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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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große Rolle spielte. Ich sehe soviel - so viele Kinder haben nie eine Chance. Ich weiß selbst nicht, ob ich einem Kind geben könnte, was meine Eltern mir gegeben haben. Die Arbeit, die ich tue, ist dem Familienleben nicht gerade zuträglich - fragen Sie meine geschiedene Frau.« Er lachte und sah auf seine Uhr. »Was, schon so spät?«
      »Würden Sie heute wieder die gleiche Entscheidung treffen, wenn Sie zwischen einer Beziehung und Ihrer Arbeit wählen müßten?«
      Mit dem Glas in der Hand starrte er sie an.
      »Es gibt da doch jemanden, stimmt’s?« fragte Madeleine, und ihre grünen Augen ließen ihn nicht los.
      Er stellte das Glas nieder, ohne getrunken zu haben. »Gab. Ich dachte, es gäbe jemanden. Aber sie hat es sich anders überlegt.«
      »Und wie geht es Ihnen damit?«
      »Das wissen Sie doch«, antwortete er überzeugt.
      »Sagen Sie es trotzdem.«
      Er sah weg. »Ich bin stinkwütend. Ich fühle mich verraten.«
      Er fuhr sich mit der Hand über den Mund. »Es war so gut - wir haben uns gegenseitig so gutgetan. Und dann hat sie mir einfach die Tür vor der Nase zugeschlagen.« Er schüttelte den Kopf und stand auf, ein wenig unsicher. »Ich glaube, ich gehe jetzt besser, sonst kriege ich noch das heulende Elend. Ich hab’ zuviel getrunken. Ich kann nur hoffen, daß Brian sich erbarmen und einen armen Polizisten für die Nacht aufnehmen wird.«
      Mit dem letzten Rest seines Weins prostete er ihr zu. »Sie sind eine Hexe, Madeleine. Sie haben mich mit Hexerei dazu gebracht, Ihnen mein Herz auszuschütten. Ich weiß nicht, wann ich mein Gejammer das letztemal jemandem zugemutet habe - und Sie sind immer noch so rätselhaft.«
      Madeleine brachte ihn zur Tür. Bevor sie sie schloß, hob sie die Hand und berührte kurz seine Wange. »Duncan«, sagte sie, ihn zum erstenmal beim Vornamen nennend: »Es wird sich alles finden. Haben Sie Geduld.«
      Die Tür schloß sich, und Kincaid stand allein im Dunkeln.
      Brian gab ihm ein Zimmer, und als Kincaid seine Reisetasche nach oben trug, fiel ihm ein, daß er Madeleines Frage nicht beantwortet hatte. Angenommen, Gemma würde anderen Sinnes werden - würde er die gleiche Wahl treffen, wie er sie bei Vic getroffen hatte? War er überhaupt fähig, irgend etwas seiner Arbeit unterzuordnen? Würde er riskieren, sie und sich selbst zu verletzen?
      Er fiel rasch in den tiefen, aber wenig erholsamen Schlaf, den übermäßiger Alkoholgenuß bringt. Seine Träume waren beunruhigend und seltsam, und als sein Piepser in den frühen Morgenstunden losquietschte, fuhr er mit hämmerndem Herzen und pelzigem Geschmack im Mund aus dem Schlaf.
      Er tastete schlaftrunken nach dem Knopf, um den Piepser auszuschalten, und starrte blinzelnd auf die Nummer, die in Leuchtschrift erschien. Fluchend setzte er sich auf und knipste das Licht an. Was zum Teufel konnte der Yard mitten in der Nacht von ihm wollen? Eine Meldung über einen Durchbruch im Fall Gilbert wäre aus Guildford gekommen. Und was hatte ihn veranlaßt, soviel zu trinken? Das war sonst gar nicht seine Art. Er nahm sein Jackett von der Stuhllehne und klopfte auf der Suche nach seinem Handy auf die Taschen. Nichts. Er mußte es im Wagen liegen gelassen haben. Ach, verdammt!
      Im Morgenrock ging er die Treppe hinunter zum Telefon in der Nische neben der Bar. Als die Zentrale ihn mit dem diensthabenden Sergeant im Yard verbunden hatte, lauschte er mit wachsendem Entsetzen. Auf die letzte Frage des Sergeant sagte er kurz: »Nein, lassen Sie. Ich mach’ das selbst.«
      Nachdem er aufgelegt hatte, blieb er einen Moment wie betäubt stehen. Nur mit Anstrengung faßte er sich. Er sah auf seine Uhr. Wenn er sofort losfuhr, konnte er bei Tagesanbruch in London sein.
     
     

* 12
     
    Punkt sieben hielt Kincaid den Wagen vor Gemmas Wohnung. Mit roten Augen und stoppeligem Kinn stieg er steifbeinig aus. Ihm graute vor dem, was er jetzt tun mußte.
      Auf sein leichtes Klopfen kam Gemma an die Tür. Schlaftrunken und verwirrt blinzelte sie ihn an. »Was tun Sie denn hier? Ich dachte, Sie wären in Surrey.« Sie musterte ihn etwas genauer und fügte hinzu: »Sie sehen ziemlich gräßlich aus. Nichts für ungut, Chef.« Gähnend trat sie zur Seite, um ihn einzulassen. Sie hatte einen abgetragenen Bademantel in einem unvorteilhaften Rostbraun an, das ihr Haar orangefarben wirken ließ.
      »Toby schläft noch«, sagte sie leise mit einem Blick zum Kinderzimmer. »Ich mache uns

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