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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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folgenden Tag wurde eine verweste Kinderleiche an derselben Stelle gefunden wie zuvor der Chinese. Pierce erkannte in ihr eines der Mädchen der Witwe McCleod. Das Zweitälteste, der Größe nach zu urteilen.
    Bullock begriff, dass es sich um ein politisches Problem handelte. »Es ist nicht sonderlich populär, einen Friedhof zu verlegen«, sagte er dem Friseur. »Wenn man Leichen umbettet, weckt das Erinnerungen an die Toten.«
    Doc Pierce stand in Bullocks Büro. Matsch vom Körper des kleinen Mädchens klebte immer noch an seinen Händen. »Man wird mir die Schuld dafür geben«, sagte er. »Jedes Mal, wenn so etwas passiert, sagen die Leute anschließend, das liege nur daran, weil ich sie nicht richtig beerdigt habe. Die interessieren sich nicht für Grundwasserströme, Sheriff. Solche Dinge führen zu Gewalttätigkeiten.«
    Bullock sah, dass der Leichenbestatter recht hatte. Er wusste, dass er als Sheriff ebenfalls zur Verantwortung gezogen werden könnte. »Dann müssen wir eben den Berg rauf«, sagte er.
    Und der Friedhof wurde umbenannt und auf den Gipfel des Berges verlegt, immer ein Sarg und ein Grabstein nach dem anderen. Sie nannten ihn Mount Moriah. Die Stadt heuerte Bergarbeiter und Raubeine an, um neue Gräber für die Toten auszuheben, die keine Angehörigen hatten. Sie mussten ihnen mehr bezahlen, um die alten zu öffnen.
    Der Umzug begann Anfang Juli, nachdem eine neue Straße angelegt war, und den ganzen Monat fuhren Tag und Nacht die Wagen den Berg hinauf und hinunter, und die Geräusche der Räder waren lauter als die Bergarbeiter und Raubeine, die noch nie zuvor mit Toten gearbeitet hatten und kaum ein Wort sagten. Manchmal gab es kurze Gottesdienste für die Verstorbenen, meistens aber nicht. Bisher hatte noch nie jemand von der Verlegung eines Friedhofs gehört, und so konnte jeder nur raten, was das Richtige war.
    Charley schob die Umbettung von Bill hinaus, um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Er schrieb Agnes nach St. Louis, erhielt aber keine Antwort. Irgendetwas sagte ihm, dass sie nicht mehr dort war. Er schob es dennoch auf die lange Bank und wartete auf ihren Brief, bis die Stadt anfing, die Gräber hinter dem von Bill zu öffnen, und Bills Grab jeden Abend mit den Fußabdrücken und Wagenspuren des vergangenen Tages überzogen war.
    Das sah er an einem Samstagnachmittag, und am nächsten Morgen bettete er ihn um. Er nahm den Flaschenfreund mit und zwei weitere Mann fürs Schaufeln. Sie hießen John McLintock und Lewis Schoenfield, und beide stanken nach Alkohol. Sie nahmen kein Geld dafür, taten es für die Ehre, Wild Bill Hickok beerdigen zu dürfen.
    Charley setzte sie hinten auf den Wagen, während er dem Schwachkopf erlaubte, auf dem Weg vorn bei ihm zu sitzen. Der Schwachkopf wollte nicht glauben, dass Bill in seinem Grab lag. »Er ist nicht da drinnen«, meinte er. »Er ist im Himmel.«
    Charley blickte stur geradeaus und hielt die Zügel fest in der Hand. »Ein Teil von ihm ist immer noch hier«, sagte er. »Der andere Teil ist im Himmel.«
    Doch der Flaschenfreund glaubte es nicht. »Man geht nicht Stück für Stück«, sagte er. »Engel tragen einen fort, in einem Stück und auf ein Mal.«
    Sie hielten unter einem Baum, und Charley blieb mit dem Flaschen-freund sitzen und sah den zwei Männern beim Graben zu. Dieser Teil des Friedhofs war inzwischen bis auf Bill geräumt. Alle zwei, drei Meter gab es einen Erdhaufen, und er konnte die beiden Männer bei der Arbeit schnaufen hören. Der Flaschenfreund trug ein sauberes Hemd und saß kerzengerade auf dem Sitz.
    Charley starrte die Bäume an und dann zur Stadt hinunter. Er beobachtete, wie ein Planwagen auf der anderen Seite den Friedhof verließ und den Mount Moriah hochfuhr. Er sah überall hin, nur nicht in das Loch.
    Der Boden war von den vielen Besuchern festgetreten worden, und das Graben ging nur sehr langsam vonstatten. Die Männer schwitzten ihre Hemden durch, machten aber keine Pause. Selbst als John McLintock mit seiner Schaufel Lewis Schoenfield eins aufs Auge gab, wechselten sie keine Silbe. Charley sah jedoch Schoenfields Miene und mutmaßte, dass die zwei das später ausdiskutieren würden.
    Das Loch wurde tiefer, die Farbe der Erde änderte sich. Es war die schwärzeste Erde, die Charley bislang in den Hills gesehen hatte. Die Männer standen brusttief in dem Loch, als sie auf den Deckel der Kiste stießen. Lewis Schoenfield berührte ihn zuerst, ein kurzer Schrei entfuhr ihm.
    Charley stieg vom Wagen, der

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