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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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nicht vorstellen, daß sie in der vorhersehbaren Zukunft wieder mit einem Mann Zusammenleben würde.
      Gemmas Möbel und andere Besitztümer waren derweil im Keller unter der Bäckerei ihrer Eltern in der Leyton High Street gelagert. Ihre Mutter hatte über ihre Entscheidung nur den Kopf geschüttelt und mit leichter Mißbilligung gefragt: »Was hast du dir nur dabei gedacht, Kind?«
      Eine ruhige Straße mit Bäumen und einem Park an ihrem Ende. Ein grüner eingefriedeter Garten voll verschwiegener Eckchen und Winkel, in denen sich ein kleiner Junge verstecken kann. Ein Ort voller Geheimnisse und Verheißung. Doch Gemma hatte nur gesagt: »Mir gefällt es, Mama. Und es ist näher beim Yard«, obwohl sie bezweifelte, daß ihre Mutter das verstehen würde.
      Sie fühlte sich von Ballast befreit, auf das Wesentliche reduziert, heiter und zufrieden in der Klarheit dieses Raums.
      Jedenfalls war es bis zu diesem Morgen so gewesen. Stirnrunzelnd überlegte sie, warum sie sich plötzlich so unruhig fühlte, und das Bild des zwölfjährigen Matthew Asherton stieg vor ihr auf.
      Abrupt stand sie auf, schob zwei Weißbrotscheiben in den Toaster, der auf dem Tisch stand, und ging zu Toby, um ihn zu wecken.
      Nachdem sie Toby bei ihrer Mutter abgesetzt hatte, fuhr sie mit der Untergrundbahn bis zum Charing Cross. Der Luftwirbel des davonfahrenden Zugs schlug ihr ihren Rock um die Beine, und fröstelnd hielt sie das Revers ihrer Jacke zusammen. Als sie oben, in der Fußgängerzone hinter St. Martin-in-the-Fields, ins Freie trat und um die Kirche herum in die St. Martins Lane ging, stellte sie fest, daß es draußen nicht besser war. Ein kalter Windstoß, der Staub und Papierfetzen mit sich trug, fegte die Straße hinunter.
      Sie rieb sich die Augen und zwinkerte mehrmals, um wieder klar sehen zu können, dann blickte sie sich um. Vor ihr an der Ecke war das Chandos Pub, und gleich dahinter stand ein großes vertikales Schild mit schwarzen Lettern auf weißem Grund: >London Coliseum<. Blaue und weiße Flaggen mit den aufgedruckten Buchstaben ENO umgaben es und zogen ihren Blick aufwärts. Scharf hob sich die weiße Kuppel vom blauen Himmel ab. Die Aufschrift >English National Opera<, die sich in weißen Lettern quer über die Kuppel zog, war ziemlich zurückhaltend, Gemma vermutete, daß sie abends beleuchtet war.
      Ihr fiel plötzlich ein, daß sie hier schon einmal gewesen war. Sie und Rob hatten sich ein Stück im Albury Theater etwas weiter die Straße hinauf angesehen und waren hinterher zu einem Drink ins Chandos gegangen. Es war ein warmer Abend gewesen, und sie hatten ihr Bier draußen im Freien getrunken, um dem Gedränge und dem Qualm in der Bar zu entkommen. Gemma hatte die Leute beobachtet, die aus dem Opernhaus strömten, angeregt, in lebhaftem Gespräch über die Aufführung, die sie gesehen hatten. »Ich würde auch gern mal in die Oper gehen«, hatte sie sehnsüchtig zu Rob gesagt.
      Er hatte auf seine herablassende Art gelächelt und spöttisch erwidert: »Damit du dir von dicken alten Kühen in albernen Kostümen die Ohren vollkreischen lassen kannst? Sei nicht blöd, Gem.«
      Gemma lächelte bei dem Gedanken an das Foto Caroline Stowes, das sie gesehen hatte. Rob wäre ganz schön von den Socken gewesen. Von wegen alte Kuh.
      Mit einem kleinen Prickeln der Erregung bei ihrem Eintritt in diese glitzernde Märchenwelt stieß sie die Tür zum Foyer auf. »Ich möchte zu Alison Douglas«, sagte sie zu der korpulenten grauhaarigen Frau am Empfang. »Der stellvertretenden technischen Leiterin des Orchesters. Ich bin mit ihr verabredet.«
      »Da müssen Sie nach hinten gehen, Schätzchen«, antwortete die Frau und machte eine Drehbewegung mit ihrem Finger. »Um das Gebäude herum, gleich neben der Laderampe.«
      Einigermaßen ernüchtert ließ Gemma die Pracht und die Wärme des Foyers hinter sich und umrundete das Gebäude in der angezeigten Richtung, bis sie in eine Gasse mit lauter Lieferantenzufahrten für Pubs und Restaurants gelangte. Der Bühneneingang zum Coliseum mit seiner Betontreppe und der schäbigen Tür, von der die Farbe abblätterte, war nur durch das ENO-Logo neben der Tür kenntlich. Gemma stieg die Treppe hinauf und trat durch die Tür in ein kleines Vestibül.
      Links von ihr saß ein Portier in einer verglasten Loge; geradeaus versperrte eine weitere Tür den Weg in die tieferen Regionen. Sie meldete sich beim Portier an, und er reichte ihr lächelnd ein

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