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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Scheibe Lachs auf einen Kräcker. »Das ist ja eben das Problem.«
      »Aber das ist doch Ihre Entscheidung.«
      Kincaid zuckte die Achseln. »Ja, dachte ich auch. Lange schien es völlig ausreichend zu sein. Nach der Trennung von meiner Frau erschien mir alles wünschenswerter als noch einmal diese emotionalen Turbulenzen durchzumachen.«
      »Und wieso hat sich jetzt daran etwas geändert?« fragte Madeleine, während sie einen krümeligen weißen Käse auf ein Brötchen strich. »Den müssen Sie probieren. Das ist ein weißer Stilton mit Ingwer.«
      »Ich weiß es nicht.« Kincaid bedachte ihre Frage. »Im letzten Frühjahr ist eine Freundin von mir gestorben. Ich glaube, erst da ist mir klar geworden, daß ich einsam war - als ich die Lücke, die sie hinterlassen hatte, nicht schließen konnte.« Er war über sich selbst erstaunt. Diese Dinge hatte er sich bisher nicht einmal selbst klargemacht, geschweige denn mit einem anderen über sie gesprochen.
      »Ja, manchmal trifft uns der Schmerz ganz überraschend.« Madeleine hob ihr Glas und hielt es leicht geneigt in beiden Händen. An diesem Abend war sie ganz in olivgrüne Seide gekleidet, und der Wein schimmerte wie dunkles Blut vor dem Erdgrün. Kincaid hörte ihrem Ton an, daß sie aus Erfahrung sprach, aber er fragte nichts.
      Als er den Stilton gekostet hatte, sagte er: »Glauben Sie, daß Claire Gilbert um ihren Mann trauert?«
      Madeleine überlegte einen Moment. »Ich glaube, Claire hat schon vor langer Zeit um Alastair Gilbert getrauert, als sie entdeckt hat, daß er nicht der war, für den sie ihn gehalten hatte. Und ich glaube, sie hat nie aufgehört, um Stephen zu trauern. Sie hatte nicht die Zeit, es richtig zu tun, weil sie Alastair geheiratet hat, aber wir treffen häufig aus scheinbarer Notwendigkeit heraus Entscheidungen, die wir später bereuen.«
      »Haben Sie das auch getan?«
      »Öfter als mir lieb ist.« Madeleine lächelte. »Aber niemals wie Claire, weil vor der Tür die Wölfe heulten. Ich hatte nie finanzielle Sorgen. Ich kam aus einer wohlhabenden Familie und fand nach dem Studium gleich eine gutbezahlte Arbeit.« Sie nahm sich ein paar Weintrauben von der Platte. »Und Sie, Mr. Kincaid? Haben Sie Entscheidungen getroffen, die Sie bereut haben?«
      »Aus der Erfordernis des Moments heraus«, antwortete er gedämpft, praktisch ihre Worte wiederholend. Hatte sie gespürt, was ihn beschäftigte, und ihn, ahnungslos, zu diesem Thema hingeführt? »Ich würde gern sagen, es ist merkwürdig, aber ich habe langsam den Eindruck, daß nichts, wo Sie die Hand im Spiel haben, - äh - alltäglich ist.Ja, ich habe einmal eine solche Entscheidung getroffen, und Alastair Gilbert hatte mit ihr zu tun.«
      »Gilbert?« fragte Madeleine verblüfft.
      »Es ist Jahre her - es war wahrscheinlich um die Zeit, als Gilbert Claire kennenlernte. Ich war unmittelbar nach meiner Beförderung zum Inspector auf einer Fortbildung, und er war der Kursleiter.« Kincaid hielt inne, um einen Schluck Wein zu trinken. Er fragte sich, wieso er von dieser Geschichte angefangen hatte und warum er das Gefühl hatte, fortfahren zu müssen. »Es war ein zweiwöchiger Lehrgang, und über das Wochenende durften wir nach Hause fahren. An diesem Sonntag abend, gerade als ich wieder nach Hampshire abreisen wollte, sagte meine Frau zu mir, wir müßten unbedingt miteinander reden.« Wieder machte er eine kleine Pause. »Sie müssen wissen, daß das für Vic sehr ungewöhnlich war - sie war nicht der Typ, der wegen einer Kleinigkeit einen Sturm im Wasserglas entfesselte. Ich habe damals Gilbert angerufen und ihn gefragt, ob ich später zurückkommen könnte, weil ich noch eine dringende Familienangelegenheit zu klären hätte. Er sagte, er würde dafür sorgen, daß ich aus dem Kurs geworfen werde.« Er trank wieder, um die Bitterkeit hinunterzuspülen, die in ihm hochgestiegen war.
      »Ich glaube, er hatte mich bereits auf seiner schwarzen Liste, weil ich nicht versucht habe, mich bei ihm einzuschmeicheln. Und ich war damals nicht erfahren genug, um zu wissen, daß die Drohung größtenteils heiße Luft war.«
      »Also sind Sie brav hingefahren?« sagte Madeleine, als er schwieg.
      Kincaid nickte. »Und als ich danach wieder nach Hause kam, war sie weg. Heute ist mir natürlich klar, daß es früher oder später auf jeden Fall so gekommen wäre. Sie wollte den unbedingten Vorrang vor meiner Arbeit, und wenn ich an dem Sonntag damals geblieben

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