Deadwood - Dexter, P: Deadwood
Leute, Trickbetrüger und Illusionisten. Elefanten …«
»Er ist nicht zum Zirkus gegangen«, sagte Charley. »Er hat nur eine Trapezkünstlerin geheiratet.«
»Scheiße«, sagte sie. »Es ist wahrscheinlich gar nicht legal. Sie hat euch wahrscheinlich nur an der Nase herumgeführt …« Charley verstand, dass sie Bill liebte. Es waren einige seltsame Wellen entstanden, als Gott Bill Hickok in den Teich geworfen hatte. Inzwischen war es dunkler, und er konnte sie besser erkennen. Schmutzig, verarmt und hässlich saß sie dort auf dem Baumstumpf, stocherte mit ihrem Stock herum und weinte um den berühmtesten und schönsten Mann des Westens. Der Mond spiegelte sich in den Tränen, die ihr über die Wangen liefen. Charley gab Bill nicht die Schuld – er hatte Jane nie etwas getan, außer vor ihr zu flüchten –, aber irgendwie hätte Bill vor Charley davon erfahren müssen. »Elefanten«, sagte sie und schüttelte den Kopf.
»Er hat sie nach St. Louis gebracht«, sagte Charley. »Also sind sie vielleicht gar nicht auf die übliche Weise verheiratet.« Jane trank ihren Kaffee aus und seufzte. Ein langes, heiseres Seufzen. Dann stand sie auf und warf den Stock fort.
»Scheiße«, sagte sie. Ihre Bewegungen waren schwer wie die eines Mannes. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg und seufzte erneut. Charley saß still da und gab ihr Zeit, sich wieder zu fangen. »Nun«, sagte sie einen Augenblick später, »ich habe ja immer noch den Jungen, um den ich mich kümmern muss.«
»Sie waren gut für ihn«, wiederholte er. »Hier ist etwas für Sie.« Er griff in die Brusttasche und fand zwanzig Dollar.
Sie trat einen Schritt auf ihn zu, um zu sehen, was er in der Hand hielt. »Ich nehme keine Bezahlung dafür, die Kranken zu pflegen«, sagte sie, und er dachte, sie würde gleich wieder anfangen zu weinen. »Das ist meine Pflicht. Ich werde fürs Viehtreiben bezahlt oder fürs Auskundschaften oder wenn ich einen Herrn begleite – in allem, was ich mache, bin ich die Beste –, aber nicht für die Pflege der Kranken.«
Charley schaute sie an und konnte es sich beim besten Willen nicht vorstellen. Nicht mal nach einer durchzechten Nacht oder mit dem Pimmel eines anderen. »Es ist für das Essen«, sagte er. »Jemand muss doch die Milch und den Mais bezahlen.« Jane nahm das Geld und dann die Flasche, die neben ihr am Boden stand.
»Alles, was übrig ist, bekommen Sie zurück«, sagte sie.
»Ich werde eine Weile weg sein«, sagte er. »Ich muss nach Cheyenne reisen, um einen Pony-Express aufzubauen …«
»Brauchen Sie Reiter?« fragte sie. »Ich kann reiten wie ein Mann und habe mehr Rothäute umgelegt, als ich zählen kann.« Er blickte sie im Mondlicht an und hatte noch nie mehr Mitleid mit einem Menschen gehabt.
»Nicht direkt«, sagte er. »Ich weiß noch nicht, was ich brauchen werde.«
Sie kletterte vorne in den Wagen. Mit einer Hand hielt sie sich fest, in der anderen war die Flasche. Sie war plump, und ihr fehlte es an Gleichgewichtssinn. Charley kam es vor, als hätte sie weder genug männliche noch weibliche Eigenschaften, um klarzukommen. Als sie im Wagen war, setzte sie sich auf die Bank und zog den Korken aus der Flasche. Charley sah zu, wie sich ihr Mund um den Flaschenhals schloss und sie dann den Kopf zurückwarf, während sie trank. Als gäbe es nicht genug Alkohol für sie auf dieser Welt.
»Nun«, sagte sie, »ich hab ja immer noch den Jungen.«
Sie kletterte über die Bank und verschwand hinten im Wagen. Charley war schon wieder auf der Straße, auf dem Weg ins Hotel, als er hörte, wie sie Malcolm etwas vorsang. Sie hatte eine süße, hohe Stimme, überhaupt nicht so, wie sie aussah. Sie sang die »Schlachthymne der Republik«.
Boone May nahm den Katzenmann zum Üben mit in die Hills. Er stellte Frank Towels’ Kopf als Zielscheibe auf einen Baumstumpf. Der Kopf war inzwischen unkenntlich geworden und damit wertlos, selbst in Cheyenne. Boone hatte ihn bei
Nuttall and Mann’s
auf dem Boden abgestellt, als er Wild Bill beim Kartenspiel zugesehen hatte, und die Bulldogge, die ihm überallhin folgte, hatte sich durch den Beutel gebissen und das Gesicht zerkaut.
Zu dem Zeitpunkt hatte Boone jede von Bills Bewegungen studiert. Es kam ihm so vor, als hätte er seit Bills Ankunft in der Stadt nichts anderes getan, und er war zu dem Schluss gekommen, dass der Grund, warum Bill so berühmt war, darin lag, dass er jede erdenkliche Schwingung im Raum spürte. Der Katzenmann würde
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