Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Kraft zusammenzunehmen, drehte sich herum und lächelte. »Ich sollte Malcolm anrufen. Der Laden macht um halb zehn auf, und ich möchte nicht, daß er es von Fremden erfährt.«
Gemma gab nach. »Ich danke Ihnen,Mrs. Gilbert.« Sie schob ihr Heft in ihre Tasche und stand auf. »Sie haben uns sehr geholfen. Wir brauchen Sie jetzt nicht weiter zu stören.« Die Standardwendungen flossen ihr ganz von selbst über die Lippen, während sie sich im stillen aufgebracht fragte, wo eigentlich Kincaid geblieben war und was er die ganze Zeit im Garten zu suchen hatte. Claire Gilbert begleitete sie zur Tür, und als Gemma in den Flur hinaustrat, blieb Will stehen und machte eine leise Bemerkung zu Claire Gilbert, die Gemma nicht mitbekam.
Der Mann von der Spurensicherung hatte seine Sachen gepackt und war gegangen. Nur das Puder, das er überall in der Küche zurückgelassen hatte, verdarb den Eindruck, daß das Leben im Haus der Gilberts ab sofort wieder seinen normalen Gang gehen würde. Das Licht, das durch das Erkerfenster fiel, war kräftiger geworden, glitzernd tanzten die Staubkörnchen in seinem Strahl. Gemma trat zum Fenster und sah in den Garten hinaus - von Kincaid war keine Spur zu sehen.
»Und was jetzt?« fragte Will, als er aus dem Flur hereinkam. »Wo ist denn unser Chef abgeblieben?«
Gemma war heilfroh, daß sie die bissige Antwort, die ihr auf der Zunge lag, zurückgehalten hatte; genau in diesem Augenblick nämlich kam Kincaid durch die Hintertür und fragte mit strahlendem Lächeln: »Warten Sie auf mich? Tut mir leid. Ich hab’ mich im Geräteschuppen verfranzt.« Er wischte sich einen Schmutzfleck von der Stirn und versuchte ohne viel Erfolg, die Spinnweben von seinem Jackett zu entfernen. »Wie haben Sie . . .«
»Hat der Hund Ihnen geholfen?« unterbrach Gemma und wünschte sofort, als sie den ätzenden Sarkasmus in ihrer Stimme hörte, sie könnte die Worte ungesagt machen. Beschämt setzte sie zu einer Entschuldigung, einer Erklärung an, als sie plötzlich den Hammer sah, den er in der linken Hand hielt.
Die Tür zum Korridor flog auf, und Claire Gilbert kam wie von Furien gehetzt in die Küche gelaufen. »Malcolm hat mir eben gesagt, daß sich schon alles herumgesprochen hat«, sagte sie atemlos und blickte verzweifelt von einem zum anderen. »Die Leute reden, und Reporter waren auch schon im Laden. Sie sind auf dem Weg hierher. Die Reporter kommen hierher ...« Ihr Blick flog zu Kincaid, ihr vor Erregung gerötetes Gesicht wurde plötzlich leichenblaß, und sie brach zusammen.
* 4
Will Darling bewegte sich mit einer, bei einem so großen und kräftigen Mann überraschenden Geschwindigkeit. Er schaffte es, bei Claire Gilbert zu sein, ehe sie mit dem Kopf auf den Boden schlug, und jetzt kniete er neben ihr, hielt ihren Kopf und ihre Schultern an seine Knie gestützt. Als Gemma und Kincaid sich besorgt über sie beugten, flatterten ihre Augenlider, und sie bewegte den Kopf hin und her. »Entschuldigen Sie«, sagte sie. »Ich weiß gar nicht, was da passiert ist.«
Sie wollte sich aufsetzen, aber Will hielt sie behutsam zurück.
»Lassen Sie den Kopf noch ein Weilchen unten. Entspannen Sie sich einfach. Ist Ihnen immer noch schwindlig?« Als sie den Kopf schüttelte, hob er sie ein wenig an. »Wir machen es Schritt für Schritt«, erklärte er, während er sie langsam aufrichtete, bis sie saß, und ihr dann auf einen der Stühle in der Frühstücksnische half.
»Es tut mir wirklich leid«, sagte Claire Gilbert. »So etwas Albernes!« Sie rieb sich das Gesicht mit zitternden Händen, blieb aber, obwohl ihre Wangen ein klein wenig Farbe bekommen hatten, unnatürlich bleich.
Kincaid zog einen Stuhl vom Tisch weg und setzte sich ihr gegenüber. »Ich habe Sie doch nicht damit erschreckt?« Er wies auf den Hammer, den er auf die Arbeitsplatte gelegt hatte. Die Haare zerzaust von seinen Bemühungen, sie von Spinnweben zu befreien, und die Augen voll teilnahmsvoller Besorgnis, sah er trügerisch harmlos und gutmütig aus, und Claire Gilbert tat Gemma plötzlich leid. »Es ist nur der alte Hammer aus Ihrem Geräteschuppen«, fügte er mit einem kleinen Lächeln hinzu.
»Sie glauben doch nicht - daß mein Mann damit...« Claire Gilbert fröstelte und schlang beide Arme fest um ihren Oberkörper.
»Nach der Staubschicht zu urteilen, würde ich sagen, daß den Hammer seit Monaten niemand mehr in der Hand gehabt hat, aber wir müssen
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