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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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eigentlich zu früh für Boone, um auf der Straße zu sein. »Wohin gehst du?« fragte sie ihn. Im Grunde machte es mit Boone überhaupt keinen Spaß mehr, seit er wegen der zweihundert Dollar so wütend war. Er hatte aufgehört, ihr Angst zu machen, aber mit allem anderen hatte er auch aufgehört. Letzte Nacht wollte er nur bei ihr liegen und über Frank Towels’ Kopf reden. Sie hatte gehofft, es würde am nächsten Morgen besser.
    Wenn Lurline kuscheln wollte, konnte sie sich auch Pink Bufords Bulldogge ausleihen.
    Boone hatte Frank Towels’ Kopf nicht nach Cheyenne gebracht. Er bedauerte das, aber je mehr Zeit verging, ohne dass er sich aufraffte, desto unwahrscheinlicher wurde es. Boone hatte den Eindruck, als würde der Kopf immer schwerer und der Weg nach Cheyenne länger. Und Lurline hatte keine Lust mehr, sich anzuhören, wie ungerecht der Sheriff ihn behandelt hatte. Deswegen hatte sie ihm vom Katzenmann erzählt. Um ihn auf andere Gedanken zu bringen.
    »Wie heißt er noch mal?« fragte Boone. Er hatte die Unterhose über sein Gemächt gezogen, stand neben dem Bett und knöpfte sie zu. Sein Kopf wirkte größer als sonst, und die Stelle, wo er auf ihrer Schulter gelegen hatte, um zu reden, schmerzte.
    »Jack McCall«, sagte sie. »Aber das ist noch lange kein Grund, gleich aus dem Bett zu springen.« Er zog die Hosen hoch, machte seinen Gürtel zu und stopfte sich dann das Hemd hinein. Sie fragte sich, warum er sich wohl in dieser Reihenfolge anzog.
    »Wo finde ich diesen Katzenmann?« fragte er. Er legte seinen Revolvergürtel an und setzte seinen Hut auf. Unter dem Hut war so viel Platz, dass man dort Erdbeeren züchten könnte. Sie ließ das Laken von ihren Brüsten rutschen, aber er nahm es gar nicht wahr. Wenn Boone May ihr nicht gerade die Luft zum Atmen nahm, verletzte er ihre Gefühle.
    »Ich weiß nicht«, sagte sie. »Was willst du von ihm, Liebling?« Er schien es gar nicht zu hören. Er ließ sie einfach nackt dort liegen und verschwand. Und machte noch nicht einmal die Tür zu. Manchmal fragte sie sich, warum sie ihn besser leiden konnte als die anderen.
    Er fand Jack McCall schlafend auf der Hintertreppe der
Senate Bar
. Er hatte sich so zusammengerollt, dass er genau auf eine Stufe passte. Boone betrachtete seinen Revolver, seine Kleidung und die Schuhe. Alles zusammen war er nicht mal fünf Dollar wert. Er stieß Jack McCall mit der Stiefelspitze in den Bauch, wodurch er die Treppe hinunterrollte.
    Der Katzenmann blickte vom Boden auf. Er machte keine Anstalten aufzustehen, sondern starrte nur Boones Gesicht an, als versuchte er, ihn einzuordnen. »Katzenmann?« fragte Boone.
    Jack McCall nickte. Boone setzte sich auf die Stufe, woraufhin McCall zurückwich. Er erinnerte Boone an einen Krebs.
    »Ich hab gehört«, sagte Boone, »dass du bei den Mädchen im
Gem Theater
Arbeit gesucht hast.«
    »Ich mache Besorgungen«, erwiderte der Katzenmann. »Aber nur, bis ich nach Cheyenne zurückgehe. Danach gibt’s nur noch Katzen.«
    Boone nickte. »Ich hab gehört, du kannst gut mit ihnen umgehen«, sagte er.
    »Ja, das stimmt«, sagte Jack McCall. »Ich war der Partner von Phatty Thomson, aber er ist zurück nach Cheyenne gegangen …«
    Boone hob die Hand, und der Katzenmann schwieg. »Phatty Thompson ist mir egal«, sagte er. Der Katzenmann wartete ab. »Was mich interessiert, ist deine Arbeit. Ein weißer Mann, der Botengänge für Huren erledigt …«
    »Es ist nur vorübergehend«, sagte der Katzenmann. »Wenn ich wieder in Cheyenne bin und Phatty Thompson gefunden habe, mache ich nur noch in Katzen. Sie kommen zu mir, selbst die wilden, und ich kann sie in den Käfig stecken.«
    »Ich habe gehört, du wolltest Phatty Thompsons Kehle durchschneiden«, sagte Boone. »Suchst du ihn deshalb?«
    Jack McCall schüttelte den Kopf. »Entweder das«, sagte er, »oder ich werde wieder sein Partner sein.«
    »Vielleicht habe ich dann den falschen Mann«, meinte Boone.
    »Was für einen Mann suchen Sie denn?«
    »Ich suche nach einem Mann, der einem anderen die Kehle durchschneiden will.«
    Der Katzenmann starrte ihn wieder an, dachte nach und nickte dann mit dem Kopf. Boone stieg von der Veranda, packte den Katzenmann am Kragen und zog ihn hoch. Er klopfte ihm die Kiefernnadeln vom Rücken und nahm dann den Revolver aus seinem Holster, um zu sehen, ob er funktionierte. Im Lauf steckte Dreck, und der Mechanismus war verrostet. »Kannst du mit diesem Ding schießen?« fragte Boone.
    Jack McCall nickte.

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