Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
Vom Netzwerk:
stieß ihn von sich und schrie:
    «Du sollst verschwinden, habe ich gesagt! Na los, verschwinde, ich will dich hier nicht mehr sehen, du bist nicht mein Freund!»
    Ann-Christin hob den schweren Ordner über ihren Kopf und schlug damit nach ihm. Einzelne Blätter flogen heraus und segelten zu Boden. Gustavs Augen weiteten sich vor Schreck. Er stolperte rückwärts in den Flur und schützte sich mit erhobenen Armen.
    Ann-Christin spürte, wie sich der Knoten ihres Handtuchs löste.
    Sie warf den Ordner nach Gustav und erwischte ihn am Kopf. Er jaulte auf.
    Im letzten Augenblick bekam sie das Handtuch zu fassen, bevor es zu Boden glitt.
    «Hau endlich ab aus meinem Leben!», schrie sie, und ihre Worte trieben Gustav aus der noch offenstehenden Haustür.

B ist du von allen guten Geistern verlassen?»
    Ich kannte keinen anderen Menschen, der mir in diesem Ton eine solche Frage stellen und mich dabei ansehen konnte, als wäre ich geistesgestört, ohne dass ich es ihm übelnahm. So war Manuela Sperling: immer geradeheraus. Man sah ihr bestimmt auch sofort an, wenn sie log. Und weil sie das wusste, hatte sie sich auf gnadenlose Ehrlichkeit verlegt.
    In meinem Fall hatte sie auch noch recht.
    Ich war wirklich von allen guten Geistern verlassen.
    «Ich hab nicht nachgedacht», versuchte ich zu erklären.
    «Das kannst du laut sagen. Und jetzt kommst du zu mir, und ich soll für dich das Nachdenken übernehmen. So ungefähr hast du es dir doch vorgestellt, oder?»
    Ich nickte. Ja, so ungefähr. Manuela sollte mir helfen. Vorgestern Abend hatte ich Thaumann in seiner Wohnung gefunden. Der Schock hatte länger gewirkt, als ich erwartet hatte. Einen ganzen Tag lang hatte ich mich in meinem Haus versteckt und war bei jedem Geräusch zusammengezuckt. Ich hatte von Thaumanns Handy aus den Notruf gewählt und anonym den Leichenfund gemeldet. Das Handy hatte ich später von einer Brücke in einen Fluss geworfen. Es waren ohnehin keine Informationen darauf gewesen. Dennoch war ich davon ausgegangen, dass die Polizei mir auf den Fersen war. Aber nicht nur deswegen hatte ich mich nicht aus dem Haus getraut: Jemand hatte mich auf dem Lazarettgelände beobachtet, da war ich ganz sicher. Die Katze hatte es auch bemerkt, einen Buckel gemacht und gefaucht, dann war sie getürmt. Ich hatte zwar niemanden gesehen, aber in der Dunkelheit zwischen den Häusern hatte sich irgendwer herumgetrieben. Die Angst vor diesem Unbekannten quälte mich mindestens genauso sehr wie die vor der Polizei. Was, wenn derjenige, der Thaumann das angetan hatte, noch am Tatort gewesen war? Immer vorausgesetzt, es war wirklich kein Suizid.
    Ich hatte Manuela gestern Abend angerufen und um das Treffen gebeten. Sie hatte gerade Urlaub und hatte eingewilligt. Wir hatten uns in der Mitte getroffen: Jeder war fünfzig Kilometer gefahren. Jetzt saßen wir uns in einem ruhigen Café an einer Bundesstraße gegenüber.
    Manuela sah mich an und wartete wohl auf eine Entschuldigung.
    «Tut mir leid, ich wusste mir nicht anders zu helfen. Ich habe einfach den Kopf verloren.»
    Ich hatte lange gezögert, Manuela anzurufen. Mir war bewusst, dass ich sie in eine dumme Situation brachte. Aber einfach in irgendeine Polizeiwache zu gehen und eine Verhaftung zu riskieren, das hatte ich mich nicht getraut.
    Manuela senkte den Blick und schüttelte den Kopf. Ihr blondes Haar schwang hin und her und gewährte den Blick auf einen Ohrring aus Bernstein, der wunderbar zu ihren braunen Augen passte. Ich überlegte kurz, ob ich ihr das Kompliment machen sollte, tat es aber lieber nicht. Manuela war keine Frau, bei der man sich auf so billige Art und Weise einschmeicheln konnte. Sie war sauer auf mich, und das zu Recht.
    «Trotzdem, ich verstehe dich nicht. Wenn Thaumann dich dorthin bestellt hat und du ihn so vorgefunden hast, dann hast du doch nichts zu befürchten. Euer Chatgespräch bei Facebook lässt sich doch sicher belegen. Für mich klingt es ganz plausibel, dass du ihn aufgesucht hast. Was hast du denn gedacht? Dass du sofort verhaftet und in ein dunkles Verlies gesperrt wirst?»
    «So was in der Richtung, ja.»
    Ich hatte Manuela noch nichts von dem Spionageprogramm erzählt. Bislang war ich nicht an die Daten von Thaumanns Rechner herangekommen, weil ich Jan Krutisch nicht erreichen konnte. Ich hatte es oft genug versucht, ihn aber weder über Handy noch über Festnetz erreichen können. Jan war der einzige Computerfreak, den ich kannte, der sich hin und wieder eine digitale Auszeit

Weitere Kostenlose Bücher