Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
ihm kühl ins Wort. »Wir kennen uns bereits.«
Paterno ignorierte den eisigen Blick, mit dem sie den jüngeren Detective bedachte. »Wir ermitteln im Mordfall Mary Beth Flannery. Wenn Sie gestatten, würden wir gern ins Haus kommen und Ihnen ein paar Fragen stellen.«
Angesichts ihrer Erfahrungen mit der Polizei rechnete er damit, dass sie Ausflüchte machte, zögerte oder sich sogar weigerte, ihn einzulassen. Stattdessen öffnete sie weit die Tür. »Ich habe Sie bereits erwartet«, sagte sie. »Wie ich hörte, haben Sie auch meine Mutter und meine Brüder aufgesucht. Treten Sie ein.« Zu dem Hund sagte sie: »Geh auf deine Decke. Ab.« Mit einem letzten flüchtigen Blick auf Paterno und Rossi gehorchte Khan und trottete in Richtung Küche, aus der das Winseln eines Welpen zu hören war. Ein würziger Geruch von Zwiebeln und Paprika zog durchs Haus. Als sie am Durchgang vorbeikamen, sah Paterno ein noch dampfendes Mikrowellen-Fertiggericht im Pappkarton auf dem Küchentresen stehen.
Shannon führte die Detectives in ein kleines Wohnzimmer mit abgenutztem Teppich. Fotos von Verwandten und auch von mehreren Hunden standen im Raum verteilt. Shannon nahm lässig in einem gestreiften Sessel mit passendem Fußschemel Platz und schlug die Beine unter. Paterno setzte sich auf ein verschlissenes Sofa, Rossi in einen Schaukelstuhl, der unter seinem Gewicht ächzte.
Shannon sah die beiden Männer wachsam an. »Was wollen Sie von mir wissen?« Ihr war klar gewesen, dass ein Verhör ihr nicht erspart bleiben würde, doch als Rossi anfing, sich Notizen zu machen, und Paterno mit ihrer Erlaubnis einen kleinen Kassettenrekorder auf den Kaffeetisch stellte, verkrampfte sie sich innerlich. Ein grausiges Déjà-vu-Gefühl packte sie, und sie dachte an das letzte Mal, als die Polizei sie in diesem Zimmer vernommen hatte.
Doch dieses Mal hatte sie nichts zu befürchten, hatte nichts getan, was sie verdächtig machte.
Paterno fragte zunächst nach ihrem Verhältnis zu Mary Beth und wollte wissen, was Shannon in der Nacht, als ihre Schwägerin ermordet wurde, getan hatte. Sie erklärte alles haarklein, bis hin zu der Fahrt an den Brandort, wo sie die Leiche ihrer Schwägerin selbst gesehen hatte, und der Tatsache, dass ihr Pick-up so von anderen Fahrzeugen zugeparkt worden war, dass sie ihn an der Straße stehen lassen musste.
Ja, sie war Zeugin des Streits zwischen Robert und Mary Beth gewesen und hatte gesehen, wie die beiden in seinen Wagen stiegen. Nein, sie hatte ihre Schwägerin nicht angerufen, obwohl Mary Beth es steif und fest behauptet hatte.
»Sind Sie sich da auch ganz sicher?«, fragte Paterno und beobachtete sie mit seinen Falkenaugen.
Shannon fiel es wie Schuppen von den Augen. »Lieber Himmel«, flüsterte sie und straffte sich. »Nein, ich habe sie nicht angerufen, aber ich hatte das Handy verloren. In der Nacht, als mein Schuppen brannte, hatte ich noch den Notruf gewählt, aber danach war es tagelang verschwunden. Erst gestern habe ich es wiedergefunden, und da war der Akku natürlich leer. Seitdem habe ich es nicht benutzt. Augenblick bitte.« Sie eilte in die Küche und löste mit wild klopfendem Herzen das Handy vom Ladegerät. Ohne den Welpen zu beachten, der nach ihr winselte, oder Khan auf seiner Decke, der auf ein erlösendes Wort wartete, oder das Hühnchen Orientalisch aus der Mikrowelle, schaltete sie das Handy ein. Langsam ging sie zurück ins Wohnzimmer, den Blick auf das kleine Display gerichtet. Mit einem Tastendruck rief sie die letzten getätigten Anrufe auf.
»O Gott«, flüsterte sie und griff sich mit einer Hand an die Kehle, als sie die vertraute Nummer auf dem Display sah. Roberts und Mary Beth’ Nummer, und zwar dreimal hintereinander. Sie reichte Paterno das belastende Beweisstück. »Ich habe es in meinem Pick-up wiedergefunden, unter dem Sitz, aber zu dem Zeitpunkt, als diese Anrufe erfolgten, war es verschwunden.« Sie musste sich beherrschen, um nicht hysterisch zu werden. Laut überlegte sie: »Wer kann das getan haben? Wer würde mein Handy an sich nehmen, die Anrufe tätigen und es dann in meinem Wagen verstecken?«
»Sie haben keine Ahnung?« Paterno schob ihr Handy vorsichtig in einen Klarsichtbeutel.
Shannon ließ sich auf den Schemel sinken. »Nein.«
»Und Sie wissen auch nicht, wer ein Interesse daran haben könnte, dass Sie in Verdacht geraten?«
»O mein Gott, Sie glauben doch nicht, dass … dass ich … Mary Beth umgebracht habe?«, fragte sie bestürzt.
»Wir
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