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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Flaschenfreund blieb, wo er war. »Er ist nicht hier«, sagte er. »Er ist im Himmel.«
    Charley bedauerte, dass er ihn mitgenommen hatte. Ihm war es zuwider, andauernd die Gedanken des Schwachkopfs zu begradigen, dabei geriet er nur selbst ins Brüten. Leute, die meinen, Schwachköpfe kennen nur eine Gemütslage, haben nie aufmerksam hingesehen. Der Flaschenfreund hatte die Dinge gern so, dass er sie verstand, und er fühlte sich betrogen, wenn sie anders waren. Das lag daran, dass er wusste, dass er ein Schwachkopf war.
    Charley trat an den Rand der Grube und sah hinein. Die Männer kratzten den Dreck von der Kiste, die nicht annähernd groß genug erschien für das, was in ihr war. Hinter seinem Rücken sagte der Flaschenfreund: »Er ist davongeflogen mit den Engeln.«
    Charley sagte nichts. Man konnte niemanden vor der Welt schützen. McLintock holte zwei Seile aus dem Wagen und legte eines unter jedes Ende des Sargs. »Engel haben Flügel, die fliegen, wohin sie wollen«, sagte der Flaschenfreund, und plötzlich musste Charley daran denken, wie er in Mrs. Langrishes Wohnzimmer auf dem Boden gelegen hatte, inmitten der Glassplitter, die wie zerbrochene Flügel aussahen. Er dachte an das Blut.
    »Komm, hilf uns mit den Seilen«, sagte er.
    Er dachte, der Flaschenfreund würde sich weigern – er hatte etwas Störrisches an sich –, doch stattdessen stieg er rückwärts vom Wagen, nahm das Seil, das Charley ihm hinhielt, und stellte sich auf die andere Seite der offenen Grube. McLintock und Schoenfield bezogen am Fußende des Sargs Position, und gemeinsam machten sie sich daran, die Kiste herauszuziehen.
    Der Flaschenfreund war nicht so stark wie die anderen Männer, und Charley konnte seine Anspannung spüren, er wusste auch nicht, was genau er zu tun hatte. Es bestand eine Verbindung zwischen ihnen, aber dazwischen lag das Gewicht des Toten. Die Kiste hob sich ihnen entgegen, immer ein paar Zentimeter aus der schwarzen Erde. Der Flaschenfreund kam ins Wanken und machte zwei Schritte auf die Grube zu, konnte sich aber noch rechtzeitig halten, bevor er hineinfiel.
    »Halt fest, Flaschenmann«, sagte Charley. Dem Schwachkopf gefiel es, »Flaschenmann« genannt zu werden.
    Das Gewicht war unnatürlich schwer, Charley vermutete, dass der Sarg halb mit Wasser gefüllt war. Der Flaschenfreund bekam einen roten Kopf, und auf seinem Hals zeichneten sich die Adern ab. Die Kiste kam aus der Dunkelheit zu ihnen herauf, immer ein paar Zentimeter auf einmal. Der Schwachkopf verlor wieder das Gleichgewicht. »Halt einfach fest«, sagte Charley, »und überlass mir das Ziehen.«
    Aber der Flaschenfreund hörte nichts. Die Kiste war halb aus der Grube, und Charley sah, dass er Angst vor dem hatte, was sich darin befand.
    Der Sarg schien immer schwerer zu werden, je näher er dem Rand des Grabes kam. »Halt fest«, sagte Charley. Die Hände des Schwachkopfs bluteten, und Charley konnte nichts dagegen tun. Es ging einfach nicht.
    Charley zog, und das Kopfende des Sargs kam aus der Grube. Und genau in diesem Augenblick rutschte entweder McLintock oder Schoenfield aus, brachte alle anderen aus dem Gleichgewicht und ließ das Fußende des Sargs zurück ins Grab fallen. Schoenfield stürzte hinterher.
    Der Sarg landete hochkant in der Grube und brach auf.
    Da war kein Wasser. Das hintere Ende der Kiste war wieder zurück in die Grube gekippt, und das Ende, das Charley und der Flaschenfreund hielten, war nach vorn gerutscht und an der Grabwand zum Stehen gekommen. McLintock sah in das Loch, während Schoenfield herauskletterte.
    »Was ist passiert?« fragte McLintock.
    Schoenfield biss sich auf die Lippe und wischte sich frische Erde von Hemd und Hose.
    »Eben hatten wir das Ding draußen, und im nächsten Moment liegst du mit Bill in der Grube«, sagte McLintock.
    Schoenfield hatte ein geschwollenes Auge und starrte ihn auf eine Art und Weise an, dass Charley froh war, dass sie ihre Waffen im Wagen gelassen hatten. »Das ist doch egal«, sagte Charley, aber Schoenfield hatte Mordgedanken, keine Frage.
    »Unser Problem ist doch jetzt der Sarg«, sagte Charley, und Schoenfield löste seinen Blick von McLintocks Kehle. Alle starrten ins Grab. »Das eine Ende hat sich in den Boden gegraben«, sagte McLintock. »Ich sehe nicht, wie wir ein Seil da drunterbekommen sollen.« Er ging auf die andere Seite des Lochs und schüttelte den Kopf. »Ist auch nicht möglich, da reinzusteigen und die Kiste wieder flach hinzulegen, damit wir noch mal

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