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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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die Aufnahme, die auf der Kommode im Wintergarten gestanden hatte, ausgeliehen. Der pickelgesichtige junge Verkäufer bei Waterstone studierte es aufmerksam, dann warf er sein Haar zurück und sah Gemma und Will mit wachem, intelligentem Blick an. »Hübsches Mädchen. Sie hat Jude, der Unberühmte gekauft. Leider war sie nicht sehr gesprächig.«
      »Sie meinen doch die Tochter?« fragte Gemma eine Spur ungeduldig.
      »Die jüngere, ja. Obwohl die andere auch nicht übel ist«, fügte er mit einem weiteren taxierenden Blick auf das Foto hinzu.
      »Und Sie sind ganz sicher, daß Sie nicht beide gesehen haben?« Gemma, die Angst hatte, daß er das Foto voller Fingerabdrücke machen würde, hätte ihm die Aufnahme am liebsten aus der Hand gerissen.
      Er neigte den Kopf zur Seite und sah sie mit skeptischer Miene an. »Beschwören kann ich’s natürlich nicht. Es war ziemlich viel los gestern nachmittag, und ich hätte mich vielleicht nicht mal an sie erinnert«, er tippte auf das Abbild von Lucy, »wenn sie nicht an die Kasse gekommen wäre.« Mit einem übertriebenen kleinen Seufzer des Bedauerns reichte er Gemma das Foto zurück.
      Will, der mit mäßigem Interesse ein Buch auf dem Verkaufstisch durchgeblättert hatte, sah auf. »Um welche Zeit war das?«
      Einen Moment lang vergaß der junge Mann seine Pose, während er überlegte. »Nach vier. Um vier mach ich nämlich immer eine Pause, und ich weiß, daß die schon vorbei war, als die Kleine hier war. Genauer kann ich’s nicht sagen.«
      »Danke«, sagte Gemma und bemühte sich, nicht ironisch zu klingen, und Will gab ihm eine Karte mit der üblichen Bitte, der junge Mann solle sich melden, falls ihm noch etwas einfiele.
      »Trottel«, bemerkte Gemma mit gesenkter Stimme, als sie aus der Buchhandlung gingen.
      »Sehr menschenfreundlich sind Sie heute morgen nicht, hm?« meinte Will. »Ihr kleiner Sohn wird in ein paar Jahren genauso sein.«
      »Um Gottes willen«, sagte Gemma, die den scherzhaften Unterton gehört hatte, mit einem Lachen. »Da kann er was erleben. Ich hasse Männer, die jede Frau anschauen, als würden sie sie am liebsten gleich ausziehen.«
      Doch im Lauf ihrer Erkundigungen bei den anderen Geschäften auf ihrer Liste begann sie den pickligen Jüngling mit freundlicheren Augen zu sehen. Niemand sonst nämlich konnte sich erinnern, Claire Gilbert oder Lucy oder beide zusammen gesehen zu haben.
      »Na, wenigstens haben wir’s warm und trocken, das ist doch immerhin etwas«, tröstete Will und lenkte einen Moment Gemmas Aufmerksamkeit vom Schaufenster einer schicken kleinen Boutique ab. Sie hatten den Wagen auf dem Parkplatz in der Bedford Road stehen gelassen, genau wie am Vortag Claire Gilbert, und waren über die Onslow Street ins Einkaufszentrum hinübergegangen, als draußen die ersten windgepeitschten Regentropfen fielen.
      »Hm«, antwortete sie, den Blick schon wieder auf das Kleid im Fenster gerichtet. Es war kurz und schmal und schwarz, die Art Kleid, die sie nie kaufte, weil sie nie Gelegenheit hatte, so etwas zu tragen.
      »Tolles Kleid. Das würde Ihnen bestimmt prima stehen.« Will musterte sie, und sie wurde sich plötzlich bewußt, wie langweilig ihre Hose und ihr Jackett wirkten. »Wann haben Sie sich das letztemal was gekauft, was Sie nicht für die Arbeit gebraucht haben?«
      Gemma runzelte die Stirn. »Keine Ahnung. So ein Kleid hab ich sowieso noch nie gehabt.«
      »Dann kaufen Sie es sich doch. Na los«, drängte Will. »Tun Sie sich was Gutes. Gehen Sie rein und probieren Sie es an. Ich ruf inzwischen mal auf der Dienststelle an.«
      »Sie haben einen schlechten Einfluß auf mich, Will. Ich kann mir so was gar nicht leisten. Ich sollte lieber ...« Sie grummelte immer noch vor sich hin, als Will ihr zuwinkte und in Richtung einer Telefonzelle davonging. Ohne Publikum hatten die Selbstvorwürfe nicht mehr viel Sinn, und Will hatte ja völlig recht. Sie kaufte immer praktische Sachen, von guter Qualität, neutral, so daß sie sie kombinieren konnte, konservativ, um im Amt nicht als wilde Hummel angesehen zu werden - und sie hatte plötzlich die Nase voll davon. Kurzentschlossen trat sie in den Laden.
      Als sie wieder herauskam, kam sie sich mindestens ein Jahrzehnt älter - die flotte junge Verkäuferin war grauenvoll gönnerhaft gewesen - und schrecklich leichtsinnig vor. Sie hielt Will die Einkaufstüte unter die Nase und sagte anklagend: »Ich kann doch nicht mit der

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