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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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er, allerdings ohne viel Zuversicht.
      Gemma sah Kincaid an, betrachtete dann Geoff einen Moment und sagte schließlich: »Ich möchte Ihnen helfen, Geoff, aber wir werden Sie leider noch eine Weile hier behalten müssen. Wenn Ihre Nachbarn die Gegenstände, die wir in Ihrem Zimmer gefunden haben, identifizieren, müssen wir Sie wegen Einbruchs unter Anklage stellen, das ist Ihnen doch klar?«
      Will Darling stand draußen vor dem Vernehmungszimmer im Korridor. Er wirkte so entspannt, als hätte er im Stehen ein kleines Nickerchen gemacht. »Brian Genovase läßt fragen, ob er Sie kurz unter vier Augen sprechen kann, Sir«, sagte er, als Kincaid herauskam und die Tür hinter sich schloß. »Ich hab ihn in die Kantine gesetzt - ich dachte mir, da wär’s ein bißchen gemütlicher.«
      »Danke, Will.« Kincaid hatte es Gemma und Deveney übertragen, Geoffs Aussage zu Protokoll zu nehmen, weil er gehofft hatte, in dieser Zeit seinen eigenen Papierkram erledigen zu können; er hätte wissen müssen, daß das eine eitle Hoffnung war.
      Der Kantinenraum war fast leer, und er sah Brian sofort. Er saß mit gesenktem Kopf und starrte in seine Tasse. Kincaid holte sich einen Tee, der so dunkel war, daß man ihn für Kaffee hätte halten können, und setzte sich zu Brian an den kleinen Tisch mit der orangefarbenen Platte. »Scheußliche Farbe, nicht«, bemerkte er und klopfte kurz auf den Tisch, ehe er sich setzte. »Erinnert mich an Babynahrung. Ich hab mich oft gefragt, wer eigentlich für die Innenausstattung zuständig ist.«
      Brian sah ihn so verständnislos an, als hätte er in einer fremden Sprache gesprochen. »Wie geht es ihm? Ich habe unseren Anwalt angerufen, aber der ist nicht da.«
      »Geoff gibt jetzt gerade seine Aussage zu Protokoll. Er hält sich ganz gut...«
      »Nein, nein, Sie verstehen nicht«, unterbrach Brian und schob seine Tasse weg. Der Löffel fiel klirrend von der Untertasse. »Sie finden wahrscheinlich, daß ich mich wie eine alte Glucke verhalte, obwohl mein Sohn längst erwachsen ist, aber Sie kennen Geoff nicht. Sehen Sie, meine Frau hat uns verlassen, als Geoff gerade sechs Jahre alt war. Der arme Junge hat geglaubt, es wäre seine Schuld und hatte Todesangst, daß ich ihn auch verlassen würde. Ich hatte eine gute Anstellung als reisender Vertreter. Ich konnte es mir leisten, ein Kindermädchen zu bezahlen, das auf ihn aufpaßte, während ich weg war. Aber er ist jedesmal in Panik geraten. Anfangs glaubte ich, er würde mit der Zeit darüber hinwegkommen, aber es wurde nur schlimmer. Am Ende habe ich meine Stellung aufgegeben und meine Ersparnisse in das Pub gesteckt.«
      »Und hat das geholfen?« fragte Kincaid.
      »Nach einer Weile«, antwortete Brian. Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und sah Kincaid ruhig an. »Aber erst damals bin ich langsam dahintergekommen, was sie ihm angetan hatte. Sie hatte ihm gesagt, er wäre schuld daran, daß sie fortginge. Sie hat gesagt, er wäre nicht gut genug, er >genüge< nicht. Und vorher hat sie ...« Er schüttelte den Kopf, und Kincaid fühlte sich an einen verwundeten Stier erinnert. »Sie hat diesem kleinen Jungen Schreckliches angetan. Ich sag’ Ihnen, Superintendent, wenn ich dieses gemeine Luder jemals finde, bringe ich sie um, dann können Sie mich in eine Zelle stecken.« Das Kinn vorgeschoben, starrte er Kincaid aggressiv an. Als Kincaid keine Reaktion zeigte, entspannte er sich und seufzte. »Ich habe mich verantwortlich gefühlt. Verstehen Sie das? Ich hätte sehen müssen, was vorging, ich hätte es verhindern müssen, aber ich war zu sehr mit meinen eigenen Problemen beschäftigt.«
      »Sie fühlen sich immer noch für ihn verantwortlich«, stellte Kincaid fest.
      Brian nickte. »Im Lauf der Jahre wurde es besser. Die Alpträume hörten auf. Er ist in der Schule gut mitgekommen, obwohl er Schwierigkeiten hatte, sich anderen anzuschließen. Aber als er dann ins Gefängnis kam, begann alles wieder von vorn. >Trennungsangst<, nannte es der Gefängnisarzt.
      Superintendent, wenn Geoff noch einmal ins Gefängnis muß, wird er nie mehr gesund werden.«
      Kincaid bemerkte eine Bewegung und sah auf. Will Darling lavierte sich zwischen den Tischen zu ihnen durch. »Sir«, sagte er, als er angekommen war, »draußen ist eine - hm, eine Art Delegation -, die Sie sprechen möchte.«
      Sie standen zusammengedrängt in dem kleinen Empfangsraum - Doc Wilson, Rebecca Fielding und hinter ihnen, einen Kopf

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