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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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in Middle Park oder Empire zu handeln, vierzig Jahre nachdem die, die das Land entdeckt hatten, zu neuen Ufern aufgebrochen waren. Schmerzende Beine hin oder her, er wollte dort sein, wo frischer Wind wehte.
    Und in den Black Hills war er so frisch wie irgendwas. Aber es war ein Fehler gewesen. Er lag auf dem Bett, starrte an die Decke und versuchte sich vorzustellen, wie er es denn gerne hätte, doch ihm fiel nichts ein. Er dachte, vielleicht müsste er seinen Geist erfrischen, vielleicht hatte er einfach zu sehr nach neuen Orten gesucht.
    In der Decke waren fünf Einschusslöcher. Dabei war das Hotel erst zwei Monate alt.
    Dann dachte er an den Jungen, der in seinem Wagen lag. Und an den Chinesen im Brennofen, und Bill, der für die Reisenden Schnapsgläser von Pink Bufords Bulldogge schoss und wegen des giftigen Quecksilbers nachts im Schlaf sabberte. Charley hatte so eine Quecksilberkur schon einmal bei jemand anderem miterlebt. Als Nächstes würde Bill seine Zähne verlieren. Er begann über die Jagd nachzudenken, hörte aber auf, bevor er zu der Stelle kam, an welcher der Elch Rache nahm. Es gab immer noch einen Moment im Wasser, vor dem er sich fürchtete: Als der Engel durch das Licht kam, um ihn zu holen.
    Seine Beine fingen an zu schmerzen.
    Er stand auf und ging zu dem Schreibtisch in der Ecke des Raumes. In der obersten Schublade lagen Papier, Federhalter und Tinte. Er fragte sich, was für Briefe wohl schon in diesem Zimmer geschrieben worden waren. Ob die Schreiber berichtet hatten, wie es tatsächlich war, oder ob sie versucht hatten, es so klingen zu lassen, wie sie es gerne gehabt hätten. Er nahm an, dass diejenigen, die die Löcher in die Decke geschossen hatten, keine großen Schreiber waren, und wenn doch, dann hätten sie alles so berichtet, wie es war. Die Briefe mit Herzen und Blümchen wurden eher von Papierkragen und Händlern geschrieben.
    Er nahm ein Blatt Papier aus der Schublade und entwarf ein öffentliches Schreiben, mit dem er den Clippinger Pony-Express herausforderte. Das lenkte seine Gedanken von Deadwood ab.
Als Inhaber des neu gegründeten Pony-Express
, schrieb er,
schlage ich ein Rennen von Cheyenne nach Deadwood vor, das am zweiten Tag des August 1876 stattfinden soll, zwischen dem Clippinger Pony-Express und dem Pony-Express von Charley Utter aus Middle Park und Empire, Colorado, wo er sein ganzes Leben lang erfolgreich im Transportwesen tätig gewesen ist. Der Grund dieses Rennens ist, ein für alle Mal zu entscheiden, wer der Beste darin ist, die Post der Goldgräber und Siedler aus den Black Hills zu transportieren, die etwas verdammt Besseres verdient haben als das, was sie momentan bekommen
.
    Er unterzeichnete den Brief und schrieb ihn noch einmal ab. Einen brachte er ins Clippinger-Büro neben der
Big Horn Grocery
, und den anderen gab er A. W. Merrick, dem Redakteur und Herausgeber des
Black Hills Pioneer
.
    A. W. Merrick hatte ein weiches Gesicht, graues Haar und litt an nervösen Zuckungen. Er war neunundzwanzig Jahre alt und aus Omaha über Custer nach Deadwood gekommen. Es kursierte das Gerücht, er habe einmal in den südlichen Hills sein Lager aufgeschlagen und sei am nächsten Morgen völlig ergraut mit dem Kopf auf einem Grabstein aufgewacht. Charley wusste nicht, ob das stimmte, aber er sah einem Mann an, wenn es besser gewesen wäre, in Omaha zu bleiben.
    Der Zeitungsmann setzte eine Brille auf und las den Aufruf. »Ihr Schreiben hat Stil, Mr. Utter«, meinte er.
    »Danke«, sagte Charley.
    Er las es erneut. »Wirklich aufregend«, sagte er. »Haben Sie jemals in Erwägung gezogen, für eine Zeitung zu arbeiten?«
    »Ich dachte eher daran, einen Pony-Express zu eröffnen«, erwiderte Charley.
    A. W. Merrick schüttelte den Kopf. »Es ist ein Jammer, wenn Sie Ihr Talent vergeuden. Eine Zeitung wie der
Pioneer
eröffnet einem viele Möglichkeiten.«
    »Ich denke, das hebe ich mir auf«, sagte Charley. Der Zeitungsmann zog einen Bleistift von seinem Ohr und machte auf dem Papier Notizen, die Charley nicht entziffern konnte.
    »Ich werde das Wort
verdammt
streichen müssen«, sagte er. »Unsere Leser nehmen den
Pioneer
mit nach Hause, wo auch Frauen und Kinder sind.«
    »In Ordnung«, antwortete Charley, »
verdammt
wird gestrichen.«
    A. W. Merrick sah ihn über den Schreibtisch hinweg an. »Ein Redakteur muss häufig Entscheidungen treffen, die ihm niemand abnehmen kann.«
    Charley kannte einen Trapper, damals in Colorado, der tief in den Bergen Fallen

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