Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
Vom Netzwerk:
Langrishe schenkte ihr ein glaubwürdiges Lächeln – sie hätte noch bei ihrer eigenen Hinrichtung lächeln können – und bot ihre Hand an. Mrs. Hickok ergriff sie, und Mrs. Langrishe spürte, dass sie außergewöhnlich stark war. Einer Frau mit solchen Händen war sie noch nicht begegnet. Sie waren so kräftig wie die von Jack, aber Mrs. Hickoks waren rauer und fester. Und sie waren zu sauber, um Feldarbeit geleistet haben zu können.
    »Ich bin Elizabeth Langrishe«, sagte sie. »Meinem Mann gehört das seriöse Theater …« Mrs. Hickok starrte sie an und wartete. »Wir waren mit Ihrem Mann befreundet«, sagte sie. »Nicht sehr eng, aber Bill verbrachte gerne mal einen Abend in unserem Theater.«
    Elizabeth Langrishe ließ los, und Agnes Lake legte ihre Hand auf ihren Schoß. »Er wusste die schönen Künste zu schätzen«, sagte Mrs. Langrishe.
    »Das wusste ich nicht.«
    Elizabeth Langrishe nahm ein wenig schockiert Platz. »Er war ein sehr vielseitig interessierter Mann«, sagte sie. Dann errötete sie und hob eine Hand an ihre Wange. »Hier sitze ich«, sagte sie, »und erzähle Ihnen von Ihrem Mann …«
    »Ich bin für alles dankbar, was Sie mir erzählen können«, sagte Agnes Lake, und Mrs. Langrishe betrachtete sie gleich aus einem anderen Blickwinkel. »Bill und ich waren nicht sehr lange zusammen.«
    »Keine Frau versteht ihren Mann voll und ganz«, sagte Mrs. Langrishe. »Ich bin mit meinem Jack jetzt neun Jahre zusammen und …« Sie hatte sagen wollen, dass sie ihn überhaupt nicht verstünde, doch dann unterbrach sie sich. Sie schüttelte den Kopf, wollte nicht mehr lügen. »Jack ist nicht wie Ihr Bill«, sagte sie.
    Agnes tupfte sich mit einer Serviette den Mundwinkel ab. Sie schämte sich für das, was sie über sich und Bill gesagt hatte. »Nein«, sagte sie, »ich denke, das sind wohl nicht viele.«
    Dann dachte sie daran, wie sie ihn kennengelernt hatte, wie er nach der Vorstellung in ihr Zelt gekommen war, würdevoll und nach Whiskey riechend. Er hatte seinen Hut abgenommen, sich verbeugt und sich dann als James Butler Hickok vorgestellt. Sie brauchte fünf Minuten, bis ihr klar wurde, wer das war. Sie hatte in ihrem Zirkustrikot dagesessen und eine Decke über ihre Beine gezogen, als wäre ihr kalt. Es war seltsam. Sie machte sich nie Gedanken darüber, wie sie am Trapez oder auf dem Drahtseil aussahen.
    Mrs. Langrishe lächelte auf eine liebenswürdige Weise, die irgendwie nicht zu ihr passte. »Er war hier sehr angesehen«, sagte sie.
    Mit einem Mal wurde Agnes Lake ungeduldig, aber sie wusste nicht genau, warum. »Was hat er gemacht?« fragte sie.
    »Was er gemacht hat?« Mrs. Langrishe lächelte über die Frage. »Er war Bill Hickok.«
    »Was hat er gemacht?« fragte sie wieder. »Einmal hat er mir geschrieben, er suche mit Charley Utter nach Gold, ein anderes Mal schrieb er, sie seien Geschäftspartner.« Sie blickte auf ihren Teller, als hätte sich dort etwas bewegt. »Aber ich kannte ihn besser.«
    Mrs. Langrishe versuchte sich zu erinnern, was Bill gemacht hatte, aber sie hatte nie irgendetwas darüber zu Ohren bekommen.
    »Wo hat er gewohnt?« fragte Agnes Lake. »Wo hat er seine Mahlzeiten eingenommen?« Sie sah aus dem Fenster, als könnte dies unmöglich der richtige Ort sein. Als sie wieder in den Speisesaal des
Grand Union Hotels
blickte, standen ihre Augen voll Tränen. Sie versuchte nicht, sie wegzuwischen, und davon abgesehen gab es in ihrem Gesicht keinerlei Hinweis darauf, was sie gerade fühlte.
    Mrs. Langrishe bedeckte wieder Mrs. Hickoks Hand. »Er hat mit Charley Utter zusammengewohnt«, sagte sie. »Sie hatten ein kleines Camp draußen am Bach.«
    Agnes wartete.
    »Wohin er zum Essen gegangen ist, kann ich Ihnen leider nicht sagen«, fuhr sie fort, »aber er hat auf seine Gesundheit geachtet, das konnte man sehen. Er hat sich gut gehalten …«
    Die Tränen rollten über Agnes Lakes Wangen, aber ihre Stimme blieb gefasst. »Ich will nicht bezweifeln, was Sie da sagen«, sagte sie, »aber ich bin noch nie einem Menschen begegnet, der mir so hilflos vorkam wie Bill. Ich habe nie verstanden, wie er über die Runden gekommen ist. Sowohl vor unserer Heirat als auch danach.«
    »Er war hoch angesehen. Man hat sich um ihn gekümmert.«
    Agnes Lake schüttelte den Kopf. »Die Menschen kümmern sich um niemanden.«
    Dann verfielen die beiden Damen in ein Schweigen, das nicht un-angenehmer war als ihre Unterhaltung. Elizabeth Langrishe nahm ihre Hand von Agnes Lakes Hand,

Weitere Kostenlose Bücher