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Deathbook (German Edition)

Deathbook (German Edition)

Titel: Deathbook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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eingeholt. Ich hielt den größtmöglichen Abstand ein, der es mir gerade noch erlaubte, ihn nicht erneut aus den Augen zu verlieren. Die Fahrt ging eine Weile über die Landstraße, dann wechselte Mario auf die Autobahn. Dort gab er richtig Gas. Mit Tempo hundertsechzig ging es an der Stadt vorbei Richtung Containerhafen. Der breite Autobahnzubringer führte uns direkt hinein in das unübersichtliche Industriegebiet an der Weser. Mario schien sich dort nicht auszukennen. Zumindest wirkte es ein wenig orientierungslos, wie er zwischen den Kränen und den hohen Türmen aus Seecontainern umherfuhr.
    Suchte er etwas?
    Oder hatte er bemerkt, dass er verfolgt wurde?
    Ich wurde vorsichtiger und hielt größeren Abstand. Das Resultat war, dass ich ihn verlor. Ein paar Minuten kurvte ich zunehmend verzweifelt durch die engen, holprigen, von tiefen Schlaglöchern durchbrochenen Straßen, fand ihn aber nicht wieder. Dabei verlor ich selbst die Orientierung. Irgendwann wusste ich nicht einmal mehr, in welcher Richtung der Fluss lag.
    Ich war schon drauf und dran aufzugeben, da entdeckte ich den schwarzen Kombi in einer Seitenstraße. Ich parkte um die Ecke, nahm meinen Elektroschocker aus dem Handschuhfach, stieg aus und machte mich auf den Weg.
    Dieser Teil des Hafengeländes war still und dunkel. Alles hier wirkte verfallen. Große Lagerhallen standen auf der linken Seite. Rechts türmten sich rostige Container. Straßenlaternen gab es hier nicht. Das Licht des Mondes reichte gerade eben aus, um Umrisse erkennen zu können. Ich näherte mich dem Kombi von hinten und beobachtete ihn eine Weile. Erst als ich die kleinen roten Lämpchen der Diebstahlwarnanlage blinken sah, ging ich weiter.
    Von hier aus konnte Mario nur in zwei Richtungen gegangen sein: dorthin, von wo ich gekommen war, und geradeaus.
    Die Straße wurde hier leicht abschüssig, und ich stolperte zweimal in tiefe Schlaglöcher. Aus der Ferne hörte ich ein gespenstisches Geräusch. Es klang, als schlüge ein Riese mit einem Hammer gegen einen Schiffsrumpf. Plötzlich fiel mir ein, wie waghalsig ich mich verhielt. Niemand wusste, wo ich mich aufhielt, ich hatte nicht einmal ein Handy dabei. Es wäre klüger abzubrechen. Aber ich wollte unbedingt wissen, was Mario um diese Zeit in einem abgelegenen Hafengebiet zu suchen hatte. Hatte er hier ein Versteck? In dem Video hatte es so ausgesehen, als befinde sich das Mädchen in einer Lagerhalle. War er auf dem Weg zu ihr?
    Nein, ich konnte jetzt nicht aufhören. In mir vibrierte alles. Ich war mir sicher, dem Deathbook-Killer dicht auf den Fersen zu sein. Er mochte gefährlich und skrupellos sein, aber das schreckte mich nicht. Ich hatte jahrelang dafür trainiert, einen Zweikampf auch ohne Waffen gewinnen zu können. In der heutigen Zeit erschien mir das notwendig.
    Ein Geräusch, irgendwo links von mir.
    Es klang nach Schritten. Sohlen, die über Beton schabten. Aber von mehreren, nicht nur von einer Person. Auf der Straße fühlte ich mich wie auf einem Präsentierteller. Also huschte ich zwischen die Metallcontainer. Zwischen den Türmen gab es ausreichend breite Durchgänge. Ich schob mich hinein, blieb stehen und lauschte.
    Die Schritte entfernten sich.
    Nichts wie hinterher.
    Doch das war leichter gedacht als getan. Die Gänge zwischen den Containern entwickelten sich zu einem Labyrinth. Zudem war es stockdunkel, ich konnte nichts sehen. Hätte ich doch nur eine Taschenlampe eingesteckt! Oder wenigstens mein Handy behalten.
    Ich begann zu schwitzen und überlegte, ob ich auf die Container klettern sollte, um mir einen Überblick zu verschaffen. Klettern konnte ich, aber die Container standen dreifach übereinander, und es gab kaum Möglichkeiten zum Festhalten. Ich verwarf den Gedanken, lief um ein paar weitere Ecken und entdeckte einen Gang, in dem es heller war als in den anderen. Von weit vorn fiel orangefarbenes Licht herein. Ich folgte ihm und erreichte das Ende des Containerlabyrinths.
    Vor mir lag eine große freie Betonfläche, die zum Fluss hin abfiel. Das Licht stammte von den Industrieanlagen auf der anderen Seite des Hafenbeckens. Die Kräne im Vordergrund warfen lange Schatten auf die Betonfläche.
    Dazwischen bewegten sich Menschen.
    Ich blieb im Dunkel zwischen den Containern und beobachtete sie.
    Drei, nein vier Personen sah ich, schwarze Gestalten ohne Gesichter. Sie waren vielleicht fünfzig Meter entfernt. Ich konnte nicht erkennen, wer von ihnen Mario war, aber es sah so aus, als würden drei

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