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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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wird es wahrscheinlich dieser widerliche Percy Bainbridge tun, und da ist es mir lieber, Sie hören es von mir.
      Man könnte behaupten, daß Geoff guten Grund hatte, Alastair Gilbert zu hassen. Als Geoff damals in Schwierigkeiten geriet, hat Brian Alastair angefleht, ihm zu helfen. Er hat ihm von der Erpressung und von Geoffs Krankheit erzählt und ihm erklärt, daß Geoff bei diesem Einbruch niemals aus freien Stücken mitgemacht hätte. Alastair Gilbert hätte nur beim Richter ein gutes Wort für Geoff einzulegen brauchen; dann wäre er vielleicht mit einer milderen Strafe davongekommen oder sogar auf Bewährung freigelassen worden. Aber Alastair hat abgelehnt. Er hielt einen Riesenvortrag über die Heiligkeit des Gesetzes, aber wir wußten alle, daß das nur eine Ausflucht war.« Ihr Mund verzog sich geringschätzig. »Alastair Gilbert war ein selbstgerechter Spießer, der es immer genossen hat, Gott zu spielen, und Geoffs Notlage gab ihm die Gelegenheit, seine Macht spielen zu lassen.«
     
    Sie gingen zusammen in den Vernehmungsraum, Kincaid, Gemma und Nick Deveney. Kincaid hatte Deveney gebeten, Gemma die Vernehmung leiten zu lassen, und hatte sie über das Ergebnis der Hausdurchsuchung unterrichtet. »Ich bin bereit, wenn nötig, den bösen Bullen zu spielen«, hatte er zu ihr gesagt, »aber da er sowieso schon so verängstigt ist, glaube ich nicht, daß diese Taktik besonders wirksam wäre.«
      In ausgeblichener Jeans und dünnem T-Shirt hockte Geoff Genovase zusammengekauert auf dem harten Holzstuhl, ein wehrloses Häufchen Elend. Im kalten Licht des Vernehmungsraums bot sich Kincaid zum erstenmal Gelegenheit, ihn genauer zu mustern. Hohe, abgeflachte Wangenknochen verliehen dem Gesicht des jungen Mannes einen slawischen Zug. Die Augen, in denen ein Ausdruck mißtrauischer Wachsamkeit stand, waren groß, dunkel bewimpert und von einem reinen klaren Grau. Es war ein offenes, argloses Gesicht, in dem nichts Boshaftes oder Hinterhältiges war.
      »Hallo, Geoff.« Gemma setzte sich ihm gegenüber und stützte die Ellbogen auf den Tisch. »Mir tut das alles sehr leid.«
      Er nickte mit einem zitternden Lächeln.
      »Ich möchte diese Geschichte gern so schnell wie möglich klären, damit Sie wieder nach Hause können.«
      Kincaid und Deveney saßen rechts und links von ihr, aber ein wenig zurück, um Geoff nicht von ihr abzulenken.
      »Ich kann mir vorstellen, daß das für Sie sehr schwierig ist«, fuhr Gemma fort, »aber ich muß von Ihnen wissen, was es mit den Dingen auf sich hat, die wir in Ihrem Zimmer gefunden haben.«
      »Ich wollte nie ...« Geoff räusperte sich und setzte von neuem an. »Ich wollte sie nie behalten. Es war nur ein Spiel, ein ...« Er brach mit einem Kopfschütteln ab. »Sie verstehen es ja doch nicht.«
      »Ein Spiel, das Sie mit Lucy gespielt haben?«
      Er nickte. »Ja, aber woher wissen Sie ...« Auf seiner Oberlippe glänzten Schweißperlen. »Lucy hat’s nicht gewußt«, sagte er beschwörend. »Ehrlich, ich hab ihr nie gesagt, woher ich die Talismane hatte. Sie wäre unheimlich böse auf mich geworden.«
      »Lucy hat uns ein bißchen was über das Spiel erzählt. Und sie hat uns auch gesagt, daß sie glaubte, Sie hätten diese Gegenstände vom Flohmarkt.« Leiser Tadel schlich sich in Gemmas Stimme. »Sie hat Ihnen vertraut.«
      »Lucy weiß - sie weiß Bescheid?« flüsterte GeofF. Als Gemma nickte, schloß er einen Moment die Augen und ballte in einer Geste der Verzweiflung die Hände.
      Gemma neigte sich noch näher zu ihm. »GeofF, ich verstehe, daß Sie Lucy helfen wollten. Aber wie konnten Sie mit Dingen spielen, die durch Unehrlichkeit beschmutzt waren - durch Lügen und Stehlen?«
      In dem Grübchen unter Geoffs Hals pochte ein Puls, und die Auf- und Abwärtsbewegung seines Schlüsselbeins war unter dem schwarz-weißen Drachen auf seinem T-Shirt deutlich sichtbar. Gemma, blaß und müde, aber voll entschlossener Anteilnahme, sah ihm fest in die Augen.
      Sie besaß ein seltenes, intuitives Talent dafür, eine Beziehung herzustellen und zum emotionalen Kern eines Menschen durchzudringen, und als Geoff die Tränen in die Augen sprangen, und er sein Gesicht mit den Händen bedeckte, wußte Kincaid, daß sie es wieder einmal geschafft hatte.
      »Sie haben recht«, sagte Geoff mit gedämpFter Stimme. »Ich fand es furchtbar, meinen Freunden Sachen wegzunehmen, aber ich konnte einfach nicht dagegen an. Und das Spiel hat nicht

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