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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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niedrigeren Bauten und alleinstehenden Häusern. Hier schien der Fluß nicht so scharf vom Land abgetrennt zu sein, und als Kincaid das hohe Gitter aus schwarzem Schmiedeeisen erreichte, erkannte er es sofort dank der Skizze in seiner Hosentasche. Er umfaßte zwei der lanzenähnlichen Stangen mit seinen Händen und spähte zwischen ihnen hindurch. Ein Keramikschild, das in die Mauer des nächststehenden Gebäudes eingelassen war, sagte ihm, daß die Häuser erst kürzlich errichtet worden waren - Julia und Connor Swann waren also vielleicht die ersten Bewohner gewesen. Sie erinnerten an Bootshäuser, gebaut aus ziegelrotem Backstein, mit weißgerahmten Fenstern, weißen Balkongittern und weißen Giebelverzierungen nach Zuckerbäckerart. Kincaid fand das alles ein bißchen übertrieben, insgesamt jedoch gefielen ihm die Häuser, denn sie harmonierten mit der natürlichen Landschaft und den umgebenden Häusern. Wie Prinz Charles empfand er moderne Architektur großenteils als eine Verunglimpfung der Landschaft.
      An abgestellten Booten und Anhängern vorbei ging Kincaid am Gitter entlang, bis er ein Tor fand. Die Häuser standen versetzt inmitten eines gepflegten Gartens, keines ganz wie das andere. Er fand das Haus ohne Mühe, zweistöckig, wie ein Pfahlbau auf Säulen über der Erde errichtet. Als er den Schlüssel ins Türschloß schob, fühlte er sich plötzlich wie ein Einbrecher, aber von den benachbarten Terrassen rief ihn niemand an.
      Er hatte Schwarz und Weiß erwartet.
      Unlogischerweise in Anbetracht der intensiven Farben, die Julia Swann bei ihrer Malerei verwendete, sagte er sich. Eine weichere Palette empfing ihn, beinahe mediterran, mit blaßgelben Wänden und Terrakottaböden. Leichte, helle Möbel im Wohnzimmer, ein marokkanischer Teppich auf dem gefliesten Boden. Auf einem niedrigen bemalten Tisch vor dem Sofa stand ein Schachspiel. Hatte Connor gespielt, oder war es nur ein Vorzeigestück?
      Ein Jackett lag achtlos hingeworfen über der Rückenlehne eines Sessels, Zeitungen waren über Sofa und Boden verstreut, unter dem Couchtisch erkannte er ein Paar Segelschuhe. Kincaid strich mit dem Zeigefinger über einen Tisch und wischte den aufgenommenen Staub an seinem Hosenbein ab. Connor Swann war offensichtlich nicht gerade ein Herr Saubermann gewesen.
      Er ging in die anschließende Küche, die keine Fenster hatte, jedoch zum hellen Wohnzimmer hin offen war und von dort genug Licht erhielt. Im Gegensatz zum Wohnzimmer war sie pieksauber und ordentlich. Auf einem Bord neben dem Herd stand ein Sortiment offensichtlich viel benützter Kochbücher. Die Kunst der guten Küche, las Kincaid, Die italienische Küche, La Cucina Fresca. Es waren noch mehr da, einige mit üppigen Farbfotos, deren Anblick allein ihn hungrig machte. Auf einem anderen Bord reihten sich Dosen mit Olivenöl, Essigflaschen, Gläser mit eingemachten Oliven, Artischocken, Pilzen.
      Kincaid öffnete den Kühlschrank und fand ihn gut ausgestattet mit verschiedenen Käsen, Eiern, Milch und Grünzeug. Im Gefrierschrank lagen einige ordentlich etikettierte Päckchen mit Fleisch, ein Baguette, einige Plastikbehälter, die vermutlich Suppen- oder Soßenfonds enthielten. Neben dem Telefon sah er eine angefangene Einkaufsliste: Auberginen, Tomatenmark, Radicchio, Birnen. Der Mann war offensichtlich ein ambitionierter Koch gewesen, der nichts davon gehalten hatte, gefrorene Fertiggerichte in die Mikrowelle zu schieben.
      Im ersten Stock waren ein Schlafzimmer mit anschließendem Bad, ebenfalls in weichen Gelbtönen gehalten, und ein kleines Zimmer, das offenbar als Büro oder Arbeitszimmer diente. Kincaid ging die nächste Treppe zum obersten Stockwerk hinauf.
      Hier war Julias Atelier gewesen. Durch große Fenster strömte das Licht des späten Nachmittags, und über die Wipfel der Weiden hinweg konnte er den Fluß sehen. In der Mitte des Zimmers stand ein kahler Tisch, an der Wand ein alter Schreibtisch mit einigen teilweise benützten Skizzenblöcken und einem Holzkasten voller Farbtuben. Neugierig kramte Kincaid darin herum. Er hatte nicht gewußt, daß es Aquarellfarben in Tuben gab. Karmesin. Maigrün. Ultramarinblau. Die Namen klangen wie Poesie, doch die Tuben hinterließen den feinen Staub der Vernachlässigung an seinen Fingern. Der Raum selbst wirkte leer und unbewohnt.
      Langsam ging er wieder hinunter und sah noch einmal ins Schlafzimmer. Das Bett war flüchtig gemacht, eine Hose lag mit herabhängendem

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