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Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Deathkiss - Suess schmeckt die Rache

Titel: Deathkiss - Suess schmeckt die Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
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Foto von meiner Tochter, ich meine, von Ihrer Tochter … von Dani.«
    Er nickte. »Ich habe eines bei mir, ja.«
    »Darf ich es sehen?«
    »Shannon, das ist keine gute Idee«, warnte Aaron.
    »Er hat recht«, pflichtete Shea ihm bei. »Das würde dich doch nur noch mehr belasten.«
    »Zeigen Sie es mir«, drängte sie Travis. »Bitte.«
    Travis hatte ebenfalls seine Bedenken, mochte es jedoch nicht ablehnen. Natürlich wollte sie ihr Kind sehen. Nicht nur aus Neugier – diese Situation musste auch ihren Mutterinstinkt wecken.
    Er zog seine Brieftasche hervor und klappte sie auf. Unter einer Klarsichtfolie steckte das Schulfoto vom letzten Jahr. Ein neuerlicher Schmerz durchfuhr ihn: In diesem Jahr würde Dani den Fototermin wohl versäumen, und ebenso viele andere Veranstaltungen. Herrgott, er musste sie so schnell wie möglich aufspüren. Dabei war ihm klar, dass die Chance, eine vermisste Person wiederzufinden, mit jeder Minute geringer wurde.
    Nein, so durfte er nicht denken. Er musste zuversichtlich bleiben. Sich konzentrieren. Er würde sie finden. Irgendwie …
    Zögerlich zog Shannon die Brieftasche zu sich heran.
    »Da, das ist ein Schulfoto. Es wurde im letzten Oktober aufgenommen, ist also ungefähr ein Jahr alt«, erklärte Travis. Shannon blätterte weiter zu einem Schnappschuss, der ihn und Dani zeigte, wie sie auf einem Felsblock saßen und stolz ihren Fang des Tages, zwei silbrige, 30 Zentimeter große Forellen, hochhielten. Travis musste schlucken. Er erinnerte sich gut an diesen Herbstmorgen: Sie waren vor Tagesanbruch auf den Beinen gewesen, die Sterne hatten noch hoch über den Baumwipfeln gefunkelt, und neben ihrem Lagerplatz plätscherte der Gebirgsbach dahin. Sie hatten mit Fliegen geangelt, jeder so viel, wie erlaubt war. Ihm wurde die Kehle eng, und er drängte die Erinnerung zurück in einen fernen Winkel seines Bewusstseins.
    Es gab noch weitere Schulfotos. Eines zeigte Dani in einer Softball-Ausrüstung, die etwa drei Nummern zu groß für sie war, aufgenommen in der sechsten Klasse. Shannon presste die Lippen zusammen und strich mit einem Finger an Danis Kinnlinie entlang.
    Sie betrachtete jedes Bild eingehend, verschlang es geradezu mit den Augen, als sei sie ausgehungert nach Informationen über das Kind, das sie zur Adoption freigegeben hatte. Tränen traten ihr in die Augen, sie blinzelte, griff nach einer Serviette und putzte sich die Nase. Schließlich reichte sie die Brieftasche über den Tisch zurück. »Wenn … wenn es Ihnen nichts ausmacht«, sagte sie und räusperte sich, »hätte ich gern den einen oder anderen Abzug.«
    Sie sah so elend aus, dass Travis alle Vorbehalte vergaß.
    »Überleg es dir gut«, mischte Robert sich ein. Auch er wirkte angespannt. »Ich, hm, ich habe selbst Kinder und sehe sie nicht so oft, wie ich gern möchte, und … Vielleicht ist es besser, wenn du nicht zu großen Anteil an ihr nimmst.«
    »Zu spät«, sagte sie und hob den Blick zu Travis. »Wenn es Ihnen nichts ausmacht.«
    Er konnte ihr die Bitte nicht abschlagen. Den Arm in der Schlinge, das geschundene Gesicht, das verzweifelte Flehen in ihren Augen konnte er nicht ignorieren. »Ich besorge Ihnen Abzüge. Inzwischen …« Er zog ein zusammengefaltetes Stück Papier hervor und reichte es ihr.
    »Lieber Gott«, flüsterte Shannon, als sie das Suchplakat, das er angefertigt hatte, auseinanderfaltete. Darauf war ein Farbfoto von Dani abgedruckt. Travis blickte in das Gesicht seiner Tochter, umrahmt von wilden Locken, mit großen, grüngoldenen Augen, die über der geraden, sommersprossigen Nase funkelten. Ihr Kinn war spitz, der Mund lächelte breit. Über dem Gesicht stand in Großbuchstaben das Wort VERMISST. Neben dem Foto waren eine Beschreibung, sein Name und die Kontaktadresse zu lesen.
    Shannon schloss die Augen, griff sich mit zitternder Hand an die Stirn. Das Bild ihres Kindes auf einem Suchplakat …
    »Wenn Sie möchten, können Sie es behalten.«
    »Danke.«
    »Herrgott, Shannon, tu’s nicht!«, mischte Aaron sich ein. »Denk lieber daran, warum wir hier sind.«
    Gute Idee, dachte Travis wider Willen. Er konnte diesen Kerl nicht leiden, musste jedoch Distanz halten zu der Frau, denn sie stellte immer noch eine Bedrohung dar. Aber auch wenn er sie nicht als Verbündete betrachtete, gab sie ihm doch zu denken, und er glaubte, dass ihre Tränen echt waren. Wie oft musste sie es in den vergangenen dreizehn Jahren bereut haben, dass sie ihr Kind weggegeben hatte … Und

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