Deathbook (German Edition)
der Gestalten die vierte umstellen.
«Stich ihn ab.»
Noch ehe ich über das Gehörte nachdenken konnte, schnellten die drei Gestalten vor. Ich hörte leise Schreie, Ächzen und Stöhnen. Sohlen schabten auf Beton.
«Du Wichser», schrie jemand.
Ich schaltete den Elektroschocker ein und trat zwischen den Containern vor. Ich hatte furchtbare Angst, aber irgendetwas musste ich tun. Es klang so, als würde dort gleich jemand getötet werden.
Plötzlich ein heller Schrei. Jemand ging zu Boden.
«Mach ihn kalt!»
Die Gruppe sprengte auseinander, und jemand lief genau auf mich zu. Ich hatte erst drei Schritte nach vorn gemacht und zog mich schnell wieder zwischen die Container zurück. Das Getrappel von Füßen wurde lauter, jemand schrie: «Hol ihn dir!»
Ich zog mich tiefer zwischen die Container zurück. Schon tauchte eine Gestalt ausgerechnet an dem Durchgang auf, in dem ich mich befand. Hinter ihr tauchte eine weitere Gestalt auf, packte die erste und riss sie zurück.
«Was hast du mit Julia gemacht, du Wichser? Wo ist sie?»
Kurz sah ich ein Messer aufblitzen. Jemand ächzte. Die beiden rangen miteinander, stießen sich gegen die Wände der Container. Jedes Mal ertönte ein hohles, dumpfes Geräusch.
Ich hörte das Messer zu Boden fallen. Hörte Fäuste auf Knochen schlagen. Hin- und hergerissen wartete ich ab. Sollte ich eingreifen oder abwarten? Plötzlich sackte eine der Gestalten zusammen. Die andere zog ruckartig das Knie nach vorn. Ein Kopf schlug gegen Metall. Mit dem Fuß trat der Gewinner des Kampfes auf den am Boden Liegenden ein.
Okay, jetzt musste ich eingreifen.
Aber da ließ der Sieger von dem reglos daliegenden Verlierer ab. Er bückte sich nach dem Messer, hob es auf und kam direkt auf mich zu. Ich glaubte nicht, dass er mich in der Dunkelheit sehen konnte, zog mich aber noch weiter zurück. Zu beiden Seiten tauchten schmale Seitengänge auf. Ich schlüpfte rechts hinein, lief ein Stück weiter und bog abermals ab. Hinter mir hörte ich lautes Atmen. Schritte, jemand stieß gegen einen Container. Das Geräusch hallte in den engen Schluchten wieder.
Auf einen Messerkampf wollte ich mich nicht einlassen, auch mit dem Elektroschocker nicht, deshalb drang ich immer tiefer in das Gewirr der Gänge vor. Schon bald gab es überhaupt kein Licht mehr. Erneut hatte ich die Orientierung verloren. Ich blieb stehen und lauschte.
Die Geräusche waren verklungen.
Hatte ich sie mir vielleicht nur eingebildet, und der Typ mit dem Messer war mir gar nicht gefolgt?
Jetzt hatte ich ein ganz anderes Problem: Ich musste hier irgendwie raus.
Ich ging zurück in die Richtung, aus der ich gekommen war. Zumindest hoffte ich das. Ich brauchte ewig. An jeder Abzweigung blieb ich stehen, weil ich im Dunkeln meinen Verfolger vermutete. Ich lauschte so lange, bis ich mir sicher war, allein zu sein, dann ging ich weiter. Nach fünf Minuten hatte sich an meiner Umgebung nichts geändert. Die Dunkelheit war immer noch undurchdringlich, ich sah kaum die Hand vor Augen.
Dafür hörte ich plötzlich ein Wispern.
«Leiste deinen Beitrag …»
Ich zuckte zusammen, fuhr herum, hielt den Elektroschocker wie ein Messer vor mich. Der Deathbook-Killer hatte mich gefunden. Als ich hinter mir Schritte zu hören glaubte, rannte ich blindlings drauflos. Von einer unbeschreiblichen Panik erfasst, stolperte ich durch die Dunkelheit, stieß hart mit Schultern und Ellenbogen an, gelangte von einem Gang in den nächsten. Erst als ich schon nicht mehr daran glaubte, entdeckte ich einen Gang, in den Licht fiel.
Er führte mich geradeaus auf den Platz, auf dem vor ein paar Minuten der Kampf stattgefunden hatte.
Ich verließ das Gewirr der Container und sah mich nach allen Seiten um. Niemand da. Oder? Lag da nicht jemand am Boden? Ich schlich auf das zu, was ich für einen Menschen hielt. Nach wie vor blendeten die Industrielichter auf der anderen Seite des Hafenbeckens, sodass ich mir nicht sicher war. Aber ich hatte mich nicht getäuscht.
Eine schwarze Blutlache hatte sich unter dem gekrümmten Körper gebildet. Ich ging in die Hocke und legte den Elektroschocker ab.
«Hey, kannst du mich hören?»
Keine Reaktion. Mit zwei Fingern suchte ich an der Halsschlagader nach dem Puls. Nichts. Er war tot.
Als ich aufsah, entdeckte ich zwei Gestalten vor den Containertürmen. Sie starrten zu mir herüber. Langsam erhob ich mich, trat einen Schritt vor.
«Da ist das Schwein», hörte ich. «Jetzt machen wir ihn kalt.»
Ich drehte mich
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