Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
wissen nicht, was wir glauben sollen«, sagte Paterno so geduldig, dass es sie ärgerte. »Aber Sie haben gefragt: ›Wer hat das getan?‹ … Ich denke, die Antwort kennen Sie selbst am besten.«
»Ich habe Detective Rossi und seiner Kollegin bereits eine Liste von Personen genannt, von denen ich mir eventuell vorstellen könnte, dass sie mich überfallen und meinen Schuppen anzünden würden. Das sind die Leute, von denen ich glaube, dass sie mir Schaden zufügen wollen.«
»Würden Sie uns bitte Ihr Verhältnis zu Ihrer Schwägerin näher beschrieben?«
Shannon sah ihn verständnislos an. Sie hatte keine Ahnung, was er wirklich dachte. »Früher, während der Schulzeit, waren wir beste Freundinnen. Durch mich hat sie Robert kennengelernt. Wir alle sind zusammen zur St.-Theresa-Schule gegangen: meine Brüder, Mary Beth, Liam, Kevin, Margaret und ich.«
»Ihr Mann auch?«
Shannon ballte die Fäuste. »Ja.«
»Ryan Carlyle war Mary Beth Carlyle Flannerys Cousin ersten Grades.«
»Stimmt.«
»Ihr Adoptiv-Cousin.«
»Ja«, bestätigte sie, »Ryan war adoptiert. Damit ging er nicht unbedingt hausieren, aber er und seine Familie haben auch kein Geheimnis daraus gemacht.«
»Er hatte einen Bruder, nicht wahr?«
Worauf wollte Paterno nur hinaus? »Ja. Teddy.«
»Sie kannten ihn.«
»Von der Grundschule. Er war ein Jahr älter als ich.«
Paterno warf einen Blick auf seine Notizen. »Er ging in dieselbe Klasse wie Ihre Brüder Neville und Oliver.«
»Ja«, sagte Shannon automatisch und dachte an Teddy Carlyle, einen verwöhnten, großmäuligen, sportlichen Jungen mit Sommersprossen und etwas unregelmäßigen Zähnen.
»War er mit Ihren Brüdern befreundet?«
»Mehr oder weniger«, sagte sie. »Eigentlich hauptsächlich mit Neville. Oliver und Teddy verstanden sich nicht so gut.«
»Warum nicht?«
»Ich denke, weil er sich zwischen Oliver und Neville drängte. Teddy war ein Unruhestifter und zog Oliver damit auf, dass er schüchtern war und ein Bücherwurm. Wenn Teddy bei uns war, gab es immer Probleme.«
»Sie mochten ihn also nicht.«
»Sie drehen mir das Wort im Mund um. Ich mochte es nicht, dass er den Familienfrieden störte, dass er zwischen den Zwillingen stand. Aber das war ihre Angelegenheit, nicht meine. Für mich hat Teddy sich nicht besonders interessiert.«
»Wohl aber Ryan.«
»Damals noch nicht.«
»Teddy war kein Adoptivkind«, warf der Detective unvermittelt in den Raum.
Shannon nahm eine Veränderung in der Atmosphäre wahr, spürte, wie Paterno sie ein wenig schärfer ins Auge fasste. »Nicht? Mag sein, ich weiß es nicht. Ich habe nie mit Ryan darüber geredet.« Sie runzelte die Stirn. »Aber was hat Teddy mit dieser Angelegenheit zu tun?«
»Er ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen, als er gerade erst dreizehn Jahre alt war. Ryan saß am Steuer.«
Sie nickte, hatte das Gefühl, auf der Hut sein zu müssen. »Ein grauenhafter Unfall.«
»Ich weiß. Ich habe den Bericht gelesen. Ryan war Fahranfänger, knapp sechzehn, und kam von einem Football-Spiel zurück. Es war etwa zu dieser Jahreszeit.«
»Mag sein …«, sagte Shannon wieder und musste sich zurückhalten, um nicht vor Nervosität an der Polsterung der Sessellehne herumzuzupfen. Worauf zum Teufel wollte Paterno mit seinen Fragen hinaus?
»Augenzeugenberichten und den Schleuderspuren am Unfallort zufolge war Ryan einem Reh ausgewichen, auf Kies geraten und hatte die Kontrolle über den Wagen verloren, der gegen einen Baum am Straßenrand prallte. Unfallzeugen sagten aus, Ryan habe versucht, den Jungen aus dem Wagen zu ziehen, der jedoch explodierte. Der Autopsiebericht hat ergeben, dass es ohnehin zu spät gewesen wäre: Teddy hatte den Sicherheitsgurt nicht angelegt. Er war auf der Stelle tot. Genickbruch.«
Shannon schauderte. Teddy war eine Nervensäge gewesen, hatte immerzu Unfrieden zwischen den Zwillingen gestiftet, aber es war bitter, dass er so jung hatte sterben müssen.
»Teddy war dreizehn, als es geschah. Er hatte etwa eine Woche vorher Geburtstag gehabt. Und jetzt ist Ihre Tochter dreizehn geworden und wurde kurz danach entführt, wurde vermutlich hierher verschleppt, auch wenn wir das nicht sicher wissen. Und dann diese Brände in letzter Zeit … Sie erinnern an die Brände, die der ›unsichtbare Feuerteufel‹ seinerzeit gelegt hat. Sieht es nicht so aus, als bestünde da ein Zusammenhang?«
»Ich weiß nicht.«
»Ich glaube, das alles ist irgendwie miteinander verflochten, verstehen Sie?
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