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Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer

Titel: Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie
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zuständig. »Wir -« Mit einem Blick auf Gemmas Gesicht zögerte sie, offenbar bemüht, die einfachste Erklärung zu finden. »Wir sorgen dafür, daß alles und jeder an dem Ort ist, wo er sein sollte. Das kann manchmal sehr anstrengend und mühsam sein. Und Michael ist im Augenblick für einige Tage verreist.«
      »Haben Sie auch mit den Dirigenten selbst zu tun?« hakte Gemma sofort nach, aber da machte der Korridor wieder einen Knick, und Alison schob den verschossenen Plüschvorhang zur Seite, der ihnen den Weg versperrte. Sie wich zurück, um Gemma den Vortritt zu lassen.
      Überrascht blieb Gemma stehen. Alison, die neben sie getreten war, sagte gedämpft: »Es ist schon erstaunlich, nicht wahr? Ich habe mich schon so daran gewöhnt, daß es mir nur noch auffällt, wenn ich es mit den Augen eines anderen sehe. Wir haben hier das größte Theater im West End, mit dem größten Bühnenhaus in London. Das macht es uns möglich, mehrere Produktionen gleichzeitig auf die Bühne zu bringen.«
      Der riesige Raum summte vor Geschäftigkeit. Bühnenbilder verschiedener Inszenierungen standen in surrealem Nebeneinander herum. »Oh«, sagte Gemma, während sie zusah, wie ein riesiges Stück Steinmauer von zwei Männern in Overalls mit Leichtigkeit durch den Raum gerollt wurde. »Das meinte Danny also. Donnerstags und samstags dirigiert Sir Gerald Pelleas und Melisande, freitags und sonntags wird das andere Stück aufgeführt - ich weiß nicht mehr, wie es hieß.«
      »La Traviata. Da, schauen Sie.« Alison wies zur Bühne. »Da ist Violettas Ballsaal, in dem sie und Alfredo ihr erstes Duett singen. Und dort« - sie zeigte auf das Stück Steinmauer, das jetzt säuberlich in eine Aussparung eingepaßt worden war - »das ist ein Teil von König Arkels Schloß aus Pelleas.« Sie warf einen Blick auf ihre Uhr, sah dann wieder Gemma an und sagte: »Ich muß dringend noch ein paar Dinge erledigen. Sehen Sie sich inzwischen hier um, ja? Sobald ich fertig bin, hol ich Sie hier wieder ab. Dann können wir auf einen Sprung in die Kantine gehen.« Mit den letzten Worten entfernte sie sich bereits von Gemma.
      Gemma ging über die Bühne zur Rampe und sah sich um. Vor ihr stiegen die Sitzreihen des Zuschauerraums an, barocke Pracht in blauem Samt mit Goldverzierung. Die Leuchter hingen wie glitzernde Monde hoch über ihr aus der Kuppel herab. Sie stellte sich den riesigen Saal mit Menschen gefüllt vor, die gespannt ihre Blicke auf sie richteten und darauf warteten, daß sie den Mund öffnete und zu singen begann. Ihr wurde plötzlich ganz kalt. Caroline Stowe mochte zierlich und zart wirken, aber sich auf einer solchen Bühne zu präsentieren und der erwartungsvollen Menge gegenüberzutreten, bedurfte einer Art von Kraft, die Gemma nicht besaß.
      Sie blickte in den Orchestergraben hinunter und lächelte. Sir Gerald wenigstens genoß einen gewissen Schutz und konnte den Zuschauern den Rücken kehren.
      Von irgendwoher vernahm sie Musik, eine eingängige, heitere Melodie, die von Frauenstimmen getragen wurde. Sie machte kehrt und ging wieder nach hinten, lauschte, um mehr zu hören, doch das Klopfen und Hämmern rund um sie herum übertönte die Musik, so daß sie nicht einmal feststellen konnte, aus welcher Richtung sie kam. Sie merkte erst, daß Alison Douglas wieder da war, als diese sie ansprach. »Haben Sie den Orchestergraben gesehen? Wir quetschen hundertneunzehn Musiker in diesen Raum, wenn Sie sich das vorstellen können, Ellbogen an -«
      Gemma berührte ihren Arm. »Diese Musik - was ist das?«
      »Was -?« Alison lauschte einen Moment verwundert, dann lächelte sie. »Ach so, das ist aus Lakme, MaUikas Duett mit Lakme im Garten des Hohen Priesters. Eine der Sängerinnen, die in La Traviata auftritt, singt im nächsten Monat im Covent Garden die Mallika. Sie versucht sich wahrscheinlich darauf einzustimmen, indem sie Platten hört.« Schon wieder sah sie auf die Uhr und sagte dann: »Wir können eine Tasse Tee zusammen trinken, wenn Sie das möchten.«
      Die Musik verklang. Während Gemma Alison wieder durch das Gewirr von Korridoren folgte, fühlte sie sich seltsam traurig, als hätte etwas sehr Schönes und Flüchtiges sie berührt. »Und nimmt diese Oper ein glückliches Ende?« fragte sie Alison.
      Alison warf einen Blick über ihre Schulter und lachte erheitert. »Natürlich nicht. Am Ende opfert sich Lakme, um ihren Geliebten zu schützen.«
      In der Kantine roch es nach

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