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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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verschränkte die Arme. »Sie halten es für falsch, was wir getan haben«, sagte er nach einer Weile.
    Charley sah auf.
    »Ihr zu sagen, in Cheyenne wären die Pocken ausgebrochen«, fuhr der Barkeeper fort. »Sie hätten das nicht getan, oder?«
    »Sie haben sich das ausgedacht?«
    »Nicht ich persönlich, aber ich habe mitgemacht.«
    Charley schüttelte den Kopf.
    »Sie waren ja nicht hier und haben sich jeden Abend diesen Adlerschrei anhören müssen«, sagte der Barkeeper. »Und ständig erzählte sie jedem, sie wäre mit Wild Bill verheiratet gewesen.«
    »Sie hat sich doch nichts dabei gedacht. Ohne Seuche war sie einfach nur einsam.«
    »Tja«, machte der Barkeeper, »jetzt ist sie jedenfalls weg. Unterwegs nach Cheyenne. Leb mit der Lüge, stirb mit der Lüge. Sie hat bekommen, was sie verdient hat, obwohl ich wahrhaftig nicht weiß, was die Leute in Cheyenne getan haben, um sie zu verdienen.«
    Charley dachte an sie. Wahrscheinlich hatte sie sich hoffnungslos in den Hills verirrt oder war betrunken und schlief im Stehen, an ihr Pferd gelehnt. Und er verstand, dass sie in gewisser Hinsicht genau das auch gewollt hatte.
    »Was wir getan haben«, sagte der Barkeeper, »war nichts als Selbstschutz. Sonst haben wir uns nichts dabei gedacht.« Dann schenkte er sich selbst ein Glas ein und stieß es gegen Charleys Glas, bevor er trank. »Aber eines müssen Sie zugeben«, sagte er, »wer immer ihr den Namen
Calamity
gegeben hat, der wusste, was er tat.«
    »Sie hat sich den Namen selbst gegeben«, sagte Charley.
    Jane ritt die ganze Nacht durch und machte keine Pause, bis die Sonne am nächsten Abend untergegangen war. Noch vor Tagesanbruch wachte sie wieder auf, trank ihren Kaffee schwarz, ohne Alkohol, und machte sich wieder auf den Weg.
    Wäre ihr Pferd nicht gestorben, hätte sie Cheyenne in fünf Tagen erreicht. So wurden es umständehalber acht. Sie erreichte die Stadt mit einer Nachschubkolonne, die Ladefläche des Fuhrwerks teilte sie sich mit einem halben Dutzend Katzen und einer Ladung Käse. Ihr Heilfieber war derart ausgeprägt, dass ihr die Demütigung nichts ausmachte.
    Kein einziges Mal auf ihrer Reise von Deadwood nach Cheyenne zog sie ihre Revolver, und sie ließ auch keinen Adlerschrei in die Nacht hinaus, um nur ja nicht den Kutscher zu wecken. In Cheyenne angekommen, sprang sie vom Wagen auf die Main Street und ging in den ersten Saloon, den sie sah. »Ich bin hier, um zu heilen«, sagte sie. »Wo sind die Opfer?«
    Sie ging von einem Lokal zum nächsten, aus den Bars in die Bordelle. Es gab keine Pocken. Sie hielt einen Prediger auf der Straße an und erklärte ihm, weswegen sie gekommen war und dass Er sie geschickt habe. »Könnten Sie mir den Weg zum Seuchenhaus zeigen?« fragte sie.
    Er musterte sie von oben bis unten. Er war groß und gut aussehend und hatte graue Haare. »Wenn wir so etwas hätten«, sagte er, »würde ich Ihnen den Weg weisen.«
    Die Frau in seiner Begleitung kicherte. Jane sah, dass sie nicht verheiratet waren. Sie ging an ihm vorbei in die nächste Bar, und dann in noch eine, bis sie sich überzeugt hatte, dass sie mit der Wahrheit hinter dem Berg hielten.
    Sie schlief im Westen der Stadt unter den Sternen. Dort hatte sie einen halb fertig gebauten Laden gefunden und sich in einer Ecke zusammengerollt. Ihre Nächte verbrachte sie in dem Laden, während sie tagsüber in den Saloons war, um Neuigkeiten über die Seuche aufzuschnappen. Es gab sie in Cheyenne, das spürte sie.
    Und vierzehn Tage nach ihrer Ankunft betrat sie eines der Bordelle und fand, weswegen sie gekommen war. Sie stand wie angewurzelt da, lauschte und merkte dann, dass ihre Augen tränten und die Tränen über ihre Wangen liefen.
    Zwei der Mädchen hatten die Pocken.
    Im Juni 1879 wurde ein toter Chinese in den Untiefen des Whitewood Creek gefunden, wo er in einem Gewirr von Ästen und Zweigen hängen geblieben war. In diesem Frühjahr wurde überall in der Stadt gebaut, neue Häuser entstanden bis hinauf in die Hills. Jede Woche machte ein neuer Laden auf. Alles war aus dem gleichen Kiefernholz gebaut, und alles sah gleich aus.
    Der Chinese wurde aus dem Bach gezogen und zu Doc Pierce gebracht, der die Leiche übernahm, dann aber Sheriff Bullock meldete, er habe genau denselben Chinesen schon einmal beerdigt. »Ich vergesse niemals eine Leiche«, sagte er, »und den hier habe ich schon mal unter die Erde gebracht.«
    »Dann«, sagte Seth Bullock, »bringen Sie ihn noch mal unter die Erde.«
    Am

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