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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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Küchentür flog auf. Ein mageres junges Mädchen in weißer Küchenschürze kam herein. »Kannst du mir schnell beim Gemüse helfen, Bri?« fragte sie. Dann erst bemerkte sie Kincaid und die gespannte Atmosphäre. »Oh, Entschuldigung.« Der Duft bratenden Rindfleischs stieg Kincaid in die Nase, und er schluckte unwillkürlich.
      »Ich komm’ sofort, Meghan.« Brian lächelte ihr flüchtig zu und richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf Kincaid, als das Mädchen in der Küche verschwand. »Superintendent, das ist doch alles Quatsch! Sie können nicht im Ernst ...«
      Jetzt wurde die Eingangstür aufgestoßen, und eine ganze Gruppe von Leuten im Sonntagsstaat drängte sich lachend herein. Kincaid sah Brian an und lächelte. »Da reserviere ich wohl jetzt besser einen Tisch, hm?« Er wußte, wann er geschlagen war.
      Wieder stand Kincaid draußen vor dem Moon, aber pappsatt diesmal. Obwohl sein voller Magen ein Mittagsschläfchen forderte, fühlte er sich ruhelos und kribbelig, als er an den Nachmittag dachte, der vor ihm lag. Er hatte einen Punkt erreicht, wo er nicht mehr wußte, was als nächstes zu tun war, aber ihm war auch klar, daß dies wachsende Gefühl der Frustration eher hemmte.
      Was er jetzt brauchte, war ein Spaziergang. Das würde ihm helfen, einen klaren Kopf zu bekommen und das bombastische Sonntagsessen zu verdauen. Nachdem er sich von einigen Stammgästen in der Bar ein paar Tips hatte geben lassen, ging er nach oben und schlüpfte in die Turnschuhe und den leichten Anorak, die er in seiner Reisetasche hatte.
      Der Westwind trieb Wolken vor sich her, aber Kincaid hielt sie nicht für ernsthaft bedrohlich. Er wählte den Weg, der durch das Dorf den Hügel hinaufführte, an Madeleine Wades geschlossenem Laden vorbei. Bald entfernte sich der Pfad von der geteerten Straße und stieg steil an. Kincaid marschierte am menschenleeren Cricket-Platz vorbei und folgte, wie man ihm geraten hatte, den Schildern, die den Greensand Way ankündigten. Etwas außer Atem erreichte er eine große Lichtung, Knotenpunkt vieler Fuß- und Wanderwege, die durch den Hurtwood führten.
      Er schlug den Greensand Way ein, folgte leichten Schrittes zunächst dem sandigen Pfad, während er seine Umgebung musterte. Gemeinhin dachte man bei dem Wort Herbst an regnerisches Grau, doch dieser Wald war eine Symphonie warmer Grün- und Brauntöne. Das Heidekraut zu beiden Seiten des Wegs war zu einem bröckeligen Braun vertrocknet, gelbes und braunes Laub bedeckte den Boden unter seinen Füßen, und der verdorrte Ginster hatte die Farbe stumpfen Kupfers. Er scheute vor dem Vergleich mit Gemmas Haar zurück, der ihm in den Sinn kam, und beschleunigte ein wenig seine Schritte.
      Bald verengte sich der Weg, und zu seiner Linken fiel das Gelände ab; durch die Lücken zwischen den Bäumen konnte er weit über das Surrey Weald bis zu den South Downs sehen.
      Er bemühte sich bewußt, die Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen, einfach vorbeiziehen zu lassen, und konzentrierte sich in der nächsten halben Stunde einzig auf die Bewegungen seines Körpers und die steilen Anstiege, die immer häufiger zu bewältigen waren.
      Hinter einer Kurve versperrte ihm plötzlich das gewaltige Wurzelwerk eines Baums, das aus dem Felsen herauswuchs, den Weg. Er mußte so abrupt stehenbleiben, daß er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte. Das konnte nicht mehr der Greensand Way sein. Er mußte irgendwo ein Schild übersehen haben. Da er weder Karte noch Kompaß bei sich hatte, entschloß er sich, einfach den Pfad zurückzugehen; aber zuerst suchte er sich ein trockenes Fleckchen auf den Wurzeln und setzte sich zu einer kurzen Verschnaufpause.
      Als sein Atem sich langsam beruhigte, wurde er der tiefen Stille gewahr, nur durch Vogelgezwitscher und das gelegentliche Brummen eines Flugzeugs, das von Gatwick startete, unterbrochen. Kein Geräusch drang von den sacht schwankenden Baumwipfeln zum Waldboden hinunter, doch als von einem Ast über ihm ein Blatt herabtaumelte, hätte er schwören können, es rascheln zu hören.
      Kincaid strich mit den Fingern über die Flechten eines knorrigen Astes und fragte sich dabei, ob Alastair Gilbert sich je die Zeit genommen hatte, die Beschaffenheit einer Borke wahrzunehmen oder dem Fall von Blättern zu lauschen. Strenge Zielsetzung zum Erreichen gesellschaftlichen und beruflichen Erfolgs ließen im allgemeinen nicht viel Raum zu stiller Betrachtung.
      Er hatte sich große

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