Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
Was zum Teufel hatte der Cop zu verbergen? Und was war mit den anderen Brüdern? Auch sie schienen eine ganze Menge mehr zu wissen, als sie verrieten.
»Sie haben also den Mann gesehen, der das Feuer gelegt hat?«, fragte Shea.
»Ich habe lediglich beobachtet, dass sich kurz vor der Explosion jemand bei den Wirtschaftsgebäuden herumtrieb. Aber ich habe ihn nicht erkannt und weiß auch nicht, wie er aussah«, erklärte Travis, um die nächste Frage vorwegzunehmen. »Ich hatte ein Nachtsichtgerät bei mir, kam jedoch nicht dazu, es zu benutzen, bevor die Hölle losbrach.«
»Aber sie haben tatsächlich gesehen, dass in jener Nacht noch ein Mann auf meinem Grundstück war?«, vergewisserte sich Shannon noch einmal, als hätte sie nicht richtig verstanden.
Travis nickte. »Er war schätzungsweise so groß wie ich und schwarz gekleidet. Ich habe keinerlei Fahrzeuge gesehen, und der Mann hatte überhaupt nichts Auffälliges an sich. Ich könnte ihn bei einer Gegenüberstellung mit Sicherheit nicht identifizieren.« Dasselbe hatte er bereits den beiden skeptischen Detectives erklärt.
»Verdammt«, knurrte Shannon und strich sich das Haar aus der Stirn.
»Es könnte Santana gewesen sein«, warf Robert ein und sah Travis mit hochgezogenen Augenbrauen an, wie um ihn aufzufordern, er solle den Mann bezichtigen.
»Nate war es nicht!«, protestierte Shannon und errötete vor Empörung. »Fang nicht immer wieder von ihm an. Ich habe dir bereits gesagt, er täte niemals etwas, was mir oder den Tieren schadet!«
Zornig stieß sie den Atem aus, und trotz ihrer Verletzungen machte sie den Eindruck, als hätte sie nicht übel Lust, ihre Brüder der Reihe nach zu erwürgen.
Travis war insgeheim beeindruckt von ihr. Aber dass sie Santana so vehement verteidigte, versetzte ihm zugleich einen Stich, auch wenn er es sich selbst nicht eingestehen mochte.
»Was denken Sie?«, fragte Shea ihn. »Könnte er es gewesen sein? Sie sind Santana ja im Stall begegnet, nachdem sie Shannon gefunden hatten.«
Shannon bedachte Travis mit einem finsteren Blick. Ihre Augen und Lippen wurden schmal, als wollte sie ihn warnen, das Sakrileg bloß nicht auszusprechen.
»Möglich«, räumte er ein und trank einen Schluck aus seiner Flasche, ohne Shannons Blick auszuweichen. »Wie gesagt, ich konnte nichts Näheres erkennen.«
Zorn blitzte in ihren Augen auf. »Nate war es nicht«, beharrte sie. »Darüber müssen wir uns endlich einig sein, sonst brauchen wir gar nicht weiterzureden.«
»Er hat kein Alibi«, gab Aaron zu bedenken.
»Schluss jetzt!«, befahl sie.
Travis wunderte sich, dass plötzlich niemand mehr ihn zu verdächtigen schien. Zugleich empfand er eine heimliche Freude darüber, dass Shannons Brüder offenbar nicht viel für Santana übrighatten. Er nahm die Gelegenheit wahr, eine Frage zu stellen, die ihm schon länger auf den Nägeln brannte. »Was ist eigentlich mit Danis Vater … ihrem leiblichen Vater?«
Shannon verkrampfte sich sichtlich. Ihre Stimme klang ruhig, aber offenbar musste sie sich sehr beherrschen. »Er hat mich verlassen, sobald er erfuhr, dass ich schwanger war. Niemand weiß, was aus ihm geworden ist, nicht einmal seine Eltern. Angeblich hält er sich in Mittel- oder Südamerika auf.«
»Das behaupten sie zumindest«, warf Robert ein und leerte seine Flasche.
»Er könnte zurückgekehrt sein.« Aaron hatte aufgehört, Erdnüsse in sich hineinzustopfen.
»Was?« Shannon schrak auf und durchbohrte ihren Bruder mit einem wütenden Blick. »Brendan ist wieder hier?«
»Hey, immer langsam«, beschwichtigte Aaron sie. »Das ist lediglich eine Vermutung. Nachdem du mich gebeten hattest, Nachforschungen zu der angesengten Geburtsurkunde anzustellen, habe ich auch in dieser Richtung Informationen eingeholt. Soviel ich weiß, ist niemand mit Brendan Giles’ Pass eingereist, aber seinen Aufenthaltsort konnte ich bisher nicht ermitteln. Ich bleibe dran.«
»Shannon, du solltest dich nicht unnötigerweise beunruhigen …«, setzte Shea an.
»Versuch nicht, mich zu beschwichtigen!« Vor Empörung blähten sich ihre Nasenflügel. »Hör auf, den großen Bruder rauszukehren. Ich habe allen Grund, beunruhigt zu sein, immerhin wurde mein Kind entführt!«
Ehe er etwas erwidern konnte, wandte sie sich mit entschlossener Miene an Travis. »Ich habe lange gezögert, Sie danach zu fragen. Aber jetzt …« Sie atmete lange und zittrig aus und schloss sekundenlang die Augen, um sich zu fassen. »Sie haben doch sicher ein
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