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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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neu glänzenden Geräte und die sauberen Fliesen an den Wänden. Alles hatte sehr klinisch gewirkt. Konnte die Aufnahme wirklich in diesem Gebäude gemacht worden sein?
    «Wohin?», fragte Manuela.
    Ich überlegte kurz und entschied mich für das alte Gebäude. Einen Grund dafür konnte ich nicht nennen, ich hörte einfach auf mein Bauchgefühl. Und es musste ja einen Grund geben dafür, dass der Besitzer gerade diesen Teil seines Anwesens mit Scheinwerfern und Hundegebell gesichert hatte.
    «Da hinein», rief ich gegen das Gekläffe an.
    Wir hatten die Holztür noch nicht erreicht, da erlosch das Licht, und der Hund verstummte. Plötzlich standen wir im Dunkeln, und das war mindestens genau so erschreckend wie zuvor der Überfall aus Licht.
    «Warte», sagte Manuela. Einen Moment später zerschnitt der Strahl ihrer kleinen Taschenlampe die Dunkelheit. Ich hatte selbst keine dabei und würde, falls es nötig werden sollte, auf mein Handy als Lampe zurückgreifen müssen.
    Manuela richtete den Strahl auf die Holztür und überprüfte sie.
    Sie war abgeschlossen.
    «Hast du auch gerade diesen Schrei gehört?», fragte sie.
    «Welchen Schrei?» Ich hörte absolut nichts.
    Manuela sah mich an, wie man jemanden ansieht, der die Pointe eines Witzes nicht versteht.
    «Na, den Schrei, da, da war er wieder!» Sie hob bedeutungsvoll die Augenbrauen.
    Endlich kapierte ich. «Ja, klar, das klang nach dem Mädchen.»
    «Gefahr im Verzug», sagte Manuela und zielte auf das alte Schloss.
    Ich drehte mich halb zur Seite. Sie schoss zweimal. Es war unglaublich laut. Damit hatten wir uns auf jeden Fall zu erkennen gegeben, aber spielte das noch eine Rolle? Wir durften keine Zeit damit verschwenden, nach einem anderen Zugang zu suchen. Ann-Christin hatte keine Zeit mehr.
    Das Holz war zersplittert, die Tür ließ sich jedoch noch nicht öffnen.
    «Mach du mal», sagte Manuela und trat zur Seite.
    Ich trat zweimal dagegen, dann sprang die Tür auf. Sie schlug gegen die Wand und prallte zurück. Ich stoppte sie und drückte sie weit auf. Es war dunkel in dem Raum dahinter. Manuela tastete nach einem Lichtschalter. Eine kleine Lampe unter der Decke leuchtete auf. Wir standen in einer Werkstatt. Unter den Fenstern, die tatsächlich abgeklebt waren, stand eine alte hölzerne Werkbank. Sie war sicher drei Meter lang, darauf lag Werkzeug. An den Wänden lehnten Bretter und Holzplatten unterschiedlichster Größe. In der Mitte des Raumes stand eine Tischkreissäge mit Absaugschlauch. Rund um die Säge war der Boden mit Sägemehl bedeckt. Gegenüber machten wir eine weitere Tür aus – oder besser einen Türrahmen. Ein grauer Vorhang aus feingliedrigen Metallketten hing vor der Öffnung. Davor stand ein Scherenwagen mit blauem Rüschenbehang, obendrauf eine Überführungstrage.
    Auf solchen Wagen transportierte man Särge.
    Ich deutete auf den metallenen Vorhang, und Manuela nickte. Dann gab sie mir mit einem Zeichen zu verstehen, dass ich den Vorhang von der Seite her aufziehen sollte. Die Heimlichtuerei war im Grunde Unsinn – die Schüsse musste man im Umkreis von fünf Kilometern gehört haben –, aber sie schützte uns auch.
    Ich streckte die Hand nach dem Vorhang aus. Bevor ich eine der Ketten berühren konnte, fuhr durch die offenstehende Tür ein Windstoß in die Werkstatt. Das Sägemehl am Boden wirbelte hoch. Die Späne, die mit dem Vorhang in Berührung kamen, verglühten knisternd.
    «Nein!», rief Manuela.
    Ich erstarrte. Den Bruchteil einer Sekunde später verstand ich, was es mit dem metallenen Vorhang auf sich hatte: Die Späne verglühten, weil er unter Strom stand. Das war eine perverse Falle!
    Mein Herz raste, meine Hand zitterte. Vorsichtig zog ich sie zurück. Vielleicht wäre ich jetzt tot, wenn Manuela nicht so schnell reagiert hätte.
    «Verflucht», sagte ich. «Das war knapp. Danke!»
    Manuela trat neben mich.
    «Jetzt wissen wir, dass wir hier richtig sind», sagte sie.
    «Und wie kommen wir da durch?»
    Wir sahen uns in der Werkstatt um. Unsere Blicke blieben an den Brettern hängen.
    «Holz leitet keinen Strom, oder?», fragte Manuela.
    Wir schnappten uns jeder ein Brett. Ich schob meines mittig zwischen den Vorhang und drückte die Ketten nach rechts weg. Der dadurch entstandene Spalt war breit genug zum Hindurchschlüpfen. Manuela ging vor. Flink, wie sie war, huschte sie durch den Spalt, ohne auch nur in die Nähe der Ketten zu kommen. Mir schwante, dass mir das nicht so leicht gelingen würde.
    Von der

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