerade ein Nickerchen auf seinem Stuhl neben der Tür, als Charley hereinkam. Die Arme hatte er verschränkt, und sein Kinn lag auf seiner Brust. Er sah so alltäglich aus wie eine Scheibe Brot. Charley kam der Gedanke, dass der Schwachkopf sich nur dann verriet, wenn er den Mund aufmachte – oder durch Fensterscheiben krachte oder mit seinem Jutesack voll Flaschen die Main Street auf und ab marschierte und Flaschen sammelte. Und eigentlich waren diese Dinge ja vermeidbar.
    Er trat auf die Veranda, und sein Schatten fiel über das Gesicht des Flaschenfreunds, woraufhin dieser die Augen aufschlug. Er sah müde und alt aus. In diesen Kategorien dachte Charley nie über ihn – jung oder alt –, und es überraschte ihn, dass ihm das Alter so deutlich im Gesicht geschrieben stand. »Du siehst verwelkt aus«, meinte er.
    Der Flaschenfreund griff kurz nach dem Jutesack, der neben seinem Stuhl stand. Die Flaschen klirrten leise. »Die Pony-Soldaten vom General«, sagte er.
    Der General hatte all seinen Männern ein Bad befohlen, woraufhin über hundert von ihnen vor dem Badehaus Schlange standen. »Die haben all diese Flaschen hier zurückgelassen«, sagte der Schwachkopf und berührte den Sack.
    »Hast du auch daran gedacht, ihnen Geld abzunehmen?« fragte Charley.
    »Amerikanische Soldaten müssen für gar nichts bezahlen«, antwortete er.
    »Wer hat dir das denn erzählt?«
    »Die.«
    Charley zog Hemd und Hose aus und setzte sich in seine gewohnte Wanne. Der Flaschenfreund machte Wasser heiß und kippte es über seine Schultern. »Ist die Beißerin gestorben?« sagte er nach einer Weile.
    Schwachkopf hin oder her, der Mann hatte ein Händchen dafür, ein Gespräch in Gang zu bringen.
    Charley verneinte. Er hatte Lurline seit drei Wochen nicht mehr gesehen, und das letzte Mal hatte sie mit Handsome Banjo Dick Brown im
Eatephone
auf der Main Street gesessen und ihm ein Beefsteak in mundgerechte Stücke geschnitten.
    Seit Charley denken konnte, spielte der Pimmel immer eine übergroße Rolle oder gar keine. Meistens gar keine. »Ich hab dem General die Hand geschüttelt«, sagte der Schwachkopf, »und die Lady war auch da, die uns mit ins Theater genommen hat. Die könnte Sie doch beißen …«
    Charley schüttelte den Kopf. »Die würde einem höchstwahrscheinlich was abbeißen.« Er drehte sich in der Wanne und warf einen Blick über die Schulter. »Was soll überhaupt das ganze Gerede über beißende Damen? Ich kann mich nicht erinnern, dass dich so etwas je interessiert hätte.«
    »Ich habe eben das eine oder andere gehört«, sagte der Schwachkopf. »Dass Sie Handsome Dick wegen eines Freudenmädchens angeschossen haben.«
    »Ich habe auf ihn geschossen, weil er drauf und dran war, auf mich zu schießen.«
    »Ich hab aber gehört, es war wegen einer Braut aus den Hinterzimmern. Sie haben ihn bei einer Schießerei besiegt, und dann haben Sie ihm das Leben geschenkt.«
    »Ich habe auf ihn geschossen, als ich unter einem Bett lag«, sagte Charley.
    »Wessen Bett?«
    Charley ließ sich tiefer in die Wanne sinken, bis das Wasser seine Schultern bedeckte. Der Schwachkopf sagte: »Ich hab gehört,

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