Deathkiss - Suess schmeckt die Rache
Hure? Vielleicht in einem dieser Luxusapartments?« Sie rümpfte abfällig die Nase und wies auf die Türen des billigen Motels. »Ich will mit ihr reden.«
»Cynthia ist nicht hier.«
»Cynthia«, wiederholte sie zischend wie eine Schlange. »Bist du sicher?« Erneut deutete sie auf das Motel, in dem Travis Settler wohnte. »Soll ich wirklich glauben, dass sie sich nicht in einem dieser Zimmer verkriecht?«
»Ja, verdammt noch mal«, versetzte Robert. »Fahr nach Hause, Mary Beth. Hol die Kinder. Du machst dich doch nur lächerlich.«
»Ich? Aber Schätzchen …«
»Mary Beth, bitte, das hier ist nicht der richtige Ort«, unterbrach Shannon sie und trat einen Schritt vor, doch Shea hielt sie mit eisernem Griff an ihrem gesunden Arm zurück.
»Das musst du ja wissen«, höhnte sie. Mary Beth war in Fahrt, und das Publikum schien ihr durchaus willkommen zu sein. »Tu nicht so, als läge dir etwas an der Familienehre oder unserem Ruf oder ähnlichem Mist«, fuhr sie ihren Mann an. »Wer fährt denn in einem schicken neuen Sportwagen herum, den er sich nicht leisten kann? Wer schläft mit einer stadtbekannten Schlampe? Bricht sein Ehegelöbnis? Vernachlässigt seine Kinder? Zieht in eine Junggesellenwohnung, obwohl er zu Hause eine Familie hat?«, schleuderte sie ihm entgegen. »Herrgott, Robert, jetzt tu du bloß nicht so zimperlich.«
Robert fuhr auf. »Mary Beth, es reicht!«
»Mir auch«, fauchte sie. Auf der anderen Seite des BMW näherte sich Liam.
Shannon wäre am liebsten im Boden versunken. Das hier war so typisch für Mary Beth, die Meisterin dramatischer Szenen. Auch wenn Shannon ein gewisses Mitgefühl für ihre Schwägerin empfand, verabscheute sie doch einen öffentlichen Skandal. Davon hatte sie für ihr Leben genug, und sie war wütend auf ihren Bruder, diesen Idioten. Entweder er blieb bei seiner Frau und war ihr treu, oder er sollte sich scheiden lassen. Aber Mary Beth unter die Nase zu reiben, wer seine derzeitige Geliebte war, das musste nun wirklich nicht sein.
»Das geht zu weit«, knurrte Shea leise. Er ließ Shannons Arm los, ging auf seinen Bruder zu und sagte mit einer Kopfbewegung zu Mary Beth: »Kannst du sie nicht fortschaffen?« In diesem Moment fuhr ein Auto auf den Parkplatz. Die Scheinwerfer streiften die Gruppe.
»Misch dich nicht ein, Shea«, fauchte sie ihn an. »Das hier ist nicht dein Problem.«
»Doch, wenn ihr euch in aller Öffentlichkeit streitet, durchaus.« Shea funkelte seine Schwägerin aus schmalen Augen an, dann wandte er sich seinem Bruder zu. »Schaff sie fort, Robert. Bevor es Beschwerden gibt. Bevor jemand die Polizei holt.«
»So macht man das, wie?«, fragte Mary Beth und fuhr zu ihrem Schwager herum. »Alles unter den Teppich kehren, damit nur niemand davon erfährt. Tja, ich lasse aber nicht zu, dass eine hergelaufene Hure mein Leben und das meiner Kinder ruiniert. Wir haben auch unsere Rechte!«
Shannon hielt es keine Sekunde länger aus. Sie trat vor und sagte ruhig: »Shea hat recht. Dies ist weder der richtige Ort noch der richtige Zeitpunkt.«
»Was verstehst du denn davon!«
»Denk doch mal an die Kinder!«
»So wie er?«, schoss sie zurück und befreite mit einem Ruck ihren Arm aus Roberts Griff. Ihr strömten jetzt Tränen aus den Augen, ihre Wimperntusche zerlief. »So wie du?« Sie sah Shannon böse an. Liam kam näher und blieb an der Fahrerseite des BMW stehen. »Ihr Flannerys denkt immer nur an euch selbst. Ihr wisst nicht, wie es ist, ein Kind zu haben, ein Kind wirklich großzuziehen, jemanden wichtiger zu nehmen als sich selbst«, schleuderte sie ihnen hasserfüllt entgegen. »Und als dein Mann dir Schwierigkeiten machte, hast du da etwa einfach den Mund gehalten? Aber nein!« Sie zeigte mit dem Finger auf Shannon. »Du hast einen Weg gefunden, ihn loszuwerden, nicht wahr? Ryan musste sterben, verdammt!«
»Es reicht!«, fauchte Robert.
Shannon funkelte die tobende Frau wütend an. Mary Beth war zutiefst verletzt und hätte am liebsten jeden, der mit ihrem treulosen Mann zu tun hatte, in der Luft zerrissen.
»Schaff sie weg«, wiederholte Shea.
Aaron, der sich bisher zurückgehalten hatte, legte den Arm um Mary Beths Schultern.
»Rühr sie nicht an«, warnte Liam.
»Halt die Klappe«, schoss Aaron zurück. Dann sagte er ruhiger zu Mary Beth: »Hey, MB, lass es gut sein. Komm, ich bringe dich nach Hause. Wir holen die Kleinen bei Margaret ab.«
»Du elender Scheißkerl!« Sie schüttelte seinen Arm ab. »Vergiss es! Du bist
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