Deborah Crombie - 03 Und Ruhe in Frieden 04 Kein Grund zur Trauer
Todes Kontakt hatte, zur fraglichen Zeit getan hat«, antwortete Gemma, die Mühe hatte, nicht zu lachen.
Danny zog sich einen Hefter heran, der auf einem Stapel anderer lag, und öffnete ihn hinten. »Hier«, sagte er, nachdem er einige Seiten zurückgeblättert hatte, und hielt das Blatt hoch, so daß Gemma es sehen konnte. »Punkt Mitternacht. So hatte ich’s auch in Erinnerung, aber ich dachte, Sie wollen wahrscheinlich - wie sagt man gleich, eine Bestätigung?«
Sir Geralds Unterschrift paßte zu dem Mann, fand Gemma, großzügig und kräftig. »Bleibt er immer so lang nach einer Aufführung, Danny?«
»Manchmal.« Der junge Mann richtete seinen Blick wieder auf das Blatt. »Aber an dem Abend war er der letzte, der ging. Ich erinnere mich daran, weil ich endlich abschließen wollte - ich hatte noch was vor, verstehen Sie.« Er zwinkerte Gemma zu. »Aber irgendwas war da«, sagte er zögernd. »An dem Abend ... Sir Gerald ... Naja, er hatte einen in der Krone.«
Gemma gelang es nicht, ihre Überraschung zu verbergen. »Sir Gerald war betrunken?«
Danny senkte verlegen den Kopf. »Ich sag’s nicht gern, Miss. Sir Gerald hat für jeden immer ein freundliches Wort. Ganz im Gegensatz zu einigen anderen.«
»Ist so etwas schon einmal vorgekommen?«
Danny schüttelte den Kopf. »Soweit ich mich erinnern kann, nicht. Und ich bin jetzt seit über einem Jahr hier.«
Gemma schrieb sich das alles eilig auf, dann steckte sie ihren Block wieder ein. »Vielen Dank, Danny. Das war eine echte Hilfe.«
Um einiges gedämpfter als zuvor, schob er ihr das Anmeldeformular zur Unterschrift hin.
»Also dann, Tschüs«, sagte sie, als sie sich zur Tür wandte.
Noch ehe sie sie geöffnet hatte, rief Danny ihr nach: »Da ist noch was, Miss. Der Schwiegersohn, Sie wissen schon, der jetzt tot ist ...« Er hob seinen Hefter hoch und wies auf einen Eintrag nicht weit von dem Sir Geralds. »Der war an dem Tag auch hier.«
* 6
Eier, Schinkenspeck, Würstchen, Tomaten, Pilze - und waren das etwa Nierchen? Kincaid schob die fraglichen Fleischstückchen mit der Gabelspitze auf die Seite. Nieren zum Abendessen, das konnte er verkraften, aber zum Frühstück - das war denn doch des Guten zuviel. Sonst jedoch hatte man sich im Chequers wahrhaftig nicht lumpen lassen. Er betrachtete das üppige Frühstück, das blütenweiße Tischtuch, die Vase mit den bunten Löwenmäulchen und sagte sich, er sollte vielleicht dankbar dafür sein, daß Sir Gerald Asherton solchen Einfluß genoß. Wenn er sonst dienstlich außerhalb zu tun hatte, war er selten so komfortabel untergebracht.
Da er spät aufgestanden war, hatten die tugendhafteren Frühaufsteher ihr Frühstück längst beendet, als er kam, so daß er den Speisesaal für sich allein hatte. Beim Essen blickte er durch das Fenster in den feuchten, windigen Morgen hinaus und genoß die ungewohnte Muße. Der Wind trieb in Wirbeln die Herbstblätter vor sich her, deren Gold- und Rosttöne einen leuchtenden Kontrast zum noch grünen Gras des Kirchhofs bildeten. Die ersten Kirchgänger trafen zum Morgengottesdienst ein, und bald waren die Straßen rund um die Kirche von einem Ende zum anderen mit parkenden Autos gesäumt.
Er fragte sich, weshalb eine Kirche in einem so kleinen Dorf wie Fingest eine solche Menschenmenge anzog, und bekam plötzlich Lust, das selbst zu ergründen. Er stopfte sich den letzten Bissen Toast in den Mund und rannte noch kauend die Treppe hinauf, holte sich eine Krawatte aus seinem Zimmer und knotete sie hastig auf dem Rückweg nach unten.
Die Kirchenglocken begannen zu läuten, als er sich in die letzte Bankreihe schob. Die Anschläge im Vestibül hatten ihm rasch Antwort auf seine Frage gegeben - diese Kirche war für den gesamten Sprengel da, nicht nur für das Dorf. Höchstwahrscheinlich war es auch die Kirche der Ashertons. Sicher kannten viele hier die Familie, und manche waren vielleicht nur aus Neugier gekommen, um sie zu sehen.
Von den Ashertons jedoch erschien niemand, und eingelullt vom geordneten Ablauf des Gottesdienstes, kehrte er in Gedanken zu den Ereignissen des vergangenen Abends zurück.
Er hatte ein paar Minuten gebraucht, um sie soweit zu beruhigen, daß sie ihm ihren Namen sagte - Sharon Doyle -, und selbst das hatte sie erst getan, nachdem er ihr seinen Dienstausweis übergeben und sie ihn so angestrengt studiert hatte, als bereite ihr Lesen und Schreiben große
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