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Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Deadwood - Dexter, P: Deadwood

Titel: Deadwood - Dexter, P: Deadwood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pete Dexter
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Brennofen und schaute hinein. Das Innere des Ofens glänzte wie ein Hunde-pimmel. Nicht ein Stäubchen Asche. Er fragte sich erneut, wo Charley steckte, und versuchte sich daran zu erinnern, wann sie das letzte Mal miteinander geredet hatten.
    Bill und der Hund gingen einen der Hügel im Osten hoch und kamen auf eine weitere Lichtung, oberhalb der Stadt. Er konnte Deadwood von da oben zwar nicht sehen, aber spüren.
    Die Stadt war da, wie seine Krankheit. Nagend, etwas, das er nicht loswurde.
    Die Bulldogge bohrte seine Schnauze in Bills Handfläche, damit er sie dort kratzte, wo sie das Ohr verloren hatte. Bill tat, was er wollte, und dachte an das Schlitzauge, das sie in den Ofen geschoben hatten. Sein Leben lang hatte Bill immer alles hinter sich gelassen, was er getan hatte, ob es gut war oder schlecht. Als existiere es nicht mehr, nur weil es der Vergangenheit angehörte.
    Er wusste, dass dies eine Lüge war, aber selbst das hatte er hinter sich gelassen.
    Er dachte an seine Frau und versuchte, die sorgenvollen Gefühle zu vertreiben, aber außer dass sie auf dem Hochseil tanzte, hatte er keine Vorstellung davon, was sie an einem Nachmittag wie diesem machte. Er wusste nicht, was sie tat, wenn sie allein war.
    Er dachte an ihre Hochzeitsnacht in Cheyenne, in der er so unbeholfen gewesen war wie noch nie mit einer Frau. Sie hatten beide Angst davor gehabt, genau das über den anderen herauszufinden.
    In welchem Stadium die Blutkrankheit damals war, wusste er nicht. Es war nicht so schlimm wie jetzt, wo der Doktor ihm eine Röhre einführen musste, damit er pinkeln konnte, was damals noch nicht einmal wehtat. Aber er erinnerte sich daran, dass seinerzeit schon kein Druck dahinter war. Der war schon eine lange Zeit ausgeblieben, und insgeheim glaubte er, dass das schon die ersten Anzeichen dafür gewesen waren, dass er sich mit der Krankheit angesteckt hatte.
    Er konnte sich nicht daran erinnern, ob er bereits von der Krankheit gewusst hatte, als sie geheiratet hatten, oder nicht. Doch er erinnerte sich daran, später gedacht zu haben, dass es keine Rolle spielte, da sie in guten und in schlechten Zeiten zusammenbleiben würden.
    Und er dachte an den Brief, den er am Morgen geschrieben hatte.
    … wenn wir uns nie mer sehen sollten, wärend ich meinen lezten Schuss abfeuere, werde ich sanft den Namen meiner Frau – Agnes – hauchen, und mit guten Wünschen, selbst für meine Feinde, werde ich eintauchen und versuchen, auf die andre Seite zu schwimmen
.
    Er versuchte sich vorzustellen, wie sie die Zeilen las, aber er konnte es nicht. Er sah sie auf die eine oder andere Art vor sich – glücklich oder weinend –, aber nichts davon fühlte sich richtig an. Letzten Endes wusste er nicht, was sie von ihm hielt. Ob er sich um sie sorgte oder sie sich um ihn. Er wusste noch nicht einmal, wer von beiden berühmter war.
    Irgendwie fand er immer noch, dass berühmte Leute untereinander heiraten sollten, aber nicht aus praktischen Gründen, wie er Charley gesagt hatte. Es wäre mehr instinktiv, so wie Leute aus Ohio andere Leute aus Ohio heirateten. Es schien ihm, als hätte man sich dann mehr zu sagen. Er überlegte, was er ihr erzählen würde, wenn sie jetzt neben ihm auf dem Hügel säße.
    Nichts in der Art wie
Wenn wir uns nie mehr sehen sollten …
Nein, selbst die einfachsten Dinge zwischen ihnen fühlten sich unbehaglich an. Wahrscheinlich würde er über den Hund reden. Ihr von den Kämpfen und seinem Mordsappetit erzählen und wie er ganze Eier verschluckte. Und dass er Bill näher war als seinem eigenen Herrn. Vielleicht würde Bill das nicht sagen, aber darauf war er stolz. Er würde ihr zeigen, woher der Hund seine Kraft zum Beißen nahm – sie lag in den Hinterbeinen –, und sie auffordern, das Tier hochzuheben. Er war so schwer wie ein Koffer voller Steine.
    Bei diesem Gedanken lächelte Bill und dachte, wie sich das wohl in ihren Ohren anhörte. Es kam ihm vor, als würde er den Hund besser kennen als Agnes. Er erhob sich, knöpfte die Hose auf und wartete eine Viertelstunde lang auf ein kleines bisschen Erleichterung. Dann machte er sich auf den Weg in die Stadt, vorbei an den beiden Jungs mit dem harten Gesichtsausdruck und den Gewehren vor sich auf dem Schoß, und ging zurück ins
Nuttall and Mann’s Number 10
, wo ein Mississippi-Lotse mit frischem Geld am Kartentisch saß und daran glaubte, dass das Glück von einem Stuhl abhing.
    Es dämmerte schon, als Bill zurück in die Stadt kam und blind die

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