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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Boone zeigte auf ein paar abgestorbene Bäume auf einer Anhöhe. »Geh da hoch und zeig’s mir«, sagte er. Jack McCall ging den Hügel hinauf und blieb stehen. Er hielt den Revolver über seinen Kopf, schloss die Augen und drückte den Abzug.
    Er verschwand in einer Rauchwolke. Als sie sich legte, stand er immer noch genauso da. Der Revolver zeigte in den Himmel, seine Augen waren geschlossen.
    Boone ging den Hügel zu ihm hoch. »Kannst du es auch, ohne die Augen zu schließen?« fragte er. »Du musst doch sehen, worauf du schießt.«
    Jack McCall schaute auf den Revolver. »Meine Hand tut weh«, sagte er. »Wie bei der Elektrizität.«
    Boone steckte die Finger in die Ohren und tat so, als würde er sie sauber machen. »Was weißt du denn schon von Elektrizität?« fragte er.
    »In Cheyenne haben sie welche«, sagte der Katzenmann.
    Boone grinste. »Ein Gentleman wie du wird sicher in viele schicke Häuser eingeladen«, sagte er.
    »Es gibt einen Mann auf der Straße mit einer Maschine«, sagte der Katzenmann. Boone blickte ihn prüfend an, um zu sehen, ob es stimmte. Schwer zu sagen. Typen wie er konnten die Wahrheit sagen und gleichzeitig lügen, und manchmal kannten sie den Unterschied selbst nicht. »Es kostet einen Zehner, und man steckt die Finger in die Löcher und probiert, wie viel man aushalten kann.« Der Katzenmann blickte zu ihm hoch. »Ich hab’s nur zwei Mal gemacht, aber einige machen das ständig.«
    »Ich hab gehört, es sei wie Feuer«, meinte Boone.
    Der Katzenmann überlegte. »Nein, es ist nicht heiß«, sagte er. »Es ist schnell, die Stöße fahren einem in Haut und Knochen. Ich hab’s nur zwei Mal gemacht, weil ich schnelle Sachen nicht mag.«
    »Hast du schon mal jemanden erschossen?« fragte Boone aus dem Nichts heraus. Jack McCall sah ihn an, antwortete aber nicht. »Ich dachte, ein Mann wie du hätte das schon mal gemacht«, sagte Boone. »Ist ja auch keine große Sache, man zielt mit dem vorderen Ende und drückt hinten drauf. Die meisten Männer haben das schon gemacht …«
    »Ich hab schon Leute erschossen«, sagte McCall.
    »Dachte ich’s mir doch«, sagte Boone. »Ein Kerl wie du will doch nicht, dass man sich nur wegen ein paar Miezekatzen an ihn erinnert.« Er lächelte den Katzenmann an, und der lächelte zurück. »Ich habe jemanden, den du erschießen kannst, und jedermann wird sich danach an dich erinnern«, sagte Boone.
    Am Freitagnachmittag kamen sie zurück, hintereinander in einer Reihe. Zuerst Bill, dann Captain Jack Crawford, dann Charley. Charley führte die Packesel, die genauso unbeladen waren wie vor ihrer Abreise. Es war peinlich.
    Bill saß groß und aufrecht auf seinem Pferd und wirkte entschlossen. Niemand, außer jemand aus seinem Gefolge, hätte gemerkt, dass er betrunken war. Sie hatten den ganzen Tag kein Wort gesprochen. Bill und Charley hatten nicht die geringste Lust, sich zu unterhalten, und Captain Jack, der immer an einem Gespräch interessiert war, hatte niemanden, mit dem er es führen konnte.
    Bill ritt direkt in ihr Camp am Whitewood und stieg vom Pferd. Wortlos übergab er Captain Jack die Zügel und öffnete eine Flasche Pink. Charley brachte die Maultiere ans Nordende der Stadt und band sie bei den anderen fest. Dann stieg er im
Grand Union
ab. Er brauchte eine Runde Schlaf mit einem richtigen Dach über dem Kopf.
    Das Zimmer war im Erdgeschoss und kostete fünfzehn Dollar die Woche. Es gab einen Hotel-Saloon, der von dem berühmten Alphonso the Polite geführt wurde, und einen Speisesaal, in dem Gerichte von der nicht minder berühmten Lucretia »Aunt Lou« Marchbanks angeboten wurden. Die Zimmertür hatte ein Schloss, und an jedem Ende des Flurs befand sich ein Badezimmer. Charley saß auf dem Bett, spürte den neuen Federkern und dachte an Colorado. Er erkannte, dass es ein Fehler gewesen war, wieder nach Norden zu ziehen.
    Sein Bett zu Hause hatte auch eine Federkernmatratze.
    Wenn er so darüber nachdachte, hatte seine Frau Erwartungen an ihn gestellt, und auch er hatte bestimmte Dinge von sich selbst erwartet. Sie wollte es angenehm haben – so, wie sie lebte, und bei dem, was die Leute über sie dachten. Und irgendwie musste er das auch gewollt haben, denn sonst hätte er sie ja nicht geheiratet. Er war ihrer Glaubensgemeinde und der Abstinenzbewegung beigetreten. Für solch widernatürliche Sachen musste es einen triftigen Grund geben.
    Aber es gab etwas, das ihm noch wichtiger war. Und das war nicht, mit Claims und Grundstücken

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